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Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben

Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben

Titel: Rebecka Martinsson 05 - Denn die Gier wird euch verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åsa Larsson
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verbergen.
    Oder jedenfalls nicht besonders viel. Bisweilen dachte sie an seine Hände. Daran, wie durchtrainiert er war. Bisweilen dachte sie, dass er sie froh machte.
    Ihr ging auf, dass sie das Telefon im Auto vergessen hatte. Vielleicht hatte Måns versucht anzurufen. Sie müsste es holen gehen. Aber das hatte Zeit. Früher hatte sie es nie vergessen. Hatte es mit auf die Toilette genommen, hatte immer darauf gewartet, dass er von sich hören ließ.
    »Wie geht es denn Marcus?«, fragte Sivving.
    »Ich weiß nicht. Bei Krister hat er die ganze Zeit Hund gespielt. Macht irgendwie den Eindruck, als ginge ihn das alles nichts an.«
    »Poika riepu«, seufzte Sivving. »Armer Junge. Papa und Oma verloren. Er hat keinen Menschen mehr. Diese Familie ist wirklich vom Unglück verfolgt.«
    »Ja«, antwortete Rebecka und spürte, wie sich etwas in ihr rührte.
    Wie eine Ringelnatter in einem Teich.
    »Und Sol-Britts Vater«, sagte sie. »Von einem Bären zerfetzt.«
    »Ja, diese Jäger waren sicher ganz schön geschockt, als sie im Bärenmagen die Reste von Frans Uusitalo gefunden haben.«
    Ich hasse Zufälle, dachte Rebecka.
    In ihrer Zeit als Referendarin in Stockholm war ihr ein Polizist begegnet, der das als Mantra gehabt hatte. Er war jetzt tot. Aber dieser Spruch war bei ihr haften geblieben. Ich hasse Zufälle.
    Wenn die ganze Familie ausgerottet wird …
    Aber der Alte wurde doch vom Bären gerissen, dachte sie dann. Nicht ermordet.
    Dennoch konnte sie diesen Gedanken nicht abschütteln. Ein wenig zu viele Todesfälle in der Familie.
    Sivving betrachtete seine blanken Winterstiefel mit dem Gefühl der Zufriedenheit, die nur echte Schuhpflege vermitteln kann.
    »Meine Mama hat gesagt, dass Hjalmar Lundbohm Frans Uusitalos Vater war«, sagte er.
    Rebecka hörte auf zu wienern.
    »Was sagst du da? Der Bergwerksdirektor? Der hatte was mit der Lehrerin, die ermordet wurde?«
    »Ja«, antwortete Sivving und fuhr im selben Atemzug fort: »Ich weiß, dass meine Mutter gesagt hat, viele glaubten, er würde sie doch noch heiraten, als sie so richtig verliebt waren. Aber daraus wurde dann nichts.«
    »Weil sie ermordet wurde?«
    »Ja, oder vielleicht war auch vorher schon Schluss. Ich weiß es nicht. Später wurde nicht darüber geredet. Ich weiß, dass Mama sich fast die Zunge abgebissen hat, nachdem sie es mir erzählt hatte. Sol-Britt hat es gewusst, aber auch sie hat nie darüber gesprochen. Sie hat einmal zu mir gesagt, als sie, na ja, nicht ganz nüchtern und ziemlich wütend auf die Männer im Allgemeinen und auf ihre im Besonderen war: ›Scheiße, wie man sich ducken musste.‹ Die hat mir doch glatt weismachen wollen, sie wäre noch nicht einmal auf der Welt gewesen, als es passiert ist.«
    Rebecka sah Hjalmar Lundbohm vor sich. Die Portraits des Mannes, der Kiruna erbaut und von 1900 bis 1920 das Bergwerk geleitet hatte, zeigten immer einen ziemlich dicken Mann mit Schlafzimmerblick. Keinen schönen Kerl.
    »Er hat doch nie geheiratet?«, fragte sie.
    »Aber nicht, weil er etwas gegen Frauen gehabt hätte. Nach allem, was ich gehört habe.«
    Sivving sah sie an.
    »Und jetzt«, sagte er. »Jetzt trinken wir einen kleinen Absacker. Und dann geht es Marsch ins Bett. Morgen musst du Holz für mich tragen. Vergiss das nicht.«
    Das versprach Rebecka.

D ER W INTER MUSS WEICHEN . Hjalmar Lundbohm und die Lehrerin Elina Pettersson sind heftig verliebt.
    Der Spätwinterschnee seufzt und tropft. Eiszapfen, lang wie Kirchtürme; die Straßen matschig und aufgeweicht. Die Bäume zittern vor Sehnsucht. Der Schnee liegt im Wald noch immer meterhoch, aber die Sonne wärmt. Jetzt wird eine Zeitlang niemand mehr frieren müssen. Endlich kommt der segensreiche Frühling.
    Sie lieben sich wie die Narren. Erzählen einander, dass sie noch nie so empfunden haben. Stellen sich vor, kein Mensch könne je so empfunden haben wie sie. Bezeichnen sich einander als verwandte Seelen. Vergleichen ihre Hände und stellen fest, wie sehr sie sich ähneln.
    »Wie Bruder und Schwester«, sagen sie, legen die Handflächen aneinander und spüren, dass sie auf immer und ewig im Schlafzimmer des Bergwerksdirektors bleiben wollen.
    »Ich schließe ab und verschlucke den Schlüssel«, sagt er, wenn sie frühmorgens aufsteht, um sich wegzuschleichen.
    Und wie alle Narren sind sie unvorsichtig.
    Der Bergwerksdirektor schickt einen Jungen mit einer Nachricht zur Schule.
    Der Junge klopft an die Tür zum Klassenzimmer und gibt den Umschlag ab.
    Elina kann

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