Rashen - Einmal Hölle und zurück: Roman (Neobooks) (German Edition)
getäuscht? Ich dachte an seinen Körper. Meine Gedanken schweiften ab.
»Guten Morgen, Claire Coggswell.«
Ich fuhr herum und erstarrte. Chaske de Andiel. Er starrte mich belustigt an.
»Überrascht?«
»Was machst du hier?«, fragte ich tonlos.
»Tut mir leid, falls ich dich erschreckt habe. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nachtruhe.«
Die Art und Weise, wie er sprach und mich dabei musterte, ließ keinen Zweifel daran, dass er sehr genau wusste, mit wem ich die Nacht verbracht hatte. Gegen meinen Willen spürte ich es in meinen Wangen aufflammen. Verärgert kniff ich die Augen zusammen.
»Was willst du?«
Mit einer geschmeidigen Bewegung stieß sich Chaske von der Auslage ab, an die er sich gelehnt hatte, und kam schlendernd näher. Seine körperliche Präsenz war erdrückend. Er sah gut aus, mit seinen braungrünen Augen und den braunen Haaren, die ihm wild vom Kopf abstanden …
»Nur eine winzig kleine Information loswerden, liebe Claire.« Der Tonfall, den er anschlug, lösten ein seltsames Kribbeln in mir aus, eine Vorahnung stieg in mir auf, und ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals. »Was?«
Chaske neigte den Kopf, trat einen Schritt auf mich zu und grinste mich böse an. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich starrte ihn an. Paralysiert. Und dann sagte er drei einfache Sätze. Drei Sätze, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließen.
Kapitel 25
Der Tod ist der Anfang der Unendlichkeit. Oder so.
D er Himmel verdunkelt sich mit jeder Minute, die ich wieder auf der Menschenwelt verbringe, ein kleines bisschen mehr. Dicke Regenwolken versperren die Sicht auf die Sonne, und es ist erstaunlich frisch geworden. Genau das Wetter, das ich in London erwarte. Beschwingt schreite ich aus, auch wenn meine Bewegungen noch etwas hölzern und steif sind. Mein Herz schlägt hart und unbarmherzig gegen meine Rippen, und je näher ich Claire komme, desto heftiger scheint es in meiner Brust zu schlagen.
Das ist es also. Leben. Fühlen, in einem Augenblick verweilen. Für einen Bruchteil einer Sekunde schließe ich die Augen und lausche dem Klang meines Herzens.
In diesem Moment taucht eine junge Frau mit kinnlangen, roten Haaren und einem modischen schwarzen Frühlingsmantel aus einer Seitenstraße auf. Ihre Haare wippen im Takt ihres energischen Schritts. Zielstrebig steuert sie auf ein rotes Backsteinhaus zu.
Claire. Für die Dauer eines Herzschlags wird mir die Luft aus den Lungen gepresst. Claire.
Ich beschleunige mein Tempo, um zu ihr aufzuschließen, und habe sie schon fast erreicht, als sie sich zu mir umdreht … Ein verletzter Ausdruck huscht über ihre feingeschnittenen Gesichtszüge und machen einer Härte Platz, die ich noch nie zuvor an ihr gesehen habe. Mein neues Herz zieht sich bei diesem Anblick zusammen.
»Claire …«, stoße ich hervor, unfähig, etwas anderes als ihren Namen hervorzubringen. Ich habe ihre Seele verschont. Doch für welchen Preis?
»Komm nicht näher!«, ruft sie in einem schneidenden Tonfall und verengt ihre Augen zu zwei schmalen Schlitzen.
Ihr Gesicht ist verzerrt vor Wut, als sie anklagend einen Finger auf mich richtet.
»Komm nicht näher!«, schreit sie noch mal und macht einen Schritt nach hinten. Ich folge ihr, bis sie sich umdreht und zu rennen beginnt. Ihr Zorn und der Hass lähmen meine Bewegungen, doch schließlich hole ich sie ein, umfasse ihren Arm und zwinge sie, stehen zu bleiben. Ihr Schluchzen geht mir durch Mark und Bein. Der gequälte Laut durchdringt mich, durchläuft mich wie ein Beben, ein so schmerzvoller Laut wie der eines kleinen Hundewelpen. Mein Puls schnellt rasend in die Höhe.
»Lass mich los, Rashen! Du hast schon genug angerichtet!«, bebt sie. Tränen schimmern in ihren Augen. Meine Hand zuckt nach oben, verweilt einen Augenblick lose in der Luft. Ich will sie festhalten, sie in den Arm nehmen, ihr sagen, dass alles gut ist. Dass sie keine Angst vor mir zu haben braucht. Ich bin hier. Ich bin kein Dämon mehr, ich würde ihr niemals etwas tun – die größte Gefahr ist gebannt. Ich bin gebannt.
Stattdessen lasse ich meine Hand sinken.
Ich habe genug angerichtet? Unfähig, etwas darauf zu erwidern, starre ich sie für einen Moment lang sprachlos an. Was meint sie damit?
»Wovon bei den Fürsten sprichst du?«, frage ich sie, als ich meine Stimme wiederfinde.
»Wovon bei den Fürsten ich spreche?!«, wiederholt sie in beißendem Ton, entreißt mir ihren Arm und stößt mir mit voller Kraft gegen die Brust. Es
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