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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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denn je.
    Nachdem sie gestern Abend die Knutscherei von Jenny und Julian hatte beobachten müssen, war sie zu aufgebracht gewesen, um zu schlafen. Sie war fast die ganze Nacht aufgeblieben, hatte durchs Fenster auf den Hudson gestarrt und war sich dämlich vorgekommen, überhaupt Gefühle an Julian verschwendet zu haben. Als der Himmel allmählich heller wurde, gab sie sich Fantasien hin, aus Ästen und Zweigen ein kleines Floß zu bauen und sich flussabwärts nach Manhattan treiben zu lassen. Dort waren die Nachtschwärmer sicher noch unterwegs, und es gab heißere Typen als Julian, der ja sowieso erst ein Neuntklässler war. Wie recht es dieser Waverly-Sippe geschähe, wenn sie auf geheimnisvolle Weise verschwände. Was würden diese Langweiler nur ohne sie anfangen?
    Doch solche Fantasien waren der Stoff nächtlicher Verzweiflung. Heute war ein neuer Tag. Sie nahm ihr Handy heraus und drückte mit ihren unlackierten, hübsch polierten Nägeln die Tasten.
    »Hallo?« Callies Stimme klang weit weg.
    »Wo bist du? Wir sind verabredet!« Tinsley redete leise, damit Dekan Marymount sie nicht hörte. Sein Assistent genoss vielleicht irgendwo da draußen sein Wochenende, Marymount war jedoch ein Arbeitstier. Sie wusste, dass er auch an einem Samstag in seinem Dienstzimmer vor sich hinbrütete – vor allem nach den Ereignissen der letzten Nacht.
    »Ach ja, stimmt.« Callies Stimme klang träge und gedehnt, als sei sie gerade aus einem Schläfchen erwacht. »Ich bin bei Easy. Geht es nicht auch ein bisschen später?«
    Tinsley hörte, wie Easy im Hintergrund etwas murmelte, und Callie brach in Kichern aus.
    Sie verdrehte ihre veilchenblauen Augen. »Callie, ich bin jetzt hier. Hörst du mir überhaupt zu?« Sie versuchte, ihre Ungeduld zu verbergen. Draußen vor dem riesigen Erkerfenster schob sich eine regenschwere dicke Wolke vorbei und vereinzelte Regentropfen schlugen an die Fensterscheibe. Tinsley hoffte, dass Easy und Callie irgendwo im Freien herumhingen und sich zum Teufel noch mal zügig voneinander lösen mussten.
    »Ja, ich höre zu.« Flüster, flüster, raschel. Kicher. »Ich kann mich jetzt nicht mit dir treffen. Hey, hör auf. «
    Tinsley sah ungeduldig auf ihre silberne Movado-Uhr. »Womit soll ich aufhören?«
    »Ich habe Easy gemeint«, antwortete Callie mit einem erneuten albernen Kichern. » Hör auf , hab ich gesagt!«, kreischte sie.
    »Willst du mir nun helfen oder was ist?«, fragte Tinsley wütend und vergaß völlig, zu flüstern. Wenn sie nur ihr Bluetooth dabeigehabt hätte! Aber sie hatte keine Zeit gehabt, es sich aus ihrem Zimmer zu schnappen, jedenfalls nicht, ohne sich länger als zwingend nötig dort aufzuhalten und mit Brett und ihrer lesbischen Loverin Small Talk zu machen.
    »Ja doch. Hab ich doch gesagt, okay?«, fuhr Callie sie mit unterdrücktem Flüstern an, als wollte sie nicht, dass Easy mithörte. »Ich kann nur nicht jetzt sofort kommen. Geh du doch schon mal voraus und mach es ohne mich. Allein kommst du wahrscheinlich sowieso besser klar.«
    »Na fein.« Tinsley schaltete ihr Handy aus und schob es in ihre kleine Wildledertasche von Calypso. So ärgerlich es war, dass Callie sie jetzt hängen ließ, in einem Punkt hatte sie sogar recht: Tinsley würde wohl besser allein zurechtkommen. Sie holte tief Luft, ehe sie einen Schritt auf die Walnussholztür von Dekan Marymounts Büro zumachte.
    »Herein!«, bellte der Dekan in Antwort auf Tinsleys betont zögerliches Anklopfen. Er sah nicht auf, als sie eintrat. Sein sandfarbenes Haar, das sonst in Einzelsträhnen über seine Glatze gekämmt war, fiel ihm über die Stirn, während er sich über den Schreibtisch beugte, das Blatt Papier in seiner Hand studierte und in seinem leuchtend gelben Argyle-Pullunder zugleich total spießig, aber auch etwas bedrohlich aussah.
    »Dekan Marymount?« Tinsley kramte ihre bravste Kleinmädchenstimme aus der Schublade. Ihr glattes schwarzes Haar war zu einem straffen Pferdeschwanz zurückgekämmt, ihr Gesicht wirkte ungeschminkt und unschuldig – oder zumindest sollte es diese Wirkung erzielen. Was auch sonst? Immerhin hatte sie Julians Feuerzeug vor der Scheune weggeworfen, nachdem sie ihn mit Jenny gesehen hatte, was wiederum das berüchtigte Feuer ausgelöst hatte. Und das wiederum machte aus ihr eine wenig unschuldige Schülerin. Sollte es ihr nicht gelingen, Dekan Marymount einen Bären aufzubinden, war ihr Hintern Grillware. Selbst wenn es der perfekteste Hintern von Waverly war. »Nehmen

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