Ravinia
weià nichts«, schallte es aus der Ecke. »Sie hat keine Ahnung von Schlüsseln.«
»Halt den Schnabel, Dexter«, kam die Antwort. »Warum bist du überhaupt noch hier?«
»Du hast Schlüssel«, erwiderte der Rabe, als ob das die ultimative Erklärung sei.
Schlimmer aber war, dass der Mann tatsächlich mit dem Raben sprach. Nein, eigentlich war es noch viel schlimmer, dass der Rabe mit dem Mann sprach.
Lara starrte auf den Vogel.
»Wie heiÃt du?«, erkundigte sich der Rabe neugierig.
»Lara«, stammelte Lara. Verwundert darüber, dass sie überhaupt einen Ton herausbrachte.
»Pst!«, machte der Mann zu ihr. »Das muss er nicht wissen. Hau ab, Dexter!«
»Willst du mich zwingen? Das könnte sich negativ auf deine Post auswirken.«
»Vielleicht, aber dafür hätte ich das einmalige Vergnügen, dich mit einem funkelnigelnagelneuen Schlüssel einzusperren und ihn wegzuwerfen. Du weiÃt sicher, dass ich das kann.«
Der Rabe hüstelte verlegen.
»Warte hier«, sagte der Mann, wieder zu Lara gewandt. »Ich hole jemanden, der dir sicher weiterhelfen kann.«
»Krah, gut, dann kannst du mich gleich mitnehmen«, freute sich der Rabe.
»Nein, verflucht, flieg doch dort wieder in die Stadt rein, wo du rausgekommen bist!«
»Geht nicht.«
»Warum nicht?«
»Geht dich nichts an.«
»Dann sehe ich auch keinen Bedarf, dir zu helfen. Wahrscheinlich würde ich mir nur die Finger dreckig machen an irgendeinem Mist, in dem ihr Raben wieder steckt.«
»Blödmann. Krah.«
»Tja, Schicksal.«
Schulterzuckend wandte sich der Mann mit einem weiteren flüchtigen Blick auf Lara ab und verschwand im Hinterzimmer. Lara hörte ihn eine Treppe hinaufgehen und wartete. Der Rabe hielt den Schnabel.
Ab und zu kommt man sich unheimlich lächerlich vor. Zum Beispiel, wenn man zusammen mit einem sprechenden Raben in einem Raum darauf wartet, dass jemand kommt, der einen verrückt gewordenen Schlüssel repariert.
Nach einer Weile kam der Mann wieder. Tatsächlich in Begleitung. Ein älterer Mann â vielleicht im Alter von Henry McLane â mit längst schon ergrautem Haar, einer kleinen Brille, fröhlichen Augen und einem gemütlichen Bauch betrat den Laden durch das Hinterzimmer.
»Krah, Mr Quibbes, na endlich! Darf ich jetzt endlich zurück?«, krakeelte der Rabe frech.
»Verflucht, ich hab dir doch â«, setzte der blasse Mann an, doch der Alte unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Lass ihn«, meinte er in freundlichem, beschwichtigendem Tonfall. »Der stellt nichts an, was zu unserem Nachteil wäre. Und wenn doch, dann denken wir uns irgendetwas aus.«
Er machte einen vielversprechenden Gesichtsausdruck. Hätte der Rabe die Zunge herausstrecken können, hätte er es in diesem Moment wahrscheinlich getan.
»Wenn du so freundlich wärst, Tom.«
Der Rabe flatterte auf die Schulter des blassen Mannes, der offensichtlich Tom hieÃ, wobei dieser erst Mr Quibbes und dann den Raben zornig anfunkelte, aber den Vogel dann ohne zu murren ins Hinterzimmer brachte.
Mr Quibbes indes lächelte Lara an, mit einem gütigen, beinahe groÃväterlichen Lächeln. Er wirkte wie von einer inneren Ruhe beseelt, so, als wäre die Welt ein vergnügliches Theaterstück, das man sich in einem bequemen Sessel zu Gemüte führt.
»Lara McLane, richtig?«, fragte er.
»Richtig.«
Lara war platt.
»Woher wissen Sie das?«
»Ich dachte mir, dass du noch heute vorbeikommst, wenn du auch nur halb so neugierig bist wie dein Vater es einmal war.«
»Sie kannten meinen Vater?« Jetzt gab es kein Halten mehr. Da war jemand, der Laras Eltern gekannt hatte. Jemand, der nicht Henry McLane hieà und ihr immer dieselben Eindrücke sowie ein paar angestaubte Fotos zu bieten hatte.
»Und deinen GroÃvater kenne ich auch«, bestätigte Mr Quibbes mit einem Zwinkern. »Was hältst du von einem Ausflug ins Starbucks? Ich war noch nie da, aber es steht auf der langen Liste der Dinge, die ich immer schon einmal tun wollte.«
Lara konnte nur nicken.
»Dort reden wir dann«, entschied Mr Quibbes.
Er schob Lara mit einer Hand Richtung Tür. Kurz drehte er sich noch einmal um, fischte den goldenen Schlüssel von der Ladentheke, legte ihn sanft in Laras Hand und schloss ihre Finger darum.
»So einen sollte
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