Rashminder Tage 3 (German Edition)
sich verlassen konnte. Die anderen Mitglieder der K.R.R.F. bedeuteten ihm nichts. Kumpels, mit denen man mal durch eine Taverne zog, Kampfbrüder im Gefecht, mehr nicht. Bis vor kurzem war Cael genauso unwichtig gewesen. So vieles hatte sich viel zu rasch verändert.
Ihr Götter, lasst ihn heil und lebendig sein. Lasst ihn irgendwo in einem Nebenraum liegen. Wenn ein Verbrecher wie Karchos einem nutzlosen Opfer wie mir eine winzige Schnittwunde verbinden lässt, dann kann er ebenso leicht Cael am Leben lassen.
Natt betete selten. Meistens, wenn er sich von Angst, Schmerz oder Trauer ablenken wollte. Es hatte geholfen, als er Ardams Todesschreie ertragen musste. Und als Eryk sich ins magische Vergessen geflüchtet hatte, um sich anschließend mit Kaiden zusammenzutun.
Diese unsichtbaren Hände, die seine Kehle wie auch die Brust umklammerten, ließen sich hingegen nicht fortbeten.
Ungerecht, es war so ungerecht! Wieso hatte Lark sie hierhergeschickt? Wieso hatte Cael mitkommen müssen? Er wäre vollkommen anders vorgegangen, warum hatte er Cael die Führung überlassen? Verzweifelt biss Natt sich in die Finger, um sich am Schreien zu hindern. Er verstand nicht einmal, was ihn mit Cael verband. Sie hatten zwei Mal miteinander geschlafen, ohne irgendwelche Zärtlichkeit oder romantische Anwandlung. Ansonsten gab es jede Menge Aggression, Schweigen und Hilflosigkeit angesichts Caels zerrütteten Seelenzustands.
Trotzdem hätte Natt sein Leben dafür gegeben, Cael hier und jetzt umarmen zu dürfen. In seine zornigen blauen Augen zu blicken und das namenlose Etwas zu nähren, das sich da zwischen ihnen zu entwickeln versuchte. Womöglich würde es sie beide vernichten, trotzdem wollte er nicht von ihm ablassen.
Obwohl …
Entsetzt wurde Natt klar, was es für Cael bedeuten musste, sollte er lebendig in die Hände jenes Mannes fallen, der für all die Ängste und Anfälle regungsloser Starre verantwortlich war. Karchos hatte Cael bis an den Rand des Todes foltern lassen und magisch geheilt. Ein Dutzend Mal. Ein Wunder mochte es sein, dass Cael daran nicht vollständig den Verstand verloren hatte, eine Gnade war es allerdings ganz gewiss nicht. Ein einziger Schlag könnte genügen, um Cael endgültig zu vernichten …
„Oh barmherzige Mutter, gib, dass er tot ist“, flüsterte Natt. Alles war besser als zu fürchten, wie Cael zerbrechen würde, sobald er erwachte und sich erneut in seinem Albtraum fand.
„Gib, dass er ohne Qual und Leid gehen durfte“, wisperte Natt.
Die Dunkelheit drückte ihn nieder, nun, da er nicht mehr die Kraft besaß, sich ihr zu stellen. Alle Dämonen erwachten gleichzeitig. Er war allein. Gefangen. Verloren in der Finsternis. Cael war fort.
Vereinzelte Tränen rannen über Natts Wangen, während er gegen den Schmerz in seinem Inneren ankämpfte, gegen die brennende Leere, die sich rasend schnell ausbreitete. Was mit ihm selbst geschehen würde, war Natt gleichgültig. Alles war gleichgültig. Er konnte und wollte nicht ein drittes Mal jemanden verlieren, der ihm wichtig war!
„Ihr Götter …“
Kapitel 4
Langsam klangen die Nachbeben ihres gemeinsam erlebten Höhepunkts ab. Kaiden kuschelte sich zufrieden an Eryks erhitzten Körper. Sein Liebster lag warm und schwer auf ihm, nicht müde, sondern ebenso glücklich wie er selbst. Torgens segensreicher Fluch, der dieses geistige Band zwischen ihnen geschaffen hatte, sorgte unter anderem auch dafür, dass Kaiden bei der körperlichen Vereinigung ein wenig mehr Lebensenergie an Eryk gab, als dass er von ihm nahm. Normalerweise war das Verhältnis ausgeglichen, wenn sich ein Magier mit einem normalen Menschen vergnügte. Vorausgesetzt, er benutzte keines der verbotenen Artefakte, mit denen er sich an seinem Opfer bedienen konnte. Sobald Kaiden den aktiven Part übernahm, flutete er Eryk sogar regelrecht mit den überschüssigen Kräften, über die er als Magier verfügte.
Die Diskussion, die er gestern Nacht mit Lys geführt hatte, fiel ihm wieder ein, auch wenn er sie liebend gerne vergessen hätte.
„Ich begreife immer noch nicht so recht, was Magie nun wirklich ist“, sagte Lys nachdenklich.
„Du bist in guter Gesellschaft, darüber reden sich die Gelehrten seit Jahrhunderten die Köpfe heiß. Der beliebteste Ansatz lautet, dass es der Geist der Götter ist“, erwiderte Kaiden.
„Womit Magier zu Erwählten erhoben werden würden.“ Kirian grinste, wodurch die Bemerkung weniger scharf wirkte.
„Eine Idee,
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