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Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Raumzeit - Provokation der Schoepfung

Titel: Raumzeit - Provokation der Schoepfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes von Buttlar
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von Hessen-Kassel, Wilhelm IV., bekannt, der ihn seinerseits dem dänischen König Friedrich II. empfahl.
    Genau wie sein namhafter Vorgänger in der Antike, Hipparchos (134 v. Chr.), machte sich auch Brahe durch die Beobachtung eines aufflammenden »neuen Sterns« – durch die außergewöhnliche Nova Cassiopeia von 1572 – einen Namen.
    Brahe war nicht nur extravagant, sondern auch ausgesprochen streitsüchtig. Kein Wunder also, dass er bereits als Zwanzigjähriger einen Kommilitonen wegen einer mathematischen Formel wütend zum Duell forderte, bei dem er um Mitternacht seine Nase einbüßte. Doch dieses Missgeschick war nicht im Geringsten dazu angetan, sein Selbstbewusstsein zu erschüttern. Er trug, der Überlieferung nach, eine Nasenprothese aus einer Gold-Silber-Legierung, die er mit einer Salbe anklebte. Als man jedoch 1901 sein Grab öffnete und den Schädel untersuchte, um Hinweise auf die besagte Prothese zu bekommen, fand man Reste von Kupfersalzen an der entsprechenden Stelle, die eher auf eine dünne Kupferfolie hindeuteten als auf eine schwer zu tragende Prothese aus einer Goldlegierung. Bis zum Ende seines Lebens trug er jedenfalls seine Nasenprothese mit vollendeter Grandezza, die seinen pompösen Lebensstil eher noch unterstrich.
    Als er 1576 von König Friedrich II. zusätzlich noch mit der Insel Ven in der Nähe von Kopenhagen belehnt wurde, gab es kein Halten mehr. Nun errichtete Brahe dort einen weitläufigen prunkvollen Palast – Tychos Palast –, der seinem Lebensstil endlich entsprach: die Sternwarte Oranienborg. Sie war mit dem besten astronomischen Instrumentarium seiner Zeit ausgestattet, das er nicht nur mit meisterhaftem Können, sondern auch unter entsprechendem Aufwand benutzte: Er stellte sich dem »Sternenvolk« selbstverständlich nur in den prächtigsten Roben. Zu seiner Zeit gab es noch kein Teleskop. Seine Beobachtungen der Fixstern- und Planetenpositionen, die damals mit Abstand die präzisesten waren und mit einer Genauigkeit von zwei Bogenminuten auch heute nicht ohne weiteres zu erreichen sind, führte er mit Hilfe eines großen Mauerquadranten durch.
    Nach dem Ableben des dänischen Königs geriet er durch sein heftiges Temperament mit dessen Nachfolger, Christian IV., der seinen Etat gekürzt hatte, in Schwierigkeiten und verließ Dänemark. Im Oktober 1597 nahm er die Einladung seines Freundes Heinrich Rantzau nach Wandsbek bei Hamburg an und zog in eines der Gutshäuser. Im September 1598 verließ Brahe mit seinen Söhnen und Studenten Wandsbek und wechselte 1599 nach Prag.
    Kaiser Rudolf II. hatte ihm eine Stelle als Hofmathematiker angeboten und wollte ihm dort eine neue Sternwarte erbauen lassen. Brahe starb jedoch 1601, bevor der Bau beendet war. Während seiner letzten beiden Lebensjahre stand ihm hier unter anderen Johannes Kepler (1571 –1630) als Assistent zur Seite.
    Vor der Erfindung des Fernrohrs war Brahe der herausragendste beobachtende Astronom. Er hat mit dem bloßen Auge die bestmögliche Genauigkeit überhaupt erreicht. Allein aufgrund seiner Beobachtungen der Standorte der Planeten – insbesondere dem des Mars – wurden die Voraussetzungen für Keplers Arbeiten über die elliptischen Bahnen der Planeten geschaffen. Aber gerade durch die absolute Genauigkeit seiner Beobachtungen entfernte sich Brahe paradoxerweise von der Wirklichkeit. Dem kopernikanischen System setzte er sein eigenes, extravagantes entgegen, das ihn allerdings nicht überlebte, denn Brahe sah in der Erde den ruhenden Mittelpunkt einer Welt, die von Sonne und Mond umkreist wurde, während sich die übrigen Planeten um die Sonne bewegten.
    Mit der Einführung des Fernrohres eröffneten sich für die Astronomie ungeahnte neue Perspektiven. Als der holländische Brillenmacher Jan Lippershey 1608 rein zufällig auf eine bestimmte Anordnung von Linsen stieß, die eine buchstäbliche Überbrückung von Entfernungen ermöglichte, konnte wohl niemand damals die Konsequenzen dieses Zufalls nur erahnen. Dadurch erhielt die beobachtende Astronomie ein Werkzeug, das zu ganz neuen Erkenntnissen führen sollte.
    Durch seine genialen Arbeiten mit ihren präzisen Berechnungen war Johannes Kepler ein Mitbegründer der modernen Naturwissenschaften. Als Nachfolger Tycho Brahes erhielt Kepler vollen Zugang zu dessen gewaltigem Schatz von astronomischen Daten, denn die Sorgfalt und Genauigkeit von Brahes Aufzeichnungen waren einfach erstaunlich.
    Johannes Kepler wurde am 27. Dezember 1571 in der freien

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