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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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einem Kreis aus neun Sternen – das Symbol Mystras, der Göttin der Magie. Er drehte das Medaillon um und studierte die Sigel, ein magisches Zeichen, das für jeden Magier individuell gestaltet war und das auf der Rückseite eingraviert war. Es war ein Zeichen, das er gut kannte.
    »Chalzaster«, murmelte er und sah in die leeren Augenhöhlen seines ersten Meisters. »So also endete er.«
    Schweigen sank über die Gruppe. Der Name Chalzaster war ihnen vertraut, sie hatten ihn auf vielen Zauberschriftrollen gelesen. Er war ein Erzmagus der Schule der Illusionisten und vor allem für seine Verteidigungszauber bekannt gewesen, die gegen Angriffe von See schützen sollten. Viele potentielle Invasoren waren durch seine Trugbilder von Piratenschiffen, Seeungeheuern und Wasserfontänen entmutigt worden. Sein Name hatte sich zum Sprichwort weiterentwickelt: »Chalzasters Schatten« war ein Synonym für alles, was Angst machte, aber keine Substanz besaß.
    »Der Sumpf hat den Erzmagus Chalzaster getötet«, flüsterte einer der Männer niedergeschlagen.
    »Ja«, pflichtete Zilgorn ihm ruhig bei. »Ein unerwarteter Fund. Du, Hazzle, sammelst die Fingerknochen ein.«
    Der junge Mann machte sich zögernd an die Arbeit. Er war auf dem Weg, die Kunst der Nekromanten zu erlernen. Daher war ihm auch klar, daß die Knochen eines Erzmagus sehr wahrscheinlich Bestandteile für einen seltenen und sehr mächtigen Zauber waren. Augenblicke später legte er den finsteren Schatz in die Hände seines Meisters.
    Zilgorn verstaute die Knochen sorgfältig in einem kleinen Beutel, den er am Gürtel trug. »Seht euch um. Wer weiß, was Chalzaster vor seinem Tod fand.«
    Sie arbeiteten, bis die Schatten lang und tief wurden und in der Ferne die nachtaktiven Geschöpfe begannen, den aufsteigenden Mond anzuheulen. Schließlich hatten sie sämtliche Knochen Chalzasters von Ranken befreit. Der große Magier war gestorben, während er über das Tor zu einem großen zerfallenen Steingebäude gewacht hatte, das vor langer Zeit vom Sumpf geschluckt worden war.
    Zilgorn schob das Skelett zur Seite und spähte in die Finsternis. »Licht, rasch!«
    Zu spät wurde ihm klar, daß er ausdrücklich eine ganz normale Fackel hätte verlangen sollen, in Öl getränktes Ried, das von den Funken entzündet wurde, die beim Zusammentreffen von Feuerstein und Stahl entstanden. Aus Gewohnheit ließ einer der Magier eine schwebende Kugel aus sanftem blauem Licht entstehen. Die leuchtende Sphäre schaukelte leicht hin und her, dann glitt sie in den Raum.
    Zilgorns Tadel blieb unausgesprochen, als ein azurner Lichtschein den Raum erhellte und die Erkenntnis brachte, daß Chalzaster nicht allein gestorben war.
    Die Skelette mindestens eines Dutzends Menschen sowie die zierlicheren Überreste dreier Halbelfen lagen auf dem Boden. Skelettfinger umschlossen noch immer wertvolle Waffen – Schwerter, Spieße und Dolche. Diese Leute waren schnell gestorben, und man hatte sie liegenlassen, wo sie gefallen waren.
    Der Magier suchte den Raum nach einer Erklärung ab. Die Wände waren zwar uralt und im Zerfall begriffen, doch man konnte immer noch die Überreste von gemeißelten Bildern erkennen, die Legenden über die Göttin Mystra zeigten. Inmitten eines Steinhaufens nahe der gegenüberliegenden Wand konnte Zilgorn mit Mühe einen zertrümmerten marmornen Altar ausmachen. Von einer umgestürzten Säule baumelte ein Gefäß herab, das für das Verbrennen von Weihrauch gedacht gewesen war, in dem sich aber nun das verlassene Nest eines Vogels befand. Das war eindeutig ein Mystra-Tempel gewesen, wahrscheinlich handelte es sich um die antike Stätte, die einst die Heimat von Chalzasters Vorfahren gewesen war. Anscheinend war der Erzmagus ins Dorf seiner Ahnen zurückgekehrt. Aber warum war er gestorben?
    Zilgorn blieb stehen, um aus einer zerfallenden Faust ein Schwert zu nehmen. Er betrachtete die Zeichen auf der Klinge. Sie waren magisch, dessen war er sich sicher, doch im Stahl spürte er nichts vom Pulsschlag des Lebens. Ein sehr edles Tigerauge, ein goldener Edelstein, der fast die Größe eines Hühnereis hatte, war in das kunstvoll verzierte Heft eingelassen. Der Stein war matt und milchig, als hätte man das Schwert geblendet.
    »Nicht geblendet«, murmelte Zilgorn, als er plötzlich verstand. »Ausgeblutet.«
    »Meister, seht!«
    Hazzles Tonfall war eine Mischung aus Erregung und Ehrfurcht. Der Nekromant ließ das magisch tote Schwert fallen und schritt durch den Raum. Sein

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