Raumzeit - Provokation der Schoepfung
Glieder verstümmelt.
Darüber hinaus verurteilen, missbilligen und verbieten wir alle Deine zuvor genannten und Deine übrigen Bücher und Schriften als ketzerisch und irrig, da sie viele Ketzereien und Irrtümer enthalten, und wir verfügen, dass alle diese Bücher, die in die Hände der Inquisition gelangt sind oder in Zukunft gelangen, öffentlich vernichtet und auf dem St. Petersplatz vor den Stufen verbrannt werden und auf den Index verbotener Bücher gesetzt werden sollen.«
Entgegen der geheuchelten Sorge über Giordano Brunos körperliches Wohlergehen verkündete die Inquisition das Todesurteil. Giordano Bruno trotzte ihr bis zum Schluss. Gaspar Schopp von Brelau, der kurz zuvor zum Katholizismus übergetreten war und dem Urteil beiwohnte, berichtet:
»Heute sah ich mit eigenen Augen, wie Giordano Bruno, als Ketzer überführt, auf dem Campo dei Fiori vor dem Theater des Pompejus öffentlich verbrannt wurde … Am 9. Februar war Bruno im Palast des Großinquisitors und in Gegenwart der erlauchtesten Kardinal-Inquisitoren, der theologischen Berater und des römischen Stadtoberhaupts in den Gerichtssaal geführt worden, wo er niederknien und den Urteilsspruch anhören musste. Erst wurde von seinem Leben und seiner Lehre berichtet und darauf hingewiesen, mit welcher Fürsorglichkeit die Inquisition versucht hatte, ihm seinen Irrweg aufzuzeigen und ihn brüderlich zu ermahnen. Geschildert wurde, wie hartnäckig und gottlos Bruno gewesen war. Dann wurde ihm seine Stellung als Geistlicher aberkannt, worauf man ihn exkommunizierte und dem weltlichen Arm zur Bestrafung übergab, mit der Bitte, die Strafe möge so gnädig ausfallen wie möglich. Während der ganzen Zeit erwiderte Bruno kein Wort, nur einmal sagte er: ›Vielleicht habt ihr, die ihr dies Urteil fällt, mehr Grund zur Angst als ich, der ich es hinnehmen muss.‹
So wurde er von den Männern des Stadtoberhaupts ins Gefängnis gebracht, wo man ihn noch acht Tage lang festhielt, für den Fall, dass er seine Irrtümer widerrufen wollte; aber ohne Erfolg. Und deshalb wurde er heute auf den Scheiterhaufen geschickt. Als hier dem schon Sterbenden das heilige Kruzifix vorgehalten wurde, wandte er mit verachtender Miene das Haupt. Man hielt ihm an einem langen Stab das Kreuz hin, die Kirchenmänner wollten, dass er es küsste. Er sah bleich und blass aus, offenbar geschwächt von dem Blutverlust, den er durch die vergangenen Marterungen erlitten hatte. Seine Arme hingen wie leblos herunter. Man hatte sie aus den Gelenken gerissen, als man ihn über das Rad geflochten hatte. Nicht genug damit, die furchtbaren Marterwerkzeuge hatten an vielen Stellen das Fleisch bis auf die Knochen heruntergeschabt.
Er ging in den glühenden Flammen elendiglich zugrunde und war vielleicht kurz davor, auf die Welten zu verzichten, die er erdacht hatte. Und so werden gotteslästerliche und gottlose Menschen für gewöhnlich in Rom behandelt.«
In der römischen Zeitung »Avisi di Roma« war zwei Tage später zu lesen: »Der abscheuliche Dominikanerbruder von Nola, über den wir schon früher berichtet haben, wurde am Donnerstagmorgen auf dem Campo dei Fiori bei lebendigem Leibe verbrannt.
Er war ein ungemein halsstarriger Ketzer, der aus seiner eigenen Eingebung verschiedene Dogmen gegen unseren Glauben fabrizierte, besonders aber gegen die Heilige Jungfrau und andere Heilige. Der Elende war so hartnäckig, dass er gewillt war, dafür zu sterben.«
Zum besseren Verständnis möchte ich die Hintergründe der Spannungen zwischen den neuen, naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und einer in Dogmen verhafteten, hierarchischen Institution, die sich ins Abseits gedrängt fürchtete, kurz beleuchten. Die Kirche fühlte sich bis beinahe zum 18. Jahrhundert durch das aristotelische und ptolemäische System relativ sicher aufgehoben.
Aristoteles, 384 v. Chr. in Stagira geboren und 322 v. Chr. in Chalkis gestorben, gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten europäischen Philosophen. Er hat zahlreiche Disziplinen begründet oder zumindest beeinflusst, wie zum Beispiel die Erkenntnistheorie, Logik, Biologie, Physik, Ethik, Staatslehre und Poetik. Sein Vater, Nikomachos, war Leibarzt des Königs Amyntas III. von Makedonien, und seine Mutter stammte aus einer Arztfamilie aus Chalkis auf Euboia. 367 v. Chr. kam Aristoteles als Siebzehnjähriger nach Athen und wurde einer der bedeutendsten Schüler von Platon.
War Platon ein schöpferischer Philosoph, Realist und Utopist, so war
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