Raumschiff 4 - Channa
Guiyon nur geschafft hatte, die alte Exodus überhaupt irgendwohin zu manövrieren.
Er seufzte angesichts all der Probleme, vor denen er nun stand, wenn er seinen armen, ausgeplünderten Planeten auch nur annähernd auf das Niveau bringen wollte, das für die Zentralwelten selbstverständlich zu sein schien.
»Ja, da wären wir nun, Benisur…«, sagte der Kommodore, und Arnos berichtigte ihn mit angemessener Bescheidenheit, ein schlichtes Arnos genüge. »Wir haben die neuesten Berichte über den Stand der Dinge auf Bethel erhalten und bedürfen Ihrer Hilfe.«
Fünf Männer und Frauen saßen im Besprechungsraum, die
zwei jüngsten – ein Mann und eine Frau Anfang Zwanzig –
sprangen sofort auf die Beine, als die Admiralin, der
Kommodore und ihr Gast eintraten.
»Hier ist er, meine Damen und Herren«, verkündete Questar-Benn. »Benisur ben Sierra Nueva, alias Simeon-Arnos und Anführer der Betheliter.«
»Nein«, sagte Arnos und wehrte mit einem Kopfschütteln diesen Titel ab.
»Wie Sie wünschen, junger Mann«, meinte Questar-Benn
knapp, »aber Sie waren der Anführer der Dissidenten und auch der Verteidiger von Bethel, und da brauchen wir Ihren Rat.«
Und während Arnos noch auf Abstand ging, überrumpelte sie ihn, indem sie die Gruppe vorstellte: »Oberberater Agrum von der GWRIM, Abgeordneter Fusto von den MM, Beobachterin Nilsdotter sowie die Rechtsanwälte Ferryman für die GWRIM
und Losh Lentel von den MM. Simeon, sind Sie da?«
»Bin ich«, ertönte Simeons Stimme aus der
Kommunikationseinheit.
Er hätte mich warnen können, dachte Arnos säuerlich. Aber vielleicht geht es so doch schneller und besser. Er gewährte ihnen eine würdevolle Begrüßung. Die junge Beobachterin reagierte verblüfft und bezaubert zugleich.
Plötzlich saß er da und die Stewards versorgten die Gruppe mit Erfrischungen.
Vielleicht bin ich auch nur ein wenig matt vom Hunger gewesen, dachte Arnos und fühlte sich schon um einiges besser, nachdem er ein nahrhaftes Getränk zu sich genommen und von den angebotenen Delikatessen gekostet hatte.
»Um es ganz einfach zu sagen, ben Sierra Nueva… also gut, Arnos«, begann der Oberberater ohne weitere Umschweife,
»wir brauchen Ihre Hilfe, um jene Elemente ihres Volks zu beruhigen, denen es gelungen ist, sich den Kolnari zu
entziehen. Sie sind völlig verschreckt und nicht bereit, dem Wort irgendeines Fremden zu glauben, obwohl wir ihnen per Holo jeden Bericht mit Aufnahmen der Marine von der
Gefangennahme der Kolnari überspielt haben.«
»Und davon, wie sie dazu gezwungen wurden, ihre ganze
Beute wieder abzuladen«, ergänzte der Abgeordnete Fusto mit den buschigen Augenbrauen. Er sah aus, als hätte er diese Operation persönlich überwacht und genossen. Sein Gesicht war schmal, und die Augen standen eng zusammen, die
Schultern wirkten viel zu muskulös für den schlanken Kopf.
»Haben Angehörige meines Volkes überlebt?« Arnos
versuchte, keine Grimasse zu schneiden, obwohl die Antwort nur die Unausweichlichkeit seiner Rückkehr bekräftigen würde.
»Die genaue Zahl der Überlebenden beläuft sich auf
15000…«
Die Bevölkerung – die ehemalige Bevölkerung – dieser Station, dachte er, unfähig, ein Stöhnen zu unterdrücken.
Mit einem Lächeln, das von großer Trauer und Verständnis kündete, mißdeutete die Beobachterin ihn. »Ihr Volk war sehr tapfer und hat schrecklich gelitten. Wir von der GWRIM und dem MM sind ermächtig worden, Ihnen beim Wiederaufbau
ihrer Welt behilflich zu sein…«
Arnos stöhnte erneut. Es gab soviel zu tun. Und sein Volk würde die Einmischung von Ungläubigen verabscheuen.
»Natürlich dürfen wir uns nicht in die Regierungsgeschäfte eines Planeten einmischen«, sagte Agrum, räusperte sich und warf der Frau einen tadelnden Blick zu, »aber humanitäre Hilfe fällt in unseren Zuständigkeitsbereich, und wir sind dazu in der Lage, über eine befristete Zeit die erforderlichen
Versorgungsgüter und Materialien zur Verfügung zu stellen.«
Fusto warf seinem Gegenpart von der GWRIM einen
finsteren Blick zu. »Die MM verlangen von Ihnen, daß Sie aus eigener Anstrengung überleben, aber wir verhindern die Ausbeutung von Minderheiten aus welchem Grund auch
immer. Wir ziehen es in der Regel vor, mit einem bedeutenden Regierungsvertreter Kontakt aufzunehmen. Aber Sie sind –
wie Simeon uns mitteilt – in diesem Fall der naheliegendste und am leichtesten zu erreichende Vertreter.«
Dafür danke ich dir aber, Simeon,
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