Raub der Zauberkristalle
holen.
»Keiner denkt daran!« sagte Boozam auf eine entsprechende Bemerkung hin. Die drei Kaezinnen saßen zusammengedrängt auf seinen Schultern. »Alle Krieger, die du siehst, sind gekommen, um sich gegen den Todesstern zu stellen – nicht gegen Carlumen! «
Die Aborginos und anderen hinderten die Gruppe nicht daran, an, Land zu gehen. Stärker als vorher gewann Mythor den Eindruck, daß sie dem Erscheinen des Todessterns regelrecht entgegenfieberten. Der Kampf gegen ihn schien einziger Sinn und Zweck ihres Lebens geworden zu sein.
Und auch in den Augen der sieben Wälsen glomm dieses seltsame Feuer bereits. Sie hatten alles von Bord mitgenommen, was sie besaßen, alle Waffen und alle sonstige Habe.
Das Fieber griff auf ganz Visavy über. Es war nicht mehr so wie beim ersten Vordringen in die Stadt. Noch mehr Volk war hier zusammen, es wurde getrunken und gerauft, betrogen, gestohlen, gemordet. Aber die ganze Stimmung wirkte auf den Gorganer wie am Vorabend eines großen Festes.
Boozam kannte die Wege, die schnell und ohne größere Zusammenstöße zum Ziel führten. Jener Ort, an dem sich die Todesmutigen zum Unterwandern des Goldenen Stromes sammelten, lag zahlreiche Stadtetagen unterhalb des Anlegeplatzes von Carlumen. Es war die tiefste Plattform von allen, und die schmutzigste. Hier hausten die schlimmsten Gauner, hierher verkrochen sich jene, die selbst in Visavy zu Ausgestoßenen geworden waren. Sie lebten in unvorstellbarem Elend, aßen die Abfälle, die ihnen von oben herabgeworfen wurden, wohnten und schliefen in alten Holzfässern, in Mistgruben, in selbstgezimmerten Verschlägen.
Wen die Gier etwas zu nahe an Mythor und seine Gefährten heranlockte, mußte mit Boozams Fäusten und Gerreks Feuer Bekanntschaft machen. Nach einigen Handgemengen dann blieb der Schleusenwärter am Plattformrand stehen und deutete nach unten.
»Dort sind sie. Wir kommen noch rechtzeitig.«
»Willst du sagen, sie haben auf uns gewartet?« fragte Sadagar.
»Nicht unbedingt auf uns. Auf weitere Flüchtlinge, und am besten solche, die Waffen besitzen und damit umgehen können. Jetzt gibt es für sie keinen Grund mehr, noch länger zu zögern.«
Es waren etwa ein Dutzend Gestalten, von denen keiner dem anderen glich, ein bunt zusammengewürfelter Haufen aus Geschäftsleuten, Verbrechern und Ruhelosen. Sie standen auf der Spitze der Landscholle, von der aus ein Weg in noch weitere Tiefen führte. Der Blick reichte jedoch nicht weit hinab. Der Pfad verlor sich in dunklen Nebeln.
Mythor sah einen Aborgino, einen Sithen, mehrere Mischwesen und einen Mann, der ihm sogleich besonders auffiel. Dieser hochgewachsene und ungemein kräftige Fremde – war in ein weißes Gewand gekleidet, auf dessen Rücken ein Symbol und darunter das Abbild eines Einhorns leuchtete. Auf dem Haupt saß ein Helm aus Leder, zwiebelförmig und mit zwei Lappen, die über beide Ohren fielen. Das Beeindruckendste aber waren die drei Augen und ein Geflecht aus stark hervortretenden grünen Adern im harten Gesicht. Sie sahen aus wie das Netz einer Spinne.
»Gehen wir zu ihnen«, sagte Boozam.
Mißtrauische Blicke schlugen ihnen entgegen. Nur zögernd taute das Eis auf, als die Wartenden die Waffen der Ankömmlinge sahen. Hier gehörte niemand zu niemandem. Die Mitglieder der Gruppe hatten sich vermutlich nie zuvor gesehen. Jeder hatte sein eigenes Bündel zu tragen, keiner traute dem anderen. Nur die Not fügte sie zu einer Zweckgemeinschaft zusammen.
Falls der Todesstern hier in den Strom einschlägt, dachte Mythor, kann es dann überhaupt eine Sicherheit geben? Ist Watalhoo weniger bedroht als Visavy?
Es mußte ihm gleich sein. Er hatte sein Ziel klar vor Augen und drängte zum Aufbruch. Kurz machte man sich miteinander bekannt. Mythor merkte sich nur den Namen des Sithen und des geheimnisvollen Fremden. Der Sithe, ein Mischwesen mit menschlichem Oberkörper, aber darunter wie ein kräftiger und aufrecht gehender Ziegenbock mit langem Schweif, hieß Laar, der Dreiäugige Zahuin. Jetzt erst sah Mythor den übermannslangen Stab mit den Glyphenverzierungen am oberen Ende, der bisher zum Teil durch das weiße Gewand verborgen gewesen war – ebenso wie das Hohlschwert an einer Schlaufe. Und was er für ein drittes Auge gehalten hatte, erwies sich nun als ein heller roter Fleck auf der Stirn.
Etwas sagte dem Sohn des Kometen, daß er diesen Mann keinen Moment aus den Augen lassen durfte.
Die gemischte Gesellschaft machte sich auf, den Pfad hinunter
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