Liebereise nach Las Vegas
1. KAPITEL
Elena Sanchez schaute suchend den langen Gang hinauf und hinunter. Bei jedem ihrer Schritte klackten die hohen Absätze ihrer Schuhe auf dem Fliesenboden. Die Rezeption war verwaist, was sie nicht überraschte, denn es war Mittagszeit.
Sie musterte die Bürotüren, an denen sie vorbeiging, und suchte nach dem Namen des Mannes, mit dem sie sprechen musste, ob sie wollte oder nicht. Und sie wollte es nicht.
Sie hätte gut den Rest ihres Lebens verbringen können, ohne noch einmal mit Chase Ramsey zusammenzutreffen. Doch es führte kein Weg daran vorbei, denn ihr Vater war verzweifelt, und sie machte sich deshalb große Sorgen um ihn.
Als Elena seinen Namen in schwarzen Blockbuchstaben auf dem goldenen Schild an der Tür ganz am Ende des Ganges entdeckte, hatte sie plötzlich ein flaues Gefühl im Magen. Am liebsten hätte sich umgedreht und wäre weggerannt. Aber sie hatte sich fest vorgenommen, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, deshalb durfte sie nicht kneifen.
Sie klopfte an und wischte sich die feuchten Handflächen an ihrem Leinenrock ab. Für den Fall, dass er ihr die Hand schütteln würde, sollte er nicht merken, wie nervös sie war.
Von der anderen Seite der Tür hörte sie ein Murmeln, dann etwas, das wie ein Fluch klang. Dann rief jemand: „Herein!“
Mit klopfendem Herzen betrat Elena das weiträumige Büro mit der langen Fensterfront, die einen fantastischen Ausblick auf die Innenstadt Austins bot. Vor dem großen Schreibtisch aus Kirschholz lag ein dicker Orientteppich, auf dem zwei dunkelgrüne Lederstühle standen.
Hinter dem Schreibtisch saß Chase Ramsey. Er telefonierte in hitzigem Ton und machte sich dabei Notizen. Er war so in das Gespräch vertieft, dass er nicht einmal hochsah, obwohl er bestimmt gehört hatte, dass sie hereinkommen war.
Elena blieb an der Tür stehen, weil sie nicht so anmaßend sein wollte, unaufgefordert Platz zu nehmen. Nervös umklammerte sie den Schulterriemen ihrer Handtasche. Verdammt, fluchte sie im Geist. Chase sah so gut aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er wirkte jetzt allerdings reifer. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit sie beide Teenager gewesen waren.
Sein Haar war tiefschwarz und kurz geschnitten. Eine widerspenstige Strähne fiel ihm in die Stirn. Er füllte das Jackett seines dunkelgrauen Anzuges mit seinen breiten Schultern und dem durchtrainierten Oberkörper perfekt aus. Seine von der Sonne gebräunten Hände wirkten kräftig und gleichzeitig sinnlich. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er damit über den Oberschenkel einer Frau strich.
Als ihr bewusst wurde, was sie dachte, schüttelte Elena unwillig den Kopf. Wie komme ich denn auf so etwas, fragte sie sich und umklammerte den Schulterriemen ihrer Handtasche noch fester. Sie hatte plötzlich das Gefühl, ihre Beine würden gleich unter ihr nachgeben, und ein heißer Schauer rieselte ihr über den Rücken. Es kostete sie Mühe, dem Drang, sich Luft zuzufächeln, zu widerstehen.
Okay, er hat also angenehm aussehende Hände. Die Tatsache, dass sie das bemerkt hatte – und sich dadurch offensichtlich hatte ablenken lassen –, bedeutete gar nichts. Der Grund dafür war einfach, dass es schon eine Weile her war, seitdem sie sich in attraktiver männlicher Gesellschaft befunden hatte. Dass ein Mann in die Nähe ihrer Oberschenkel gekommen war – mit den Händen oder sonst wie –, lag noch länger zurück.
Wie aus weiter Ferne nahm Elena ein Klicken wahr und blinzelte. Dann richtete sich ihr Blick wieder auf den Mann hinter dem Schreibtisch. Während sie sich vorgestellt hatte, wie er die Hände unter ihren Rock schob, hatte Chase Ramsey sein Telefongespräch beendet. Er starrte sie ungeduldig und leicht verärgert an.
„Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?“
Elena holte tief Luft und trat an den Schreibtisch. „Ja, in der Tat.“ Sie strich sich nervös die Haare hinter das Ohr, dann umfasste sie Halt suchend die Rücklehne eines der Stühle. „Mein Name ist Elena Sanchez“, erklärte sie mit leicht belegter Stimme. „Und ich würde gerne mit Ihnen über Ihr Interesse an der Sanchez Restaurant Supply Company reden.“
Einen Moment starrte Chase sie verwirrt an, dann war ihm deutlich anzusehen, dass er sie wiedererkannte und sich nicht nur an den Namen der Firma ihres Vaters erinnerte.
Er erinnerte sich an sie, und seine Augen nahmen einen harten, kalten Ausdruck an, und er presste die Lippen zusammen. Mit einer heftigen Bewegung warf er den Stift auf den
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