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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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Hopper.
    «Sie ist nur verwöhnt, Mr. de Winter, das ist ihr Fehler. Die meisten jungen Mädchen würden ihr Augenlicht für einen Blick auf Monte Carlo geben.»
    «Würde sie das nicht um den Zweck ihres Opfers bringen?» fragte er lächelnd.
    Sie zuckte die Achseln und blies eine große Rauchwolke in die Luft. Ich bezweifle, daß sie auch nur ein Wort von dem verstand, was er sagte. «Ich bleibe dem Ort treu», sagte sie, «der englische Winter macht mich kaputt, und meine Gesundheit hält ihn einfach nicht aus. Was hat Sie hierher geführt? Sie sind doch keiner von den Stammgästen. Wollen Sie hier Bacspielen, oder haben Sie Ihre Golfschläger mit?»
    «Ich weiß noch nicht recht, wie ich mir die Zeit vertreiben werde», sagte er. «Ich bin ziemlich überstürzt hergekommen.»
    Seine eigenen Worte mußten in ihm eine Erinnerung heraufbeschworen haben, denn sein Gesicht verfinsterte sich wieder, und er runzelte leicht die Stirn. Sie schnatterte in ihrer Dickfelligkeit ruhig weiter. «Sie werden natürlich die dunstigen Abende von Manderley vermissen, hier gibt es so etwas ja nicht; Westengland muß im Frühling bezaubernd sein.» Er griff nach dem Aschenbecher und drückte seine Zigarette aus, und ich bemerkte die kaum wahrnehmbare Veränderung in seinem Blick, ein unbestimmbares Etwas, das für eine Sekunde aus seinen Augen leuchtete. Es war etwas, was nur ihm allein gehörte, fühlte ich, etwas, was mich gar nichts anging.
    «Ja», sagte er kurz, «Manderley war so schön wie nur je.»
    Ein Schweigen senkte sich für ein paar Augenblicke über uns und rief eine ungemütliche Stimmung wach, und als ich verstohlen zu ihm hinübersah, erinnerte er mich noch stärker als zuvor an meinen Unbekannten, der heimlich und vermummt seinen nächtlichen Wegen folgte.
    Mrs. Van Hoppers Stimme schrillte wie eine elektrische Klingel in meinen Traum hinein. Sie produzierte ein wirres Gestrüpp von Skandal und Klatsch, ohne zu merken, daß ihm die Namen fremd waren, ihm nichts sagten und daß er immer abweisender und kühler wurde, während sie darauflos plapperte. Er unterbrach sie jedoch nicht und blickte nicht ein einziges Mal auf die Uhr, als habe er sich zu einer übertriebenen Höflichkeit verurteilt, seit er sich das eine Mal hatte gehenlassen und sie vor mir zum Narren gehalten hatte, und wolle lieber eisern diese Strafe er-dulden, als sie erneut beleidigen. Endlich erlöste ihn ein Hotelpage, der Mrs.
    Van Hopper meldete, ihre Schneiderin erwarte sie in ihrem Appartement.
    Er stand sofort auf und schob seinen Stuhl zurück. «Lassen Sie sich nicht aufhalten», sagte er.
    «Die Mode wechselt heutzutage so schnell, sie könnte sich schon verändert haben, bevor Sie oben sind.»
    Sie fühlte den Stich nicht, sie faßte seine Worte nur als einen kleinen Scherz auf. «Ich habe mich so gefreut, Ihnen so unerwartet begegnet zu sein, Mr. de Winter», sagte sie, als wir zum Fahrstuhl gingen, «und ich hoffe, Sie jetzt etwas mehr zu sehen, nachdem ich das Eis so mutig gebrochen habe. Sie müssen mich nächstens besuchen und einen Cocktail bei mir trinken. Morgen abend erwarte ich einige Gäste, wollen Sie uns nicht Gesellschaft leisten?»
    Ich wandte mich ab, um nicht mit ansehen zu müssen, wie er nach einer Ausrede suchte.
    «Ich bin untröstlich», sagte er, «morgen werde ich wahrscheinlich nach Sospel hinüberfahren, und ich weiß noch nicht, wann ich zurückkomme.»
    Sie ließ es nur ungern dabei bewenden, aber sie konnte sich noch nicht losreißen.
    «Hoffentlich haben Sie ein gutes Zimmer bekommen, das Hotel ist nämlich halb leer; schlagen Sie also tüchtig Krach, wenn Sie nicht zufrieden sind. Hat Ihr Diener Ihre Sachen schon ausgepackt?» Diese Vertraulichkeit war selbst für ihre Verhältnisse ein starkes Stück, und mein hastiger Blick erhaschte seinen Gesichtsausdruck.
    «Ich habe keinen», sagte er ruhig. «Vielleicht würde es Ihnen Spaß machen, mir dabei zu helfen?»
    Diesmal saß der Hieb, denn sie errötete und lachte ein wenig verlegen. «Aber – ich weiß nicht …» begann sie, und dann plötzlich – es war nicht zu glauben – drehte sie sich zu mir um: «Sie könnten vielleicht Mr. de Winter etwas zur Hand gehen, falls er allein nicht zurechtkommt. Sie sind ja in mancher Hinsicht ein ganz anstelliges Kind.»
    Eine kurze Pause trat ein, während der ich wie vom Schlag getroffen dastand und auf seine Antwort wartete. Er blickte auf uns nieder, spöttisch, etwas ironisch, mit dem Anflug eines Lächelns um

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