Rattentanz
achtzehn Jahre alt), die vierundfünfzigjährige Frau des Fabrikanten, die sie nacheinander vergewaltigten, wobei Ulf sich auf ihr Kissen erbrach, und siebentausend Euro Bargeld. Im Nachtschränkchen des Hausherrn (in der oberen Schublade hatte ein Playboy vom letzten Monat gelegen) fanden sie außerdem Zigarettenpapier und ein fest gepresstes Päckchen Marihuana. Sieh mal einer an.
Danach waren sie weiter nach Süden gefahren. Ronny hatte die Schweiz als Ziel ausgegeben. »So viele langsame Schweizer! Genau richtig für unseren Jagdausflug!«
Kurz nach Sonnenaufgang, sie hatten gerade hinter Bonndorf ein kleines Nest mit einem ausgebrannten Flugzeugwrack als Wahrzeichen durchfahren, zog der vor Ronny und Ulf fahrende Christian nach links und hielt vor einem gepflegten Bauernhaus.
»Ich hab Hunger«, hatte er seinen Kameraden erklärt. Sie hatten gefrühstückt, obwohl die beiden Alten kaum noch etwas übrig gelassen hatten. Dann war Ulf auf die Idee gekommen, die Alten an einem Obstbaum hinter dem Haus aufzuknüpfen. Nur so zum Spaß, er wollte wissen, ob der starke Ast beide tragen könne. Er konnte.
Florian und Christian hatte es wenig später erwischt. Sie rasten gegen einen Baum, als sie zwei Idioten in einem zerbeulten Sportwa-gen, die ihnen auf dem Mittelstreifen plötzlich entgegenkamen, ausweichen wollten.
»Scheiße auch!«, hatte Ronny gerufen und war dem Unfall mit seinem Wagen gerade noch so ausgewichen. »Hast du das gesehen, Mann? Peng! Und weg sind sie! Schade drum, waren gute deutsche Kameraden«, und ohne sich noch einmal umzudrehen fuhren sie davon, jeder eine Flasche zwischen den Beinen, und zogen abwechselnd an einer überdimensionalen Tüte.
Wenig später wurden sie durch einen breiten Graben, den ein abgestürztes Flugzeug quer über die Straße gezogen hatte, zum Abbiegen gezwungen.
»Lass doch die blöde Schweiz. Fahren wir lieber nach Freiburg!« Der Vorschlag kam von Ulf und Ronny war es einerlei. Hauptsache unterwegs sein, Hauptsache frei, Hauptsache, es gab was zum Jagen!
Schluchsee und Neustadt waren ihre nächsten Stationen. Sie legten jeweils kurze Pausen ein, um etwas Essbares aufzutreiben und ihren Jagdtrophäen drei weitere hinzuzufügen: ein mongoloides Mädchen, das am Straßenrand mit einem Ball gespielt hatte (»Abschaum! Minderwertiger Müll, der weggehört!«, sagte Ronny, war zurückgefahren und hatte das Mädchen aus dem Fahrerfenster heraus mit einem Lächeln erschossen) und zwei Männer, die in Neustadt gerade einen Korb voll Wurst aus dem Kühllager einer aufgebrochenen Metzgerei trugen.
»He, Jungs!«, hatte Ronny gerufen und Ulf war gespannt, was sein Kamerad diesmal vorhatte. »Plündern ist gesgesetzlich nur Militärangehöligen gestattet«, hatte er gelallt. »Ihr seid ganz schön ungesetzlich.« Und dann (Peng-peng) gab es zwei Plünderer weniger auf dieser verruchten Welt. Ulf stieg aus und lud den Korb Wurst in ihren Wagen.
Schließlich ging ihnen kurz nach Mittag der Sprit aus. Es war nur ein paar Hundert Meter nach Hinterzarten, als ihr Fahrzeug plötzlich stotterte und schließlich ausging. Ronny hielt an einer Leitplanke, wobei er den rechten Scheinwerfer demolierte. Sie klappten ihre Sitze nach hinten und schliefen augenblicklich ein.
Achim Stiller fühlte sich elend. War das die wohlverdiente Strafe dafür, dass er Schwester Eva und Aleksandr Glück im Stich gelassen hatte? Aber sie hatten ja noch diesen Polizisten, versuchte er sich zu beruhigen, sollte der doch Glücks Frau suchen. War der Polizist nicht selbst aus Donaueschingen? Na also, dann würde er schon wissen, was zu tun war.
Er war an der Kreuzung nach links abgebogen, nach Wolterdingen, dann weiter an Bräunlingen vorbei (die Tankstelle, an der er eigentlich halten wollte, bestand nur noch aus verkohlten Mauerresten und von der zerstörten Altstadt zog schwarzer Qualm nach Nordosten, auf Donaueschingen zu) und schließlich bei Döggingen auf die Bundesstraße nach Freiburg gefahren. Aber seine Freude über das zügige Vorankommen hielt nicht lange an. Schon nach wenigen Metern auf der Bundesstraße ging an einem bösen Unfall auf der Gauchachtalbrücke nichts mehr. Über Feldwege und Nebenstraßen kam er nach Rötenbach, wo sein knallroter Sportwagen schließlich mitten im Dorf ausrollte. Die Tankanzeige stand auf Null.
»Ich könnte Ihnen ein Fahrrad anbieten«, schlug ihm ein Bauer vor und lächelte dazu, wie eben nur ein Bauer lächeln kann, der um ein gutes Geschäft weiß. Die
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