Raub der Zauberkristalle
standen einfach da und blickten ins Leere!« Joby deutete auf Caeryll. »So wie er jetzt noch! Irgend etwas hat Macht über die gehabt – und nicht nur über sie. Als ich Gafunkel die Steine nur zeigen wollte, sah ich zu spät, daß die anderen Rohnen reglos am Boden lagen, die ihn bewachen sollten. Ich hörte nur ein Geräusch hinter mir, und da war es auch schon geschehen!«
Joby hielt Mythor den Hinterkopf hin, teilte die Haare und zeigte eine dick angeschwollene Beule und verkrustetes Blut.
»Er schlug dich nieder und nahm die Kristalle an sich?«
»Nur so kann es gewesen sein. Als ich zu mir kam, war er weg – mit den Steinen. Die Rohnen saßen nur da und stierten vor sich hin. Ich hätte sogleich Alarm geben sollen, Mythor, aber ich… konnte es einfach nicht! Es war zu schrecklich!«
Mythor versuchte, sich ein Bild der Geschehnisse zu machen. Gafunkel war Feinwerker. Boozam hatte etwas über diese Zunft gerufen, als sie Hals über Kopf zum Anlegeplatz rannten. Viel hatte Mythor davon nicht verstanden – doch immerhin genug, um von der Macht der Feinwerker zu wissen.
Früher einmal hatten sie sich aus Angehörigen verschiedener Völker zusammengesetzt. Jetzt gab es fast nur noch Creatas, die alle anderen verdrängt hatten. Gafunkel war ein Creata.
Als hervorragende Goldschmiede, alchimistisch und magisch angehaucht, arbeiteten sie für die Reichsten der Reichen – Könige, Kaufleute und Magier.
Hüte dich vor solchen wie Gafunkel! glaubte Mythor des Schleusenwärters Stimme wieder zu hören. Denn sie besitzen das Wissen vieler Magiekundigen, das sie als Preis für ihre Schmiedearbeiten nehmen!
Mythor hatte nur die Kristalle und Carlumen im Kopf gehabt, dem Kampfschauplatz schon nahe. Jetzt erst wurde ihm die Bedeutung der Warnung bewußt.
Cryton hatte also recht. Was Caeryll offenbar noch in seinem Bann hielt, war mit allen geschehen, die Gafunkels Flucht hätten beobachten und verhindern können.
»Er lebt in Watalhoo«, knurrte Berbus. »Die Frage ist, wie kommen wir über den Strom.«
Carlumen und das Leben ihrer Bewohner aufs Spiel setzen oder nicht. Inzwischen konnte der wälsische Schwertkämpfer Agon berichten, daß insgesamt dreizehn Rohnenkrieger im Kampf gefallen waren.
Während Mythor noch mit sich rang, ging Sadagar zum linken Bugfenster und richtete sich etwas auf die Zehenspitzen auf.
»Da kommt Boozams Boje!« rief er aus. »Sie fährt in den Hafen ein! Er ist auf der Scholle und winkt zu uns herüber. Ich glaube, er will wieder an Bord kommen!«
Doch bevor es soweit war, erschien Glair mit einer neuen Schreckensnachricht. Mythor erwartete auch Fronja zu sehen, doch das war vergessen, als die Hexe erklärte:
»Ich glaube, mit dem Carlumen- Organismus stimmt etwas nicht. Es ist zwar nur ein Gefühl, aber ich würde mich nicht darauf verlassen, daß Carlumen noch voll einsatzfähig ist.«
Mythor und Sadagar starrten sich an. Dann wendeten sich beider Blicke erneut auf den schweigenden Caeryll.
»Gafunkel hat das gemacht!« sagte Joby. »Er hat alles verzaubert!«
Wenn das stimmte, gab es nun einen Grund mehr, schnellmöglich nach Watalhoo zu gelangen und den Feinwerker zu stellen. Niemand unter den Carlumern wußte, wo Gafunkel wohnte, aber das sollte die geringere Schwierigkeit sein.
Boozams Boje wurde im Hafen von Visavy festgemacht. Der Schleusenwärter sprang mit den Kaezinnen von der überwucherten Scholle und kam geradewegs über die Plattformen auf Carlumen zu.
Mythor eilte ihm entgegen. Sie trafen sich auf halbem Weg bei den Wehren.
»Ich weiß eine Möglichkeit, nach Watalhoo zu gelangen«, sagte der Aborgino, noch bevor Mythor ihm von den Vorfällen auf Carlumen berichten konnte. »Mit der fliegenden Stadt schafft ihr es nicht. Glaubt mir, die Blockadeschiffe sind bestens vorbereitet. Wer den Todesstern bekämpfen will, der nimmt es mit Carlumen allemal auf.«
Das war keine Herabwürdigung Carlumens, sondern eine Feststellung über die Kampfkraft der Flotte im Goldenen Strom.
»Der Weg ist gefährlich. Er führt unter dem Strom hindurch. Ich habe von meinen Volksgefährten gehört, daß sich immer noch einige Leute in Visavy aufhalten, die allen Grund haben, rasch auf die andere Seite zu kommen. Sie werden versuchen, den Goldenen Strom zu unterwandern. Ich schließe mich ihnen an, um den Domo zu stellen.«
»Ich komme mit!« verkündete Mythor spontan. Insgeheim hatte er gehofft, daß Boozam doch noch einen Ausweg wußte – wenn auch nicht wirklich daran
Weitere Kostenlose Bücher