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Raumfahrergarn

Raumfahrergarn

Titel: Raumfahrergarn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey , Jody Lynn Nye
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natürliche Katastrophe unbekannter Art zerstört hatte. Andere vertraten die Ansicht, daß sich in diesem System nie ein Planet gebildet hatte. Die Sonne, um die der Gürtel rotierte, hatte keine anderen Planeten. Selbst nach sieben Jahrzehnten intensiver Forschung standen endgültige Erkenntnisse noch aus, und jeder hegte seine eigenen Vermutungen.
    Min hielt auf den Vektor zwischen dem Signalfeuer Alpha und der Plattform zu. Das war seine Rettungsleine. Es war bekannt, daß Schiffe sich schon im Umkreis weniger Kilometer um ihre Bestimmungsorte verirrt hatten, weil der Asteroidengürtel ihre Sensoren narrte. Min war der Überzeugung, daß ihm dergleichen nicht passieren konnte. Er hatte einen sicheren Instinkt dafür, seinen Heimweg zu finden. Es war seit acht Jahren als Prospektor tätig und hatte nie mehr als einen Tag verloren. Er hatte nie über diesen Instinkt gesprochen, weil er fürchtete, daß ihn sein Glück sonst im Stich lassen würde. Die älteren Arbeiter fragten ihn nie danach aus; sie hatten ihre eigenen abergläubischen Vorstellungen. Die Neulinge hielten es für bloßes Glück oder vermuteten, die Anderen achteten auf ihn. Aber was sie auch von ihm denken mochten, er war kein Draufgänger und überlegte sich immer ganz genau, was er tat.
    Das Knattern des Geigerzählers wurde lauter und aufdringlicher. Min überkreuzte gespannt die Finger. Ein Vorkommen von Transuranerzen, das die geschäftige Plattform bisher übersehen hatte – noch dazu, wenn es ihr so nah war –, würde ihm einen Bonus und vielleicht sogar eine Beförderung einbringen. Andere Mineralien wurden mal gebraucht und mal wieder nicht, aber an radioaktiven Elementen bestand immer Bedarf, und sie würden auch Descartes einen guten Profit einbringen. Was hatte er nur für ein Glück! Er änderte den Kurs geringfügig in Richtung auf das Signal und glitt geschmeidig wie ein Kellner in einem Ballsaal zwischen den Brocken dahin, die hier im Raum einen gemächlichen Walzer tanzten.
    Er war inzwischen nah genug, daß er den betreffenden Asteroiden auf seinem Detektornetz erfassen konnte. Plötzlich zerteilte sich der Brocken in einen unregelmäßig geformten Klumpen, der nach Backbord sanft abtrieb, und ein vier Meter langes, pyramidenartiges Gebilde, das geradewegs auf ihn zuschnellte. So verhielten sich Asteroiden aber nicht! Illin änderte erschrocken den Kurs, aber das Pyramidending paßte sich dem Richtungswechsel an. Der Geigerzähler spielte verrückt. Illin zündete die Impulstriebwerke, um das wendige kleine Spähschiff aus dem Weg zu schaffen. Aber das Pyramidending verfolgte ihn! Sekunden später erfaßten es die Außenkameras. Es war eine Thek-Kapsel.
    Unter allen Lebensformen waren die Thek, eine Spezies auf Siliziumbasis, der Unsterblichkeit am nächsten gekommen. Sie waren zwischen einem und einigen Dutzend Metern hoch und wie ihre Raumschiffe pyramidenförmig. Illin sackte der Unterkiefer herab. Thek redeten langsam und benutzten nicht viele Worte, aber ihre knappen, gedrängten Äußerungen enthielten gewöhnlich mehr Informationen als hunderte Seiten menschlicher Rhetorik. Es war nicht viel über sie bekannt, außer ihrer unerklärlichen Neigung, kurzlebigere Rassen bei der Erforschung und Kolonisierung neuer Planetensysteme zu unterstützen. In jedem Mutterschiff, das die Abteilung Erkundung, Bewertung und Kolonisierung entsandte, reiste ein Thek mit. Aber was machte ein Thek hier draußen? Illin stellte die Impulstriebwerke ab und wartete, daß ihn die Kapsel einholte.
    Er wurde plötzlich wütend. O Krims! dachte er. Bin ich etwa so weit geflogen, nur um einen Thek zu finden? Die anderen Bergleute würden ihn auslachen. Er klopfte auf den Geigerzähler und richtete den Sensor in diese und jene Richtung. Das Gerät gab weiter ein hohes Sirren von sich, mit dem es offenbar auf ein starkes Signal aus unmittelbarer Nähe reagierte. Waren die Thek etwa radioaktiv? Illin hatte noch nie dergleichen gehört. Hatte er vielleicht etwas bislang Unbekanntes über die geheimnisvollen Thek herausgefunden, das er den anderen Bergleuten erzählen konnte? Es hatte ganz den Anschein. Aber zu seiner Erleichterung ließ das Signal des Asteroiden, den er entdeckt hatte, nicht nach. Ein Vorkommen! Und obendrein ein sehr konzentriertes. Eins, das einen guten Bonus wert sein müßte.
    Binnen weniger Minuten war der Thek an seiner Seite. Das pyramidenartige Gebilde hinter dem Plasmaschild war glatt und erinnerte an ein Stück grauen Granit.

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