Raumschiff 4 - Channa
der Schwelle.
»Channa!« rief er mit leidenschaftlicher Stimme.
Kerzengerade fuhr sie auf dem Bett auf. »Ich dachte, du wärst fort.«
Er stürzte an ihre Seite und nahm sie in die Arme. »Wie könnte ich dich so verlassen?« fragte er und streichelte ihr Haar.
Simeon fluchte lautlos. Typisch Arnos, all seine
Anstrengungen zunichte zu machen. Gerade jetzt, da sie wieder zu ihrem normalen Gemütszustand zurückzufinden beginnt.
Channa hob eine Hand, fand Arnos’ Gesicht und beugte sich vor, um ihn zu küssen, dann lächelte sie, weil sie seinen Mundwinkel erwischt hatte.
Als der lange Kuß beendet war, sagte Arnos mit einem
Seufzen: »Du willst mich!«
Nein, du Esel! Sie will einen doppelten Whiskey und eine Eintrittskarte zu ›Tod im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ach, wenn ich doch bloß Hände hätte, o Arnos ben Sierra Nueva, um dir damit eins überzubraten.
Channa gab keine Antwort, hielt ihren Kopf aber so, als würde sie Arnos durch ihre Bandagen anblicken. Arnos
lächelte sie an, es war das Lächeln eines Manns, der daran glaubte, daß er alles vollbringen könnte.
»Ich bin gekommen, um dich zu bitten, mit mir zu gehen«, sagte er lachend.
»Wirklich?« fragte sie mit verträumter Stimme. Sie küßten einander noch einmal. Channa vergrub sich in seiner
Umarmung.
»Ich liebe dich, Channa«, sagte er.
»Ich liebe dich, Simeon«, flüsterte sie.
Arnos versteifte sich. Channa hob ihr blindes Gesicht und wiederholte: »Ich liebe dich.«
Er ließ sie fahren und wich zurück. Sie zögerte und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Arnos? Was ist denn?
Ist noch jemand hier?«
»Ja«, erwiderte er verkniffen, »jemand, der zwischen uns steht.«
Verwundert streckte Channa blindlings eine Hand aus, die andere ruhte auf Arnos’ Brust. »Es ist doch niemand hier außer uns. Was redest du da?«
»Simeon, dem du gerade deine Liebe erklärt hast.«
Ihre Miene wechselte abrupt von Freude in Bestürzung.
»Ich… ich…«, fing sie verwirrt an.
»Ein Edelmann der Sierra Nueva drängt sich nicht auf. Ich stehe im Weg«, verkündete Arnos, schüttelte ihre Hände ab und sprang auf die Beine. »Ich werde euch alleinlassen.« Und schon war er fort.
Channa schwang die Beine vom Bett und sprang ihm nach.
Sie bewegte sich mit unerwarteter Geschwindigkeit, und noch bevor Simeon sie warnen konnte, lief sie direkt neben der Tür gegen die Wand. Schluchzend trat sie an die richtige Stelle, und die Tür öffnete sich vor ihr.
»Arnos! Warte!« rief sie, und diesmal öffnete Simeon auch die Außentür, doch an der Schwelle blieb sie stehen und vernahm wie sich der Fahrstuhl schloß.
»Arnos! Geh nicht!« schrie sie und hörte ihn losfahren. Dann stand sie da, den Kopf gegen das Metall gestützt, schluchzte leise, während die Tränen das synthetische Haftgewebe ihrer Bandagen tränkten.
In dem absteigenden Fahrstuhl lehnte Arnos den Kopf gegen die Wand, während Channas verzweifelte Stimme in seinem Geist widerhallte. Fast lauter als ihr Flüstern: »Ich liebe dich, Simeon.«
»Wo wollen Sie denn hin?« fragte Simeon ihn.
Er richtete sich auf und biß die Zähne zusammen. »Zu den Docks«, sagte er barsch. »Ich muß nach Bethel zurück!«
Simeon stieß ein dramatisches Seufzen aus. »Und wer soll dann zwischen Bethel und GWRIM und MM vermitteln? Wer
erlöst die Erlösten von dem Erlöser?«
Arnos war entsetzt, daß Simeon ihm seine eigenen Gedanken zurückgab.
»Irgend jemand muß sich mit denen befassen«, fuhr Simeon fort.
»Das kann Rachel tun. Sie ist eine ausgebildete Systemspe-
…«
»Rachel!« brüllte Simeon überrascht. »Die kann doch nicht mit denen umgehen.«
»Sie haben gesagt, daß sie sich nicht einmischen dürfen…«
»Sie haben gesagt, sie haben gesagt«, wiederholte Simeon im Singsang. »Benutzen Sie mal Ihren Verstand, Arnos, und schlagen Sie bloß nicht Joseph vor. Das ist nämlich der Bursche, den Sie auf dem Planeten brauchen, damit er Ihre Leute aus ihren Verstecken lockt. Nein, Sie sind der einzige, der hier das Mädchen für alles spielen kann!«
»Was ich jetzt tun werde, ist meine Angelegenheit«,
entgegnete Arnos grob. »Sie haben auch kein Recht, sich einzumischen…« Erst da bemerkte Arnos, daß der Fahrstuhl sich nicht mehr bewegte. Er verschränkte die Arme. »Aha, wollen Sie mich jetzt hier gefangenhalten, bis Joseph, Rachel und die anderen abgereist sind?«
»Emotional sind Sie doch schon ein Gefangener, seit Sie hierhergekommen sind. Weshalb,
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