Raus aus der Suchtfalle
Umgang mit dem Suchtmittel können abhängige Menschen üblicherweise nicht mehr erreichen.
Die Nachsorge
Eine Entwöhnungsbehandlung stößt häufig Entwicklungsprozesse an und befördert psychisches Wachstum. Viele Betroffene empfinden es als sehr hilfreich, wenn auch nach der Behandlung die begonnenen Prozesse systematisch weitergeführt werden. Nahezu alle Beratungsstellen bieten aus diesem Grund Nachsorgebehandlungen an, sodass insbesondere die Gruppenpsychotherapie weitergeführt werden kann.
Tipp
Nutzen Sie die Nachsorgeangebote
Auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann den Charakter einer Nachsorge haben. Es ist erwiesen, dass eine Nachsorge die Fähigkeit zum Aufrechterhalten der Abstinenz verbessert und Menschen in die Lage versetzt, mit auftretenden Lebensschwierigkeiten besser umzugehen. Da die Nachsorgeangebote am Abend oder späten Nachmittag stattfinden und somit arbeitnehmerfreundlich sind, raten wir, diese Möglichkeit der weiteren Begleitung in Anspruch zu nehmen.
Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
Natürlich ist es das lang gehegte Ziel vieler Betroffener und der Pharmaindustrie, über Medikamente zu verfügen, die das Suchtverlangen bremsen und damit das Suchtproblem lösen.Bisher gibt es aber keine »Wundermittel« gegen die Sucht. Zwar existieren einzelne Medikamente, die hilfreich sein können. Aber: Die bisher verfügbaren Medikamente alleine bewirken keine langfristige Änderung der Konsumgewohnheiten.
Bei der medikamentösen Behandlung von Suchterkrankungen ist es sinnvoll, zwischen Medikamenten zu unterscheiden, die im körperlichen Entzug, also der Entgiftungsphase, sinnvoll sind und solchen, die die Entwöhnungsphase unterstützen.
Medikamente, die während der Entzugsphase eingesetzt werden können
Zunächst gehen wir auf die Entzugsphase ein. Beim Entzug von Alkohol kann ein Alkoholentzugssyndrom, eventuell mit einem Delir (Delirium tremens oder Alkoholentzugsdelir) auftreten. Das Delirium tremens ist ein lebensgefährlicher Zustand, bei dem optische Halluzinationen vorkommen, Krampfanfälle möglich sind und große Unruhe herrscht.
Clomethiazol . Alkoholentzugssyndrome werden durch den Wirkstoff Clomethiazol (Distraneurin) behandelt und abgeschwächt. Dieser wirkt ähnlich wie Alkohol auf die GABARezeptoren (siehe → S. 54 ff.) und wird nur einige Tage lang angewandt, dann ausgeschlichen, also schrittweise reduziert. Clomethiazol selbst kann abhängig machen, sodass es nur kurzfristig, maximal bis zu 14 Tagen, gegeben werden soll. Clomethiazol wirkt auch den Entzugskrampfanfällen entgegen. Benzodiazepine würden die gleiche Wirkung haben, sind aber in Deutschland für diesen Zweck nicht zugelassen.
Antipsychotika . Treten in der Entzugsphase Halluzinationen auf, werden zusätzlich Antipsychotika (Neuroleptika) verordnet, die selbst kein Suchtpotenzial aufweisen.
Clonidin . Wenn starke Nebenwirkungen des vegetativen Nervensystems auftreten (zum Beispiel überschießende Aktivitätendes Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruckkrisen), werden zusätzlich Medikamente angewandt, um diese Aktivitäten zu dämpfen. Hier kommt häufig der Wirkstoff Clonidin zum Einsatz.
Antikonvulsiva . Der Entzug von Benzodiazepinen erfolgt in der Regel so, dass sie über eine längere Zeit schrittweise reduziert werden – eine Begleitmedikation ist dann nicht erforderlich. Das Risiko von Entzugskrampfanfällen kann – wie auch bei dem Alkoholentzug – durch anfallsverhindernde Medikamente (Antikonvulsiva) reduziert werden.
Medikamente, die die Entwöhnung unterstützen
Acamprosat . Die Wirkung von Medikamenten, die die Entwöhnung unterstützen, ist weniger gut nachgewiesen. Um die Jahrtausendwende wurde große Hoffnung in die sogenannten »Anti-Craving-Substanzen« gesetzt, also Medikamente, die den Suchtdruck dämpfen. Hier wurde insbesondere der Wirkstoff Acamprosat (Campral) eingesetzt, der in Deutschland auch zugelassen ist, um Alkoholrückfälle zu verhindern. Dieser Wirkstoff wirkt selbst nicht dämpfend und angstlösend und hat kein eigenes Suchtpotenzial. In Folgestudien hat sich jedoch erwiesen, dass die Wirkung nicht so zuverlässig ist, wie zunächst angenommen. Inzwischen ist klar, dass Anti-Craving-Substanzen für sich alleine – also ohne eine psychotherapeutische Behandlung – Rückfälle nicht zuverlässig verhindern können.
Tipp
Medikamente ersetzen keine umfassende Behandlung
Beim Entzug von Suchtmitteln sind Medikamente wichtig und hilfreich.
Bei der
Weitere Kostenlose Bücher