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Rebecca

Rebecca

Titel: Rebecca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Du Maurier
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scharfe Klingen blitzten und Höflichkeit eine stille, vollendete Kunst war.
    Wenn ich mich doch noch auf den Namen des alten Meisters besinnen könnte, der jenes Porträt gemalt hat. Es hing in einer Ecke des Saales, und die Augen blickten dem Vorübergehenden aus dem düster-braunen Rahmen nach …
    Aber sie unterhielten sich, und ich hatte den Faden des Gespräches verloren. «Nein, auch vor zwanzig Jahren nicht», sagte er gerade. «Ich habe derlei Dingen niemals Vergnügen abgewinnen können.»
    Ich hörte, wie Mrs. Van Hopper in ihr fettes, behäbiges Lachen ausbrach. «Wenn Billy ein Zuhause wie Manderley hätte, würde er sich wohl auch nicht in Palm Beach he-rumtreiben», sagte sie. «Ich habe mir sagen lassen, es sei ein wahres Paradies, es gebe kein anderes Wort dafür.»
    Sie hielt inne in der Erwartung, ihn lächeln zu sehen, aber er rauchte schweigend weiter, und ich bemerkte eine Falte zwischen seinen Augenbrauen, kaum mehr als ein hauchdünner Strich.
    «Ich habe natürlich Bilder davon gesehen» – sie ließ nicht locker – «und ich finde, es sieht ganz reizend aus. Ich erinnere mich noch, daß Billy einmal sagte, die anderen berühmten englischen Landsitze könnten es an Schönheit gar nicht mit Manderley aufnehmen. Es wundert mich wirklich, daß Sie es übers Herz bringen, nicht immer dort zu sein.»
    Sein Schweigen tat jetzt geradezu weh und wäre jedem anderen aufgefallen, aber sie ließ ihre Zunge weiterlaufen wie ein dummes Schaf, das in ein fremdes umfriedetes Gehege einbricht und dort herumtrampelt, und ich fühlte das Blut in meine Wangen steigen, wohl oder übel die Demütigung für sie erleidend.
    «Allerdings seid ihr Engländer euch ja alle gleich, was euer Heim angeht», sagte sie mit immer lauterer Stimme.
    «Ihr sprecht nur abfällig davon, um nicht stolz zu erscheinen. Gibt es in Manderley nicht einen Kreuzgang und eine sehr wertvolle Gemäldegalerie?» Sie wandte sich mir er-klärend zu: «Mr. de Winter ist zu bescheiden, um davon zu reden, aber ich glaube, daß sein wundervoller Besitz schon seit Wilhelm dem Eroberer Eigentum der Familie ist. Der Kreuzgang soll geradezu einzigartig sein. Vermutlich haben Ihre Vorfahren in Manderley früher auch königliche Gäste beherbergt, Mr. de Winter?»
    Das überstieg alles, was ich bisher von ihr hatte ertragen müssen, aber die scharfe Schlagfertigkeit seiner Antwort enthielt eine unerwartete Zurechtweisung. «Nicht seit Ethelred», entgegnete er, «den man ‹den Unfertigen› nannte. Tatsächlich erhielt er diesen Beinamen während eines solchen Aufenthaltes bei meiner Familie. Er konnte nämlich niemals rechtzeitig zum Mittagessen erscheinen.»
    Es geschah ihr natürlich recht, und ich war neugierig, was für ein Gesicht sie machen würde, aber – so unglaublich es auch klingen mag – seine Worte übten nicht die geringste Wirkung auf sie aus, und es blieb mir überlassen, mich an ihrer Statt zu winden. Ich kam mir vor wie ein geschlagenes Kind.
    «Wirklich? Was Sie nicht sagen!» faselte sie weiter.
    «Davon hatte ich keine Ahnung. Meine Geschichtskenntnisse sind sehr dürftig, und die Könige von England habe ich immer durcheinandergeworfen. Aber wie interessant, das muß ich meiner Tochter schreiben, sie ist sehr belesen.»
    Es entstand eine Pause, und ich fühlte, wie meine Wangen glühten. Ich war einfach zu jung, das war das Unglück. Wenn ich älter gewesen wäre, hätte ich seinen Blick erhascht und gelächelt, und ihr unmögliches Benehmen würde ein geheimes Band zwischen uns gebildet haben; aber so schämte ich mich fast zu Tode.
    Ich glaube, er bemerkte meine Verzweiflung, denn er beugte sich zu mir und fragte mich mit liebenswürdiger Stimme, ob ich noch etwas Kaffee haben wollte, und als ich verneinte und den Kopf schüttelte, spürte ich seinen Blick noch immer betroffen und nachdenklich auf mir ruhen. Wahrscheinlich grübelte er darüber nach, in welchem Verhältnis ich eigentlich zu ihr stand, und überlegte sich, ob er uns wohl beide als hohl und dumm abstempeln müsse.
    «Wie finden Sie Monte Carlo, oder haben Sie vielleicht noch gar nicht darüber nachgedacht?» sagte er dann. Dadurch, daß er mich in die Unterhaltung einbezog, wurde ich gleich wieder zum linkischen Schulmädchen mit roten Ellbogen und wirrem Haar, und ich sagte irgend etwas Abgeklappertes und völlig Sinnloses darüber, wie unnatürlich mir alles hier vorkomme; bevor ich jedoch mit meinem Stottern zu Ende kam, unterbrach mich Mrs.
    Van

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