Raub der Zauberkristalle
keine unmittelbare Gefahr bestand. Und er konnte auch nur an eines denken.
»Ich habe ihn gesehen, Berbus!« sagte er auf dem Weg zum Bugkastell. »Gafunkel, wie er mit der letzten Fähre nach Watalhoo übersetzte. Er zeigte mir einen Stein.«
»Er hat alle neun!« fluchte der Wälse. »Darkon mag wissen, wie er die Wachen verzauberte! Die beiden Rohnen beteuern, nichts von ihm im Kastell gesehen zu haben. So, wie sie es sagen, glaube ich es sogar. Und niemand sah den Dieb von Bord schleichen.«
»Außer den Rohnen war also kein anderer bei den Steinen?«
»Für einige Zeit nicht. Wir wollten uns alle bereit halten, sofort einzugreifen, falls euch…«
Mythor brachte ihn mit einer wütenden Handbewegung zum Schweigen.
»Es war unverantwortlich und leichtsinnig!«
»Wir wollten ja die Verfolgung aufnehmen!« beteuerte Berbus. »Du hast aber gesehen, wie die Aborginos und die ganzen anderen Heldengestalten zu kämpfen wissen! Sie sind uns zumindest ebenbürtig.«
Was das weiter bedeutete, zeigte sich schon, als der Kommandostand erreicht war. Durch die Widderkopffenster waren Schiffe der Aborginos zu sehen, die sich aus der Blockade gelöst hatten und Carlumen den Weg aus dem Hafen versperrten.
»Da kommen wir nicht durch«, stöhnte Sadagar. »Nicht ohne noch mehr Tote und Verletzte.«
Mythor ballte die Fäuste, daß die Handknöchel weiß hervortraten.
Er fuhr herum und starrte auf das leere Gestell, sah den beiden Rohnen in die Augen, die die Kristalle zu bewachen gehabt hatten.
»Verdammt, wo hattet ihr eure Augen!« fuhr der Gorganer sie an. »Bei Quyl und bei Erain, wenn ihr den Diebstahl schon nicht bemerkt habt, so hättet ihr dann doch sehen müssen, daß die Steine fort sind!«
»Sie sahen sich wohl lieber das Treiben draußen an«, knurrte Berbus. »Robbin war es, der Alarm schlug, als er hierher zurückkehrte.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Ich glaube, bei Joby. Der Kleine war völlig durcheinander. Wir hatten nicht die Zeit, uns um ihn zu kümmern, aber er sah aus, als sei er des Lebens überdrüssig geworden.«
Mythor schloß die Augen.
Joby! Natürlich Joby!
»Sucht ihn!« befahl er. »Geht alle und sucht ihn!«
Berbus gab seinen Kriegern einen Wink. Sadagar, Tertish und Gerrek schlossen sich an. Allein Cryton blieb zurück. Der ehemalige Götterbote legte Mythor eine Hand auf die Schulter. Mythor zuckte nicht einmal mit einer Wimper. Starren Blickes sah er in den Goldenen Strom hinaus, auf die Blockadeschiffe.
Gewaltsam durchbrechen – war es das wert?
»Sei nicht zu hart mit Joby«, hörte er Crytons Stimme wie aus weiter Ferne. »Wenn der Junge es war, dann tat er es bestimmt nicht aus freiem Willen oder weil er wollte, daß Gafunkel die Kristalle erhält.«
»So?«
»Da war Magie mit am Werk, Mythor. Sonst hätten vielleicht die Rohnen das Fehlen der Steine nicht bemerkt, weil sie mit ihren Gedanken woanders waren. Caeryll aber hätte es nie und nimmer entgehen können!«
Das stimmte. Mythor ließ die Schultern sinken und drehte sich zu dem im Kristall gefangenen Alptraumritter um. Caerylls Blick ging an ihm vorbei.
»Du hast es gehört!« rief Mythor. »Und deine Antwort?«
Caeryll gab keine. Er schien nun auch innerlich versteinert.
Plötzlich war Geschrei zu hören. Gerrek kam zurück und hatte Joby auf den Armen. Als der Junge den Gorganer sah, machte er sich los und warf sich Mythor vor die Füße.
»Ich habe es getan!« jammerte er unter Tränen. »Schlage mich, Mythor! Wirf mich von Bord! Ich konnte nicht widerstehen, aber ich wollte die Steine gleich wieder an ihren Platz bringen! Ich schwöre es dir, ich wollte nicht, daß er sie bekommt!«
Tertish kam wutschäumend herein.
»Da ist er ja, der nichtsnutzige kleine Gauner! Überlaßt ihn mir! Ich werde ihm…!«
»Halt den Mund, Weib!« sagte Gerrek nur leise. Und sie war still.
Niemandem war danach zumute, sich ausgerechnet jetzt näher mit Gerreks wundersamer Macht zu befassen. Mythor, plötzlich von Mitleid gerührt, bückte sich zu Joby herab und half ihm in die Höhe.
»Ich glaube dir ja«, sagte er, und hart zu Tertish: »Ihr laßt ihn in Frieden, verstanden? Wenn wir uns untereinander anfeinden, haben wir mehr als die Steine verloren!«
Joby starrte ihn aus großen und feuchten Augen ungläubig an. Dann klammerte er sich an ihn, und stockend erzählte er, wie er von Gafunkel verhöhnt und zu seiner Tat getrieben worden war.
»Es war leicht, die Steine zu stehen, denn die Rohnen waren wie tot. Sie
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