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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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gerufen worden waren, an ihrer Seite weinten. Es war dann, dass Papa aufgetaucht war, jeden zur Seite stieß und zu der verwundeten Frau eilte. Als er ihre schlaffe Hand in seine nahm, benutzte Papa alle seine Kräfte, und befahl sie zurück zu uns, zu den Lebenden.
    „Anuschka! Anuschka!“, rief er, als der Zar und die Zarin erstaunt zusahen.
    Sie rührte sich und öffnete ihre Augen zum ersten Mal.
    „Sprich zu mir!“
    Ihre Lippen zitterten und sie sprach kaum: „Beten Sie für mich, Vater …“
    „Wach auf und steh auf!“
    Ihre Augen öffneten sich weiter, aber sie bewegte sich nicht.
    Vater ließ ihre Hand fallen und stolperte erschöpft aus dem Zimmer, wobei er murmelte: „Sie wird ein Krüppel sein, aber sie wird leben.“
    Nun keine Zeit verlierend, humpelte Madame Wyrubowa dahin und führte uns durch die großen Türen und in einen Empfangsraum, vergaß die Registrierung - wo unsere Anwesenheit trotzdem vorschriftsmäßig von einem Beamten vermerkt wurde, der für den Vater dieses Zaren und sogar für den davor gearbeitet hatte. Wir gingen an einigen schweigenden Wachen in prächtigen Uniformen vorbei, gingen durch eine Doppeltür und hinunter den langen Mittelgang mit seinen prachtvollen Teppichrollen aus dem Kaukasus. Die Privatgemächer der Zarin waren hier in den Zimmern links, und die Geschichten, die über heute Nacht erzählt werden sollten, war ich sicher, würden Rasputin dort wahrscheinlich in Aleksandra Fjodorownas Lieblingszimmer, ihrem malvenfarbenen Boudoir platzieren. Den Geschichten über Rasputin hinzuzudichten war eine nationale Besessenheit; ich hatte gerade von einer eleganten Gastgeberin gehört, die ein Schild in ihrem Salon angebracht hatte, auf dem „K EIN G EREDE ÜBER R ASPUTIN “ stand. Die Erwähnung meines Vaters in der Presse war strikt verboten, daher tauchten immer „angebliche“ Augenzeugen auf, die „angebliche“ Informationen über Papa auf die althergebrachte russische Weise übermittelten: Klatsch. Auf diese Weise wurden endlose garstige Geschichten verbreitet, sowohl am Hof als auch auf dem Markt und bis zur Front. Vor nicht langem hatte ich Dunja in der Küche schwafeln gehört, indem sie sich beklagte, dass die Geschichten bis nach Berlin gegangen waren, wo die Propagandisten des Kaisers nicht nur darauf Theorien entwickelten, sondern sich vergewisserten, dass ihre Spione zurückkehrten und sie in Petrograd pflanzten und noch mehr Aufruhr schufen.
    „Merke dir meine Worte, es gibt deutsche Spione, die überall ihre Drecksarbeit tun“, hatte Dunja gesagt, während sie wütend in einem Topf umrührte. „Klatsch einmal gehört ist angenehm erregend, zweimal gehört und er ist interessant, aber wenn er dreimal gehört wird, nehmen die Leute ihn als Tatsache. Und die Deutschen sind klüger als wir. Sie wissen , dass die beste Art, den Zar zu stürzen, ist, seine Gemahlin anzugreifen, die natürlich eine von ihnen ist, eine deutsche Prinzessin von Geburt.“
    Als ich kein Anzeichen von Strümpfen unter Madame Wyrubowas dickem Zobelmantel sah, konnte ich mir vorstellen, was morgen herumgehen würde. Jemand würde zweifellos behaupten, dass sie nackt auf Rasputin unter ihrem prächtigen Pelz gewartet hatte.
    Ich hörte eine Tür sich am anderen Ende des langen Ganges öffnen, und eine große elegante Frau schritt hindurch. Es war die Kaiserin Aleksandra Fjodorowna selbst, eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte, groß und dünn, ihr Gesicht fein geschnitten, ihr Haar dicht und lang, obwohl heute Nacht, sehr zu meiner Überraschung, es herabgelassen war wie für das Bett. Zusammen mit ihren immer anwesenden Süßwasserperlenketten, die von ihrem Alabasterhals hingen, trug sie eine lange weiße Seidenrobe, nicht mehr. Ihre Augen, gewöhnlich ein klares Blau, waren verschwollen und rot.
    Als sie mich sah, konnte die Kaiserin ihre Überraschung nicht verbergen und erstarrte, schüttelte leicht ihren Kopf. Madame Wyrubowa, die ihre begehrte Stelle durch ihre scharfsinnige Fähigkeit, die Bedürfnisse ihrer Herrin zu lesen, bewahrte, blieb sofort stehen und packte mich beim Arm. Papa ging jedoch weiter, indem er direkt zu Ihrer kaiserlichen Hoheit hinaufmarschierte. Und nein, er fiel nicht vor ihr auf seine Knie, noch verbeugte er sich und suchte bizmyen - die Gelegenheit, die Hand seiner Monarchin zu küssen. Er schritt eher hinauf zur Kaiserin, als ob er ihr ebenbürtig wäre, sogar über ihr stehend, und küsste sie auf sibirische Weise, dreimal auf

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