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Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Raven - Schattenreiter (6 Romane)

Titel: Raven - Schattenreiter (6 Romane) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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antwortete Raven nach kurzem Zögern. Er griff in die Tasche, nahm den Stein heraus und hielt ihn Card auf der ausgestreckten Hand entgegen.
    Der Inspektor runzelte die Stirn, besah sich das Schmuckstück kritisch und blickte dann wieder Raven an. »Und was soll das?«
    »Ich wäre froh, wenn ich es selbst wüsste«, gestand Raven. »Es sieht aus wie ...«
    »... ein Kinderspielzeug«, murmelte Card.
    Raven nickte. »Sicher. Aber es ist keines. Der Stein ist ...« Er brach ab, sah sich rasch nach beiden Seiten um und zog Card am Arm in eine Nische zwischen zwei Stützpfeiler. »Das ist kein Stein«, begann er von Neuem. »Ich kann Ihnen nicht erklären, wie, aber ich spüre einfach, dass dieses Ding magische Fähigkeiten besitzt.«
    »Vielleicht der Stein der Weisen, wie?«
    Raven verzog unwillig das Gesicht.
    »Ich meine es ernst, Card«, sagte er. »Sie sollten wissen, dass ich mit solchen Dingen keine Scherze treibe. Ich habe den Stein in Hillarys Zimmer gefunden, und ich fresse einen Hut, wenn er durch einen Zufall dorthin gelangt ist.«
    »Sie meinen ...?«
    »Ich meine genau das, weshalb Sie gestern Nacht bei mir waren«, fiel ihm Raven ins Wort. »Das, was wir beide heute Morgen gedacht haben, als wir das Tor und die Bilder gesehen haben. Was immer dort unten vorgegangen ist ...« Er stockte, suchte einen Moment krampfhaft nach Worten und beließ es dann bei einem hilflosen Achselzucken. »Ich fürchte, wir haben weniger Zeit, als wir glauben«, murmelte er. »Viel weniger.«
    Card wollte etwas antworten, schwieg aber, weil Sir Anthony zurückkam. Der grauhaarige Aristokrat wirkte noch nervöser als bisher, und in die Nervosität auf seinen Zügen hatte sich ein neuer Ausdruck gemischt. Angst.
    Er schob Raven mit einem entschuldigenden Nicken zur Seite, nahm den Inspektor beim Arm und entfernte sich ein paar Schritte mit ihm. Raven beobachtete die beiden mit unverhohlener Neugierde. Gifford sprach schnell und abgehackt, und Cards Gesichtsausdruck wurde mit jedem Wort besorgter. Was immer Gifford ihm mitteilte - es schien nichts Angenehmes zu sein.
    Schließlich unterbrach ihn Card mit einer energischen Geste und winkte Raven zu sich heran.
    »Es sieht so aus«, murmelte er, »als hätten wir eine Spur.«
    »Sind sie gesehen worden?«, fragte Raven.
    »Nein«, antwortete Gifford an Cards Stelle. »Aber jemand hat vor einer halben Stunde einen U-Bahn-Zug entführt.«
    »Jemand hat was?!«, machte Raven verblüfft. »Aber wie kann man einen kompletten Zug ...?«
    »Indem man eine Weiche umstellt und ihn auf ein stillgelegtes Nebengleis umlenkt«, sagte Card ruhig. »Ein kompletter Zug mit beinahe zweihundert Passagieren. Und der Nachfolgezug ist mit voller Geschwindigkeit draufgeknallt.«
    Raven starrte den kleinwüchsigen Inspektor fassungslos an. »Aber das ist doch ... Das ist ja Wahnsinn!«, keuchte er. »All diese Leute. Wer hätte etwas davon, Hunderte von Menschen umzubringen?«
    »Wer spricht von umbringen?«, fragte Card ruhig. »Wir wissen noch nichts Genaues, aber die ersten Berichte sprechen von vier Toten und etwa fünfundzwanzig Verletzten.«
    »Und die anderen?«
    Card zögerte einen Moment und sah Gifford mit einem undeutbaren Blick an.
    »Das ist es ja gerade, Mr. Raven«, sagte Gifford. »Sie sind verschwunden. Spurlos verschwunden.«
    Der Bahnsteig war von einer dreifach gestaffelten Polizistenkette abgeriegelt. Auf dem Gleis hinter den Beamten hatte ein Zug angehalten; die Türen standen offen, aber in den Wagen hielt sich außer einem einsamen Schaffner und einem grimmig dreinblickenden Polizei-Sergeant niemand auf. Hinter dem Zug, noch halb im Tunnel verborgen, aber mit abgeschaltetem Motor und erloschenen Lichtern, stand ein zweiter Zug, und dahinter ein dritter, vierter und so weiter.
    Der gesamte Bahnverkehr in diesem Teil der Stadt war zusammengebrochen, und obwohl die Polizei jeden, der keinen triftigen Grund hatte, sich hier unten aufzuhalten, aus der Station herausgeworfen hatte und die Treppenabgänge beinahe besser abgeriegelt waren als der Buckingham-Palast, herrschte auf dem Bahnsteig ein unglaubliches Gedränge. Er schien eine Unmenge triftiger Gründe zu geben, hier herunter zu kommen.
    »Hören Sie, Inspektor!«, ereiferte sich der Mann in der dunkelblauen Uniform der U-Bahn-Gesellschaft. »Wir müssen den Betrieb wieder aufnehmen! Wir haben schon jetzt ein Verkehrschaos wie seit Jahren, ach, was sag ich, seit Jahrzehnten nicht mehr! Die Leute müssen an die Arbeit, in die

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