Raven (Shadow Force) (German Edition)
wurde. Dann schlossen zwei der Tänzerinnen das Bassin an Schläuche und es begann, sich mit Wasser zu füllen. Wollten sie ihren Bruder ertränken? Unter lautem Gelächter der Zuschauer zerrte sie an ihren Fesseln. Vergeblich. Sie würde nicht freikommen, um Frank zu helfen. Erneut zwang sie sich, Ruhe zu bewahren. Sie konzentrierte sich und versuchte wie schon zuvor, Buzz, Sin und Crane telepathisch zu erreichen. Zusätzlich rief sie immer wieder nach Frank, doch sein Bewusstsein nahm sie nicht wahr. Mehr konnte sie im Moment nicht tun. Schon wieder setzten Fanfaren ein. Zehn riesige, breitschultrige Männer, die wie Gladiatoren im alten Rom gekleidet waren, betraten die unwirkliche Szenerie. Bereits jetzt schrien die Zuschauer in ekstatischer Weise. Das Ganze war grotesk und abartig. In diesem Moment entdeckte sie Raven unter den Gladiatoren. O nein. Sie war schuld daran, dass die beiden Männer, die ihr am meisten im Leben bedeuteten, heute hier vielleicht den Tod finden würden.
Sie hatte Frank und Raven in diese fürchterliche, tödliche Situation gebracht. Und Guerrero hatte sie alle verraten. Allein die Fesseln hielten sie aufrecht.
*
Raven beäugte seine Gegner unter gesenkten Lidern. Sie waren allesamt kräftige Burschen und von Zoran Balakov zu willigen Sklaven instrumentalisiert worden. Er glaubte nicht, dass einer von ihnen über paranormale Kräfte verfügte. Aber das machte es nicht besser. Er würde sowohl Lianne als auch Frank beschützen müssen. Daher hatte er auch zusagen müssen, auf seine mentalen Kräfte zu verzichten, sonst waren die beiden sofort tot. Obendrein würde Balakov sein Möglichstes tun, ihn am Siegen zu hindern. Sein Blick wanderte zu Lianne. In ihren wasserblauen Augen schimmerten Tränen. Er ballte die Fäuste und rief sich zur Ruhe. Noch nicht. Seine Zeit würde kommen. Balakov musste erst sicher sein, dass alles nach seinen Plänen lief. Aufmunternd lächelte er Lianne an und zwinkerte ihr zu. Zu beruhigen schien sie das allerdings wenig. Doch sie hielt sich tapfer. Bei seinem Freund sah es anders aus. Frank steckte halb bewusstlos in einem Becken, das sich stetig mit Wasser füllte. Raven hatte also nicht lange Zeit, die Gegner zu überwältigen, sonst würde sein Freund ertrinken. Wie vermutet , hatten sie ihn übel gefoltert. Warum speziell Frank diese besonderen Aufmerksamkeiten ihres debilen Gastgebers genossen hatte , war ihm schleierhaft. Der Fanfarenchor ging in den Triumphmarsch über. Wenn möglich, würde er keinen von den Männern töten. Sie wussten nicht, was sie machten, waren Werkzeuge ohne eigene Entscheidungsgewalt. Balakov hielt in diesem Moment eine schwülstige Rede und die Zuschauer machten ihre Wetten. Sollten sie ruhig. Auch ihnen würde das Lachen vergehen. Dann verstummten die Stimmen und machten angespannter Erwartung Platz. Das Spiel ging los. Alle Muskeln in seinem Körper waren bereit zum Kampf, während Schweißperlen über seine Brust rannen. Sein Geist war hellwach. Die neun Gladiatoren umringten ihn und hieben mit ihren Schwertern auf ihn ein. Raven gelang es, sie in Schach zu halten und den Ersten mit einem Hieb seiner Faust bewusstlos zu schlagen. Der Zweite folgte nur Sekunden später. Die Männer rannten zum Glück wie hirnlose Ochsen gegen ihn an. Er machte einige Wendungen und Sprünge, um sich eine bessere Verteidigungsposition zu verschaffen. Er kreuzte die Klinge mit drei Männern gleichzeitig, hielt sein Schild hoch und trieb sie zurück. Einer von ihnen strauchelte, doch er war schnell wieder auf den Beinen. Schon drangen die verbliebenen sieben Kämpfer erneut hart auf ihn ein. Der Streich eines Schwertes erwischte ihn in diesem Moment unglücklich am Oberschenkel. Dunkelrotes Blut drang aus der Wunde und tropfte in den aufgeschütteten Sand. Die gaffende Menge johlte. Raven fluchte leise und holte tief Luft. Sein Blick wanderte für einen Augenblick zu den Zuschauern. Er entdeckte Guerrero unter ihnen, der ihm laut lachend zuerst seine Faust und dann die Hand mit fünf gespreizten Fingern entgegenstreckte. Das Wasser stand Frank mittlerweile bis zur Brust. Noch immer schien er , betäubt zu sein. Raven wusste, dass er nicht mehr viel Zeit hatte. Mit heißer Wut im Bauch widmete er sich wieder ganz seinen Gegnern. Jede Ablenkung konnte tödlich sein. Er musste auf sich achten und die Angreifer im Auge behalten.
In diesem Moment schrillten alle Alarmsirenen in seinem Kopf. Es war ihm allerdings verboten, seine Kräfte
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