Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
das Tempo zu illustrieren, in dem alle Information weitergeleitet werden sollte.
Anna Granlund sah dieses Fingerschnippen und dachte daran, dass sie auf dieselbe Weise ihren Hunden Befehle erteilte.
Pohjanen schwieg und starrte zu Boden. Sein lautes und ein wenig zu rasches Atmen verstummte nur dann, wenn er die Zigarette an seine Lippen führte und konzentriert den Rauch einsog. Carl von Post fing Anna Granlunds hasserfüllten Blick auf.
Glotz du nur, dachte er. Vor einem Jahr, auf dem Weihnachtsfest der Polizei, da hast du mich ja doch ganz anders angesehen. Herrgott, er war hier umgeben von Säufern und Halbidioten. Pohjanen sah jetzt schlimmer aus als vor Operation und Krankschreibung.
»Hallo«, sagte er auffordernd, als er fand, der Gerichtsmediziner habe jetzt lange genug geschwiegen.
Lars Pohjanen hob das Gesicht und sah die hochgezogenen Augenbrauen des Staatsanwalts.
»Was ich jetzt weiß«, sagte er mit seiner rauen Stimme, die eigentlich kaum mehr war als ein lautes Flüstern, »ist erstens, dass er tot ist, und dass zweitens dieser Tod in Folge von Gewaltanwendung eingetreten ist. Das ist alles, und jetzt lass uns gefälligst vorbei, Alter.«
Der Staatsanwalt sah, wie Anna Granlund ihre Mundwinkel verzog, im Versuch, ein Lächeln zu unterdrücken, als sie an ihm vorbeigingen.
»Und wann bekomme ich den Obduktionsbericht?«, fauchte von Post, der ihnen auf dem Fuß folgte.
»Wenn wir fertig sind«, erwiderte Pohjanen und knallte dem stellvertretenden Oberstaatsanwalt die Kirchentür vor der Nase zu.
Von Post hob die rechte Hand und hielt die Kirchentür fest, während er zugleich mit der linken Hand in seiner Jackentasche nach seinem Mobiltelefon suchte, das jetzt zu vibrieren begonnen hatte.
Es war die Frau aus der Telefonzentrale der Polizei.
»Du, hier hab ich eine Rebecka Martinsson an der Strippe, und sie sagt, sie weiß, wo Viktor Strandgårds Schwester steckt und dass sie einen Vernehmungstermin absprechen will. Tommy Rantakyrö und Fred Olsson suchen sie ja gerade, und da wusste ich nicht, ob ich die Frau zu ihnen oder zu dir durchstellen soll.«
»Das ist ganz richtig so, gib sie mir mal.«
Von Post ließ seinen Blick durch die Kirche wandern und wartete auf die Verbindung. Offenbar hatte der Architekt sich etwas dabei gedacht, als er den roten handgewebten Läufer vom Altar bis zum Chor ausgelegt hatte. Auf beiden Seiten des Läufers standen Reihen von blauen Stühlen mit wellenförmigen Rückenlehnen. Von Post dachte spontan an die Szene in der Bibel, wo sich das Rote Meer vor Moses teilt. Er ging diesen Gang hinauf.
»Hallo«, sagte eine Frau im Telefon.
Er nannte seinen Rang und seinen Namen, und sie sprach weiter.
»Hier spricht Rebecka Martinsson. Ich rufe im Auftrag von Sanna Strandgård an. Sie möchten offenbar wegen dieses Mordes mit ihr sprechen.«
»Ja, und Sie wissen, wie wir Frau Strandgård erreichen können.«
»Naja, das nun nicht gerade«, sagte die höfliche und fast übertrieben wohlartikulierte Stimme. »Da Sanna Strandgård meine Anwesenheit bei dieser Vernehmung wünscht und ich mich derzeit noch in Stockholm aufhalte, wollte ich zuerst einmal wissen, ob es Ihnen recht ist, wenn wir heute Abend kommen, oder ob Ihnen morgen besser passt.«
»Nein.«
»Verzeihung?«
»Nein«, sagte von Post und versuchte gar nicht erst, seinen Ärger zu verbergen. »Heute Abend ist uns nicht recht, und morgen passt auch nicht. Ich weiß nicht, ob Sie das kapiert haben, Rebecka Wie-Sie-auch-heißen-mögen, aber hier läuft derzeit eine Mordermittlung, für die ich die Verantwortung trage, und ich will jetzt sofort mit Sanna Strandgård sprechen. Ich möchte Ihrer Freundin raten, sich nicht weiter zu verstecken, sonst wird sie jetzt sofort zur Fahndung ausgeschrieben und dann verhaftet. Und was Sie angeht, so gibt es ein Vergehen namens Beihilfe zur Flucht. Wer dafür verurteilt wird, kann im Gefängnis landen. Weshalb Sie mir jetzt gefälligst erzählen werden, wo Sanna Strandgård sich herumtreibt.«
Am anderen Ende der Leitung blieb einige Sekunden lang alles still. Dann war die Stimme der jungen Frau wieder zu hören. Sie sprach jetzt unendlich langsam, fast schleppend, und mit deutlicher Selbstbeherrschung.
»Ich fürchte, hier liegt ein kleines Missverständnis vor. Ich rufe nicht an, um darum zu bitten, dass ich später mit Sanna Strandgård zur Vernehmung erscheinen darf, sondern um Ihnen mitzuteilen, dass sie durchaus die Absicht hat, mit der Polizei zu
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