Raus aus der Suchtfalle
Unterstützung, wenn jemand anderes eingeweiht ist, vom Vorhaben und den geplanten Mengen weiß und vielleicht sogar auch in der Situation dabei ist. Bezüglich der Mengen gelten natürlich die individuellen Gegebenheiten. Jemand, der von einem durchschnittlichen Tageskonsum von 80 g Alkohol kommt, wird auch unter den Bedingungen des kontrollierten Konsums andere Trinkmengen planen, als jemand, der sonst durchschnittlich 40 g Alkohol trinkt.
Wir empfehlen unbedingt, pro Woche an mindestens zwei Tagen eine Konsumpause vorzusehen und diese auch einzuhalten. Außerdem empfehlen wir, keine »harten Alkoholika« zu konsumieren.
Wichtig ist, dass der Plan wirklich im Voraus erstellt wird und an jedem Tag auch kurz bewertet wird, wie die Umsetzung funktioniert hat. Schließlich ist die Wochenbewertung wichtig, weil Sie sich selbst damit noch einmal vor Augen führen, was funktioniert hat und was vielleicht schwierig war. Es lohnt sich, die Wochenpläne aufzubewahren und gelegentlich zu vergleichen, sodass Veränderungen sichtbar werden. Mit solchen Plänen wächst nämlich der Anreiz, den Konsum nicht nur zu kontrollieren, sondern schrittweise weiter zu reduzieren.
Ein Rückfall: was nun?
Rückfälle passieren! Das hat nichts mit Versagen zu tun! Fast jeder trockene Alkoholiker hat sie auf seinem Weg aus der Sucht erlebt.
Wesentliches Merkmal einer Sucht ist die mangelnde Kontrollierbarkeit. Wie wir schon mehrfach betont haben, ist das Suchtgedächtnis zum größten Teil als implizites Gedächtnis verankert – es unterliegt also nicht unserer willentlichen Kontrolle. Deshalb ist es weniger eine Frage des Willens, sondern vor allem der Erfahrungen, wie aktiv das Suchtgedächtnis ist und wie stark es zu Suchtdruck in bestimmten Situationen führt.
Nehmen Sie einen Rückfall also lieber als Alarmsignal, dass Ihr Suchtgedächtnis noch sehr aktiv ist. Machen Sie sich keine Vorwürfe und lassen Sie sich bitte nicht entmutigen. Viele Betroffene erleben Rückfälle auf dem Weg zur Abstinenz!
War es ein Ausrutscher oder ein »echter Rückfall«?
Es ist hilfreich, zwischen einem Ausrutscher (Lapse) und einem Rückfall (Relapse) zu unterscheiden. Der Ausrutscher bezieht sich auf einen begrenzten Konsum, der dann auch wieder beendet werden kann. Ein »großer Rückfall« dagegen bedeutet, dass jemand wieder trinkt und über mehrere Tage die alten Konsumgewohnheiten erlebt hat, ohne dies unterbrechen zu können.
Falls Sie also einen »großen Rückfall« hatten, besteht die Gefahr, dass auch die »alten Mechanismen«, die den Konsum rechtfertigen und verheimlichen, wieder greifen. Deshalb empfehlen wir, dass Sie in diesem Fall wieder bei Stufe 1 (Absichtslosigkeit) beginnen und sich mit Ihrer aktuellen Einstellung zum Konsum auseinandersetzen (siehe → S. 78 ff.).
Kommen Sie zum Ergebnis, dass Ihr Rückfall ein Ausrutscher war und Sie anschließend wieder Kontrolle über Ihren Konsum erhalten haben, können Sie zunächst einmal stolz auf sich sein: Sie haben es geschafft, die alten Trinkgewohnheiten zu unterbrechen.
In beiden Fällen sollten Sie sich jedoch keine Vorwürfe machen, sondern versuchen, daraus zu lernen: Welche innere oder äußere Situation haben Ihr Suchtgedächtnis aktiviert? Welche Fähigkeiten fehlten Ihnen, um in der Situation anders zu reagieren? Was könnte Ihnen in dieser Situation beim nächsten Mal helfen, einen Rückfall zu vermeiden? Welche Ihrer Fähigkeiten benötigen noch mehr Training? Welche Merkmale einer kritischen Situation sind noch so schwierig, dass sie Sie derzeit überfordern? Lassen Sie sich von uns mitnehmen zu dieser hilfreichen Sicht auf einen Ausrutscher oder Rückfall und räumen Sie ihm eine Chance für Ihr weiteres Umgehen mit der Sucht ein!
Analysieren Sie die Auslösesituation
Wer einen Ausrutscher oder einen großen Rückfall dazu nutzen möchte, daraus für die Zukunft zu lernen, sollte die Bedingungen und Hintergründe dieses Ereignisses verstehen. Aus diesem Grund bietet sich an, es systematisch zu analysieren und zu verstehen.
ÜBUNG
Was hat den Rückfall ausgelöst?
Zur Rückfallanalyse bietet sich folgendes Schema an:
Auslösende äußere Bedingungen: Was waren die äußeren Merkmale (Ort, Zeit, Menschen)?
Auslösende psychologische Bedingungen: Welche Gefühle und Gedanken gingen dem Rückfall voraus?
Was wäre hilfreich gewesen? Welche Fähigkeit, welche Verhaltensweise hätte mir geholfen, den Rückfall zu verhindern?
Beendigung: Was hat mir geholfen, den
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