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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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– du Narr, ich wußte, daß Juli geradewegs zu dir laufen würde, wenn sie verängstigt genug war. Ich wußte, daß dich das aus deinem Schlupfwinkel treiben würde. Du Feigling! Sechs Jahre hast du dich in der terranischen Zone versteckt. Hättest du den Mut besessen, mich zu stellen, dann hätten wir der größten Sache auf Wolf nachjagen – und sie gemeinsam erobern können, statt Jahre mit Verfolgung und Spionage und Ausweichen zu vergeuden! Und jetzt, wenn ich dich endlich aus deinem Versteck heraushabe, willst du wieder zurücklaufen!“
    „Erledige Evarins schmutzige Arbeit allein“, schrie ich unbeherrscht.
    Rakhal fluchte. „Evarin! Glaubst du wirklich … Ich hätte mir denken können, daß er auch zu dir kommen würde. Und das Mädchen – du hast also fertiggebracht, alles zu zerstören, was ich hier aufgebaut habe!“ Plötzlich und so schnell, daß mein Auge kaum der Bewegung folgen konnte, riß er seinen Skan heraus und kam auf mich zu. „Weg von der Tür!“
    Ich sagte sehr leise: „Vorher mußt du mich töten, Rakhal, und ich kämpfe nicht gegen dich. Wir werden unsere Rechnung begleichen – aber wie Erdenmenschen.“
    „Ich hätte wissen sollen, daß auf dich kein Verlaß war“, stieß er hervor. „Zieh deinen Skan, du Feigling!“
    „Nein, Rakhal.“ Ich blieb stehen und trotzte ihm. Ich hatte Dürrstädter in einer Shegriwette ausmanövriert; ich kannte Rakhal, und ich wußte, daß er keinen unbewaffneten Mann erstechen würde. „Ich habe meinen Skan weggeworfen, ehe ich hereinkam. Ich werde nicht kämpfen.“
    Er stieß zu. Selbst ich konnte erkennen, daß der Hieb eine Finte war – aber noch während ich mir befahl, standzuhalten, warf mich der reine, unkontrollierbare Instinkt auf ihn zu, ließ mich sein Handgelenk packen. Unter der Berührung begann Rakhal zu toben, und ich mußte mich notgedrungen gegen ihn wehren.
    Miellyn riß die Tür auf und kreischte.
    Seide raschelte, und dann stürzte sich das befreite Spielzeug, ein kleiner, summender, schwirrender Horror, auf Rakhals Augen. Mir blieb nicht einmal Zeit, ihn zu warnen. Ich schlug ihm mit aller Macht in den Magen. Er klappte zusammen und fiel aus der Bahn des herunterschießenden Spielzeuges. Es schwirrte enttäuscht, schwebte.
    Er krümmte sich schmerzlich, zog die Knie an, fuhr in seinen Kittel, während ich mich in blindem Zorn Miellyn zuwandte – und innehielt: sie hatte aus Verzweiflung gehandelt, in dem Instinkt, den Kampf zu entscheiden. Rakhal keuchte heiser: „Ich wollte ihn nicht anwenden … ehrlich kämpfen …“ und öffnete die geschlossene Faust. Plötzlich jagte ein neuer summender Schrecken durch den Raum, und er senkte sich auf mich herunter. Im Bruchteil einer Sekunde begriff ich: Evarin hatte mit Rakhal die gleiche Abmachung getroffen wie mit mir.
    Ich warf mich zu Boden und überschlug mich. Hinter mir erscholl der langgezogene Schreckensschrei eines Kindes: „Papa!“, und abrupt erschlafften die Vögel mitten in der Luft. Sie fielen leblos zu Boden und blieben zitternd liegen. Rindy stürmte wie ein Wirbelwind durch den Raum und packte mit jeder Hand eines der entsetzlichen, heimtückischen Spielzeuge.
    „Rindy!“ brüllte ich. „Nicht!“
    Sie war bebend stehengeblieben, Tränen rannen über ihre runden Wangen, und mit jeder Hand umklammerte sie einen der Vögel. Dunkle Adern traten wie Stricke an ihren Schläfen hervor. „Zerbrich sie, Papa“, flehte sie, und ihre Stimme war nur ein Hauch, „zerbrich sie schnell, ich kann sie … nicht halten!“
    Rakhal taumelte wie ein Betrunkener auf die Füße, entriß ihr eines der Spielzeuge und zertrat es unter seinem Absatz. Es schrillte und starb. Er packte das zweite, und es kreischte wie ein lebendiger Vogel, als sein Fuß die winzigen Federn zerquetschte. Er stampfte darauf, drehte sich um und holte angstvoll Atem, immer noch die Hände auf die Stelle pressend, wo ich ihn getroffen hatte. Er machte eine gebieterische Bewegung. Er vermochte nicht zu sprechen, aber ich verstand ihn. Ohne auf den brennenden Schmerz in meiner Seite zu achten, richtete ich mich auf und zertrat die Überreste zu einer pulvrigen Masse. Rakhal schaffte es endlich, sich aufzurichten. Sein Gesicht war so bleich, daß die Narben wie frische Wunden hervortraten.
    „Das war ein … hinterhältiger Schlag, Race, aber … ich glaube, ich weiß, weshalb du es getan hast.“ Er brach ab und atmete eine Minute lang. Dann endete er zögernd: „Du hast mir das Leben gerettet.

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