Raumkundschafter Katman
deren Beherrschung und Anwendung trainieren. Dazu Informationssysteme, die auch unter gegnerischer Störung funktionieren, verstärkte energetische Abwehrfelder, Skaphander, die als Kampfanzüge nutzbar sind, und anderes. Das kostet Zeit.«
»Verstehe ich Sie richtig, Sie meinen Waffen?«
Katman nickte. »Das Wort ist verpönt, ich weiß. Sagen wir lieber eine militärische Kampfausrüstung.«
Harper wandte sich dem Servoelement zu, goß Kognak in die Gläser. »Und an was für Waffen dachten Sie?«
»Ich weiß nicht, was die irdische Wissenschaft zu bieten hat. Ich kenne nur unsere energetischen Schutzfelder und die Handstrahler. Die gibt es in drei Größen, abgeleitet von Bergbaugeräten, mehr zur Gesteinserkundung, eben Geostrahler.«
»Und die Skaphander? Wogegen sollen sie Schutz bieten? Gegen welche Strahlung in welcher Dosierung? Was für Energiefelder müssen Ihrer Meinung nach die Raumschiffe sichern? Was müssen sie abwehren?«
Katman hob die Hände. »Woher soll ich das wissen?« »Sie sahen die Yogatechnik in Aktion. Als einziger.«
»Aber doch nur ihre Anwendung. Nichts weiß ich von ihren Wirkungsprinzipien.«
»Und von mir und meinen Experten verlangen Sie, daß wir die richtigen Auskünfte parat haben?«
»Es gibt doch Wissenschaftler, ganze Institute, die nach Aufgaben suchen!«
Harper lachte kurz und hart. »Commander was erwarten Sie eigentlich? Alle Welt ist der Auffassung, daß Ihre Darstellung sachlich falsch ist. Jedermann auf der Erde geht davon aus, daß es keine technisch hochentwickelte Zivilisation geben kann, die sich irdischen Raumschiffen gegenüber feindlich oder gar aggressiv verhalten könnte. Welches Institut und welcher Wissenschaftler, welcher Verantwortungsträger unserer irdischen Verwaltung würde sich für Verteidigungs- und Gegenschlagmittel, also für Waffen, engagieren?«
Schweigend starrte Katman in sein Kognakglas.
Fast tat er Harper leid. Aber der Kundschafter mußte die reale Lage begreifen. Sicher konnte er, Harper, einiges ermöglichen. Zum Beispiel die Verstärkung der energetischen Schutzschilde, für besondere Belastungssituationen umgerüstete Raumerkundungsfahrzeuge und -gleiter. Aus eigenen Mitteln konnte er auch ein paar Strahlenwaffen einbringen.
Er wandte sich Katman zu. »Auch wenn die Raumschiffe ohne Kampfausrüstung starten – würden Sie dennoch mit ins Yogasystem gehen?«
»Bisher habe ich jeden befohlenen Auftrag ausgeführt. Und dieses Mal geht es um Kameraden in Raumnot, keiner von uns würde ablehnen, falls er in die Expedition berufen würde. Außerdem – ins Yogasystem würde ich sogar auf einem Besenstiel reiten.«
Harper neigte den Kopf. »Ein achtenswerter Standpunkt.« Katman lächelte spöttisch. Also wird es keine den Yogawaffen ebenbürtige Ausrüstung geben. Harper glaubte ihm nicht. Denn wenn er wollte, dann könnte er schon… Oder er scheut die Auseinandersetzung im Rat, will nicht gegen den Stachel locken, nichts riskieren, wodurch er seinen Sessel verlieren könnte. Leise sagte er: »Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft – hat schon verloren.«
Jetzt war es Harper, der ironisierte. »Akzeptiert, Commander, vorausgesetzt, die Fronten sind klar. Doch ich fürchte, Ihr Kampf ist nicht mein Kampf.« Es klang schärfer, als er beabsichtigt hatte.
Die Atmosphäre hatte sich abgekühlt, das spürten sie beide.
Harper bedauerte es. Zumal da er die letzte Gelegenheit verpaßt hatte, Katman über Sibyll Keltons Funktion im Sicherheitsdienst zu informieren.
Sollte sie es ihm selber mitteilen, zu einer Zeit, die ihr passend erschien. Dafür wollte er ihr grünes Licht geben. Das entsprach zwar nicht der Dienstvorschrift, doch er glaubte, es verantworten zu können.
Aber ganz wohl fühlte er sich nicht dabei.
Er versuchte, zu seinem gewinnenden Ton zurückzufinden. »Ich danke Ihnen für Ihren Besuch und das Gespräch. Auch wenn wir nicht in allem übereinstimmen, verbinden uns doch die gleichen Grundpositionen: Wir dienen der Erde mit allem, was wir besitzen und einsetzen können.
Bedenken Sie, daß wir in unsere Zeit hineingeboren sind, wir konnten sie uns nicht aussuchen. Auch nicht unsere Mitmenschen und die Vorgesetzten. Wir müssen die Erde so nehmen, wie sie ist. Im Guten wie im weniger Guten. Eines kann ich Ihnen verbindlich zusagen: Sie werden Teilnehmer der Expedition im Yogasystem sein. Arbeiten und nicht verzweifeln.«
»Danke«, erwiderte Katman. Das war wenigstens etwas, oder eigentlich eine ganze Menge.
6.
Per
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