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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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ständiger Polizeiüberwachung für seinen eigenen Schutz stand, wusste ich sehr wohl, dass jene, die ihn hassten, so klug waren so wie sie gut in Verbindung standen. Tatsächlich hatte Gospodin Ministir - Herr Minister - Protopopow, der dem Innenministerium vorstand, meinen Vater wiederholt vor Gefahren gewarnt, die überall lauerten.
    „Hören Sie mir sorgfältig zu, Vater Grigori“, hatte Gospodin Ministir Protopopow gesagt. „Die Leute planen offen Ihren Tod Seien Sie jeden Augenblick auf der Hut! Das sind sehr schwierige Zeiten!“
    Da ich nun aus der Tür eilte, rief ich die beiden Geheimagenten, die in unserem Treppenhaus postiert warten. Uns zur Hilfe kommend, nahmen sie jeweils Papa bei einem Arm und wir alle stiegen schnell hinunter. Sobald wir unten waren, schritten wir von der kleinen Empfangshalle über den Hof, durch den Bogengang und auf die frostige Straße, wo eine dunkelblaue Limousine schon auf uns wartete. Es war ein Delaunay-Belleville und sicher aus der kaiserlichen Garage, obwohl ein Wappen und offizielle Kennzeichnungen fehlten. Als der Chauffeur heraussprang, um die Tür für uns zu öffnen, konnte ich an seiner khakifarbenen Uniform und dem doppelköpfigen Adler, der auf der goldenen Borte um seinen Kragen geprägt war, dass er tatsächlich einer der persönlichen Fahrer des Zaren war. Dass ein ungekennzeichnetes Automobil gesandt worden war, war keine Überraschung, denn die Zarin gab sich immer große Mühe, keine Aufmerksamkeit auf die Besuche im Palast meines Vaters zu ziehen.
    Als wir davonfuhren, die Straße hinuntersausten und dann entlang des Dammes des Flusses Fontanka, beugte ich mich vor und senkte Papas Fenster, damit die frische Nachtluft ihn zu seinen Pflichten wachrütteln mochte. Mich in dem reichen Ledersitz zurücksetzend, zog ich meinen Umhang über meine Schultern und vergrub meine Hände in meinen Pelzmuff - den die Kaiserin mir erst das Jahr zuvor geschenkt hatte.
    Es war kurz nach Mitternacht und wäre das vor dem Krieg gewesen und das die Weißen Nächte des Sommers, wären die Straßen mit dämmrigem Sonnenlicht überflutet, Leute auf der Suche nach Unterhaltung und jede Anzahl an Pferdedroschken gewesen. Im Dezember jedoch waren die entworfenen Boulevards und prospekti der Hauptstadt - die alle groß und gerade und daher so sehr ausländisch waren, so ungemütlich nicht-russisch - dunkel und eisig und nun mit Scharen verwundeter Soldaten und hungrigen Bauern gefüllt, einige kauerten um offene Feuer herum, andere schliefen direkt draußen auf den Gehsteigen, mit ein paar Plünderern, die herumsteiften. Vor nicht langer Zeit hatte Papa eine Vision gehabt, dass der Zar Zugladung um Zugladung Getreide in die Hauptstadt bringen müsste. Und er hatte Recht. Die liodi - das gemeine Volk - brauchte Nahrung. Zuhause in unserem Dorf hatten wir viele harte Zeiten durchlebt, und mein Vater wusste sehr wohl, was der Zar nicht wusste - dass ein Bauer ohne Brot ein sehr gefährlicher Mann war.
    Als wir auf den Newsky Prospekt bogen, sah ich nur eine kleine Handvoll Schlitten und nur einen Platz, der lebhaft und warm aussah, den Sergeeiwski-Palast, der das Zuhause der Großherzogin Elisabeth, der Schwester der Zarin, gewesen war, bevor sie ins Kloster gegangen war. Nun wurde er von dem jungen Großherzog Dmitri bewohnt, und die Fenster im ersten Stock des fantastischen roten Gebäudes erstrahlten vor elektrischen Lichtern und lärmender Festlichkeit, denn es gab und würde nie eine Knappheit unter dem Adelsstand geben. Danach war alles bedrückend ruhig, die Straßen mit Müll und verlorenen Seelen gefüllt, die, begann ich zu erkennen, zunehmend weniger wie verwundete Soldaten und mehr wie Deserteure aussahen.
    Innerhalb kurzer Zeit verließen wir den Rand der Stadt und eilten durch die Landschaft. Vater und ich saßen still auf dem Rücksitz, er blickte aus dem Fenster, ich starrte aus meinem. Der Mond war überraschend hell und als meine Augen der schneebeladenen Landschaft folgten, sah ich flache weiße Felder, dann eine Birkenreihe, als nächstes eine Gruppe kleiner Hütten mit Rauch, der aus den Schornsteinen sich kräuselte, und eine winzige Kirche mit einer goldenen Zwiebelkuppel, dann wieder ruhende Felder unter eine blassen Decke.
    Es gab wenig Zweifel in meinem Sinn, dass bis zum Morgen die gesamte gute Gesellschaft und einige mehr von den Ereignissen heute Nacht Bescheid wissen würde. Ich war sicher, dass bis zum Sonnenaufgang die betrunkene Fürstin, die

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