Raven (Shadow Force) (German Edition)
erinnerte sie daran, dass kein Tier von Geburt an schlecht war, dass Menschen diese Kreaturen dazu gebracht hatten, Killer zu werden. Sie verstand ihren Bruder, wusste , was er ihr damit sagen wollte. Sie schloss die Augen und machte sich so klein wie möglich. Dann schickte sie den beiden Hunden telepathisch Signale, erzeugte besänftigende Bilder in ihren Gedanken und sang kleine Melodien, die sie freundlich stimmen sollten. Sie selbst empfing Gefühle von Angst, Hunger, Schmerz und Leid. Diese Tiere waren gequält worden. Sie versuchte zu vermitteln, dass von ihr weder Gefahr, Qual noch Strafe ausgingen. Lianne öffnete die Augen und sah sich Auge in Auge mit den beiden Dobermännern. Sie roch ihren Atem. Die Hunde schauten sie hechelnd an. Sie wurde weder gebissen noch zerfleischt. Einer begann ihre Hand zu lecken und sie streichelte die Köpfe der beiden Tiere mit ihrer zerschundenen Hand.
„Braver Junge . “ Sie wedelten.
Das Eis war gebrochen. Gott sei Dank. Jetzt wirkten sie gar nicht mehr so bedrohlich wie zuvor. Sie schickte ihre Gedanken den drei Tieren zu, die Raven angefallen hatten. Sie musste sich beeilen. Einer der Hunde hatte sich in seinem rechten Arm verbissen, während er die beiden anderen Tiere mit Tritten bekämpfte. Lianne konzentrierte sich. Momente später waren auch diese Dobermänner tatsächlich friedlich und liefen schwanzwedelnd auf sie zu. Vielleicht hatten sie doch eine Chance.
Zoran Balakov spuckte Gift und Galle von der Tribüne. Einige seiner sogenannten Freunde begannen bereits abzuwandern, zerrissen ihre Wettscheine und schickten sich an, das Theater zu verlassen. Auch Guerrero war verschwunden. Daher konnte sich der Gastgeber nicht sofort mit den Gefangenen beschäftigen. Aber aufgeschoben war nicht aufgehoben. Lianne bemerkte, dass sich Balakovs bis auf die Zähne bewaffnete Männer bereits an verschiedene n Positionen sammelten und Pistolen sowie Gewehre in Anschlag nahmen. Dieser Mistkerl würde sich nicht scheuen, Frank, Raven, Lianne und die fünf Hunde eiskalt abzuknallen wie wilde Kaninchen. Vielleicht war das von Anfang an der Plan gewesen. Sie konnte seine Wut spüren. Den nagenden Hass.
*
Raven beobachtete, wie Balakovs Gäste abwanderten. So lange, bis der Letzte gegangen war. Jetzt schlug seine Stunde. Endlich. Er ignorierte die Schmerzen in seinem Körper und ließ allen Hass zu, der sich in ihm angesammelt hatte. Destruktive Gefühle waren in bestimmten Situationen hilfreich und angebracht. Sie konnten die eigenen Kräfte potenzieren. Sein Körper füllte sich an mit Hitze und Energie.
„ Klammer dich an dem Pfahl fest, schließ die Augen und halte die Luft an“, rief er Lianne zu.
Sie schien überrascht von seinem harschen Tonfall, gehorchte jedoch. Zeit für Erklärungen gab es nicht. Frank war in größter Gefahr und konnte nicht mehr lange durchhalten. Seine Bewegungen waren schwächer geworden und er stand kurz davor, zu ertrinken. Dazu wurden sie von Balakovs Männern ins Visier genommen und auch ihr Gastgeber würde es sich nicht nehmen lassen und seine Fähigkeiten gegen sie nutzen. Noch war der Kerl abgelenkt. Er fühlte sich sicher. Das war ein großer Fehler. Raven versuchte, um Lianne eine schützende Aura zu erzeugen und bündelte alle Energien und Kräfte. Es gelang. Aber der schwerste Teil stand ihm noch bevor.
Mit all seiner Kraft senkte er ruckartig die Arme und erzeugte einen gewaltigen Energiestoß, der aus seinem Körper wie eine Welle durch die Arena und das Gebäude stob. Er presste alles aus seinem Inneren heraus, was möglich war. Wut und Hass, Liebe und Freundschaft, seine gesamte Lebensenergie. Die Hunde liefen jaulend davon, Sand stob auf und Franks Bassin zerbrach wie ein zartes Glas Champagner, das zu Boden fällt und in tausend Glassplitter zerschellt. Ein grollendes Rumoren ging durch das Theater, dann brachen die Ränge zusammen, der Boden erzitterte, das Gebälk knarrte und ächzte. Ein gutes Zeichen. Das Gebäude fiel langsam in sich zusammen und würde die Feinde unter Tonnen Schutt und Asche begraben. Er hörte ihre verängstigten Stimmen und Schreie. Sofort dehnte Raven unter größter Anstrengung den Schutzschirm von Lianne über Frank und sich aus. Er musste so lange durchhalten, bis die herabstürzenden Deckenteile, Steine und Balken an ihm abprallten und alle Gefahr gebannt war. Langsam wurde ihm schwarz vor Augen, er schmeckte Blut in seinem Mund und sein Körper wankte wie ein dünner Baum in wilden
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