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Raumschiff der toten Seelen

Raumschiff der toten Seelen

Titel: Raumschiff der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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Unregelmäßigkeit in der gigantischen, automatisch ablaufenden Maschinerie des Riesenschiffs konnte die Katastrophe bedeuten.
    „Was kann das gewesen sein?“ fragte Hen-Dra leise.
    In seinen Augen war so etwas wie Angst. Ger-Ma hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken.
    „Ein unerwartet hoher Energieverbrauch – irgendwo, an einer Stelle des Schiffes, die wir nicht kennen. Aber ich glaube kaum, daß Grund zur Beunruhigung besteht.
    Die eingebauten Sicherheitsvorkehrungen schützen uns.“
    Har-Con wandte sich langsam von den Instrumenten ab.
    In ihm war ein seltsames Gefühl der Leere, und es schien ihm, als habe er plötzlich etwas verloren. Während er sonst stets von innen heraus und fast instinktiv handelte, wie auf geheime Befehle hin, fühlte er sich plötzlich ganz auf sich gestellt, gewissermaßen selbständig geworden.
    Das war etwas vollkommen Neues und augenblicklich noch unerklärlich. Irgendeine Kammer seines Gehirns hatte aufgehört zu arbeiten – so wenigstens kam es ihm vor. Das ohnehin schwache Erinnerungsvermögen erfaßte die Bedeutung dieses Ausfalls nicht, es war aber auch nicht in der Lage, diesen plötzlichen Umschwung zu begreifen.
    „Habt ihr es auch bemerkt?“ fragte er die beiden anderen. „Dieser innere Zwang, unter dem wir zwei Jahrhunderte lang handelten, ist nicht mehr. Ich habe niemals gewußt, daß er überhaupt existierte, aber jetzt, da er verschwunden ist, weiß ich, daß er vorhanden war.
    Nun, Ger-Ma? Was hast du zu sagen?“
    Der Techniker schien in sich hineinzulauschen.
    „Es ist wahr“, entgegnete er schließlich. „Ich habe das Gefühl, plötzlich von der mich führenden Leine losgelassen worden zu sein. Ich weiß noch nicht, wohin ich mich zu wenden habe, denn mir fehlt irgend etwas. Die – nun, eben die Leine …“
    „Hole Ra-Kles!“ befahl der Kommandant dem Physiker Hen-Dra.
    Der Philosoph erschien wenige Minuten später in der Zentrale, Par-Ker mit sich bringend, einen nachdenklichen und grüblerischen Zug im Gesicht. Ganz offensichtlich wurde er mit einem Problem nicht fertig, und Har-Con ahnte sofort, um welches Problem es sich handelte.
    „Also du auch?“ empfing er ihn, seine Ratlosigkeit bekämpfend. „Hast du eine Erklärung?“
    Ra-Kles schüttelte langsam den Kopf.
    „Für wenige Sekunden flackerte das Licht in meiner Kabine, im gleichen Augenblick ging eine Veränderung mit mir vor. Es war, als erlösche ein weiterer Teil meiner mühsam zusammengetragenen Erinnerungen. Dafür jedoch schien mein Intelligenzquotient anzusteigen.
    Der bisherige Zwang, unter dem ich handelte, wich einer neuen, mir ungewohnten Freiheit. Während ich zuvor in gewissermaßen vorgeschriebenen Bahnen dachte, bewegen sich nun meine Gedanken ungehemmt und völlig selbständig.“
    „Was ist mit der Erklärung?“ drängte Har-Con ungeduldig.
    Der andere zuckte die Schultern.
    „Erklärung? Muß es für alles eine Erklärung geben, was wir nicht begreifen? Vielleicht gerieten wir in ein kosmisches Strahlungsfeld, das diese Veränderung hervorrief.“
    „Die Schiffshülle ist strahlensicher!“
    „Für Strahlen, die wir kennen!“ schüttelte der Philosoph den Kopf. „Uns unbekannte Wellen können immer noch durchdringen. Aber es ist nicht gesagt, daß es das ist. Mir scheint ein genau zu bestimmender Beginn der merkwürdigen Veränderung vorzuliegen – nämlich die Energieschwankung. Von dem Moment an arbeitet mein Gehirn gewissermaßen ohne äußere Beeinflussung.“
    „Äußere Beeinflussung?“ meinte Har-Con skeptisch.
    „Ich hätte gerade angenommen, dieser Zwang käme von innen heraus, aus mir selbst gewissermaßen.“
    „Eine psychologische Täuschung, mit voller Absicht durchgeführt. Wir alle sollten ja auch denken, die uns zugeleiteten Gedanken seien unsere eigenen. Es waren aber 200 Jahre lang die von – anderen!“
    Har-Con und Hen-Dra starrten Ra-Kles an, als sei dieser ein Geist. Langsam begriff der Kommandant die Bedeutung der Worte, aber er sträubte sich, sie zu akzeptieren.
    „Nein, das ist unmöglich! Dein philosophisch geschultes Gehirn versucht natürlich, einfache und selbstverständliche Dinge möglichst kompliziert darzustellen. Ich weiß genau, daß ich immer mein eigener Herr war und so handelte, wie ich es für richtig hielt. Ich weigere mich zu glauben, daß jemand anders mich lenkte. Es gibt auf diesem Schiff keinen anderen, Ra-Kles! Wir sind vollkommen allein! Wer sollte uns Befehle geben wollen?“
    „Kann es nicht

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