Rasende Leidenschaft
widerstehen konnte wie einem Corndog, blieben Trey ungefähr dreißig freie Minuten. Der Rest der Truppe würde im Lauf des Tages eintrudeln, um sich auf das erste Qualifikationstraining am Freitag vorzubereiten. An diesem Wochenende würde es keine Freizeit geben, da rund um die Uhr gearbeitet wurde, um eine Bad-Dog-Vorstellung abzuliefern, die die Corley-Fans nicht vergessen würden.
Diese kurze Pause war also die letzte, die Trey bis zum späten Sonntagabend haben würde. Sobald Sunshine zurück war, würde jede Hand gebraucht werden und …
„Als ich dich das letzte Mal habe still dastehen sehen, hattest du gerade die Hose heruntergelassen.“
Erschrocken fuhr Trey in der Werkstatt herum.
„Wie schön, dass meine Erinnerung mich nicht täuscht. Du hast tatsächlich einen knackigen Po.“
Er konnte das Gesicht der Frau im Türrahmen nicht richtig erkennen, weil sie die Sonne im Rücken hatte. Trotzdem wusste er genau, wer ihn da musterte. „Cardin Worth. Es ist eine Weile her.“
Sie trug schwarze Turnschuhe, eine Hüftjeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Dahlia-Speedway-Logo. Sofort beschleunigte sich sein Puls, wie immer, sobald sie in seiner Nähe war oder er auch nur an sie dachte.
Und er hatte in den vergangenen sieben Jahren oft an sie gedacht. „Wie geht es dir?“
Sie nahm ihre Sonnenbrille ab und betrat den Anhänger, der als Werkstatt diente. Ihr langer schwarzer Pferdeschwanz wippte, und ihre Wangenknochen waren markanter als in seiner Erinnerung. „Mir geht’s gut, Trey. Und dir?“
„Auch.“ Er beobachtete, wie sie die Sonnenbrille weglegte und den Drehmomentschlüssel nahm, dessentwegen er hergekommen war. Er hatte schon immer gefunden, dass sie die anmutigsten Hände hatte, und er hatte sich schon immer danach gesehnt, sie möge ihn intensiver berühren als an jenem Abend, an dem sie ihn mit heruntergelassener Hose ertappt hatte. „Was machst du schon so früh an einem Rennwochenende hier?“
„Eigentlich suche ich nach meinem Großvater.“ Sie musterte ihn forschend. „Hast du ihn gesehen?“
„Jeb? Nein.“ Trey hatte ganz vergessen, wie blau ihre Augen waren, wie wundervoll ihr Körper. „Geht es ihm gut?“
Ein kleines Grübchen erschien in ihrem Mundwinkel. „So gut wie eh und je.“
„Und du? Wie geht es dir?“
Ihr Lächeln wurde mitleidig, ihr Blick mild. „Das hatten wir schon.“
„Ach ja. Tut mir leid. Ich bin in Gedanken …“
„ … schon beim Rennen?“
Nein, eher bei jenem Abend vor sieben Jahren, an dem die Abschlussfeier der Highschool stattfand und sie Trey mit heruntergelassener Hose ertappt hatte. Jener Abend, als er Cardin in die Enge getrieben und ihrem Atem gelauscht hatte.
Er fragte sich noch immer, wie lange sie dort schon gestanden hatte, warum sie überhaupt stehen geblieben war, statt einfach weiterzugehen, und ob es sie so erregt hatte, wie er vermutete. Er fragte sich außerdem, ob sie, genau wie er, später von dieser Nacht geträumt hatte.
Er räusperte sich und kam auf ihre Frage zurück. „Ja, Farron Fuels ist immer ein wichtiges Rennen für Butch.“
„Für Dahlia auch“, erinnerte sie ihn, und in ihrer Stimme schwang ein gewisser Stolz auf ihre Heimatstadt mit.
Trey wusste, dass ihre Familie genau wie alle anderen, die von den vielen Besuchern des Dragster-Rennens profitierten, die schlechte Nachricht früh genug erfahren würde.
Dank Artie Buell, Sohn des Sheriffs, der sich gestern Abend in einer Kneipe an „Bad Dog“ Butchs Frau, die zusammen mit Sunshines Frau dort gewesen war, herangemacht hatte, war dieses Rennen das letzte für Butch. Er wäre hinter Gittern gelandet statt auf der Rennstrecke, wenn Trey und die anderen ihn nicht davon abgehalten hätten, auf Artie loszugehen.
Butch hatte nichts mehr übrig für eine Stadt, in der ein angeblich rechtschaffener Bürger – noch dazu einer, der mit dem Sheriff verwandt war – ungestraft eine verheiratete Frau belästigen konnte. Deshalb war das diesjährige Rennen das letzte. Corley Motors, eines der größten Dragster-Teams, würde nicht mehr zum Dahlia Speedway zurückkehren.
Und das bedeutete, dass auch Trey nicht mehr zurückkehren würde, sobald er seine Angelegenheiten hier erledigt hatte.
Cardin drehte mit nachdenklicher Miene den Schraubenschlüssel in der Hand. „Es muss seltsam sein, wenn man hier aufgewachsen ist und nie zu Besuch da war. Außer während des Farron Fuels.“
Er wollte ihr erklären, dass es ganz und gar nicht seltsam war, weil
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