Raumschiff 4 - Channa
wiederholte Joseph und blickte Arnos beunruhigt an.
»Ja, weil es am Boden noch soviel zu organisieren gibt, bevor wir diese Wohltaten annehmen…«
»Aber du bist es doch, Arnos ben Sierra Nueva, der
zurückkehren muß!« Joseph sah bestürzt aus. »Das ist deine Pflicht. Unsere Welt ist im Augenblick nur ein einziges Meer der Trauer. Sie brauchen dich. Sie brauchen einen Helden –
und ihren Propheten.«
Arnos schritt in seinem Zimmer in Simeons Quartier auf und ab.
»Zugegeben, sie brauchen einen Helden, Joseph«, sagte er plötzlich und blieb vor seinem Freund stehen. »Aber wenn ich schon ein Held bin, dann bist du auch einer!«
»Ich?« Joseph lachte. »Ich bin dein Gefolgsmann. Deine rechte Hand, und ich bin auch stolz darauf. Aber du bist der Prophet, der Held, dem das Volk folgt.«
Arnos packte ihn an den Schultern. »Du bist mein Bruder, so wahrhaftig, als hätte uns dieselbe Mutter ausgetragen.«
Joseph zuckte zusammen, als Arnos ihm die zweifache
Kinnberührung gab, wie sie unter engen Verwandten üblich war. »Und du bist es auch, der zurückkehren wird, während ich mit diesen Ungläubigen verhandle und sicherstelle, daß die Barmherzigkeit, die sie uns zuteil werden lassen wollen, unser Volk nicht schwächt, sondern es ihm gestattet, so stark zu werden, daß uns kein weiterer Räuber jemals unachtsam
vorfinden wird.« Wer erlöst die Erlösten vor dem Erlöser?
fragte er.
»Und ich… ich frage mich«, fuhr Arnos laut fort, »ich frage mich, ob es gut ist, wenn der neue Anführer aus der Linie des alten Propheten stammt – möge Gott ihn anlächeln! Allzu viele Generationen lang sind die Menschen den alten Familien gefolgt.« Er schnitt eine Grimasse. »Und zwar in das
Verderben.«
»Du würdest uns zur Größe führen!« sagte Joseph
eindringlich. »Du hast deine Stärke als selbständiger Denker bewiesen, als Verteidiger deines Planeten, als listenreicher Stratege…«
»Die Geschichte kennt nicht viele Kriegsherren, die auch gute Friedensherren waren!«
»Aber du bist doch von friedlichem Wesen, bis du dazu
gezwungen wirst, zu verteidigen, was dir lieb und teuer ist«, wandte Joseph ein. »So wie du jetzt deine Pflicht darin siehst, uns vor jenen zu schützen, die den Wunsch hegen, uns zu beschützen!« Seine Miene wurde streng und grimmig. »Es ist das blinde Antlitz Channas, das dir den Weg verstellt.«
Arnos’ Blick war so heftig, daß Joseph das Gesicht abwandte und seine Schultern sich kapitulierend senkten.
»Ich kann auch nicht jene hier im Stich lassen, denen wir um unseres bloßen Lebens willen Dankbarkeit schulden. Wenn in diesem einen Fall der Pflicht und der Ehre gleichermaßen Genüge getan werden kann, so will ich es auch tun.« Arnos seufzte schwer, hin und hergerissen zwischen Liebe und Pflicht. »Sollen Simeon, Joat und Channa etwa ein bloßes Kapitel meines Lebens bleiben, nur weil vor vierzehn
Generationen der Prophet meinen Urahnen zeugte? Wir haben doch schon auf Bethel gesehen, wo so etwas endet.«
»Ja, Arnos, das haben wir tatsächlich. Und du hast auch recht mit deinem Wunsch, allen Stationsbewohnern dankbar zu sein, obwohl die Notwendigkeit für deine spezielle Rolle nun vorbei ist.«
»Ja, die Rolle ist vorbei. An ihrer Stelle muß ich nun gleich mehrere Rollen übernehmen und jede davon in Ehre
ausfüllen.« Dann gewährte er dem jüngeren Mann ein Lächeln, wie es bisher noch nie seine Wirkung verfehlt hatte. »Und ich werde Rachel Gelegenheit geben, die Ehre ihres Namens
wiederherzustellen.«
Plötzlich sah Joseph ihn so finster an, wie es Arnos vorhin getan hatte. »Was soll das heißen?«
»Schließlich ist sie als Systemverwalterin ausgebildet. Es ist ihre Pflicht, dir dabei zu helfen, unser Volk aus seinen Verstecken zu rufen, die Berichte zu organisieren, die ich benötige, um zu wissen, was alles gebraucht wird. Ihr beide, Seite an Seite – das wünschst du doch, oder nicht, Joseph?
Rachel an deiner Seite?«
Der jüngere Mann lachte und errötete. »Du weißt, daß ich das möchte, Arnos, aber mach ihr keine Vorwürfe für das, was sie getan hat.«
»Das tue ich auch nicht«, log Arnos mannhaft, »aber sie wird ihre Scharte erst wieder auswetzen müssen!«
»Ja«, sagte Joseph seufzend. »Das möchte sie auch gern tun.
Sie spricht zu mir darüber«, fuhr er mit sanfterer Stimme fort.
»Aber sie spricht auch von dir.«
»Dann gehe zu ihr, Joseph mein Bruder, mein Freund. Wenn du schon darauf bestehst, nur den Mantel des
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