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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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einer lebenden Eiche mithalten.
    »Trödle nicht und komm«, rief Dorna barsch. »Wir müssen arbeiten.«
    Bryony folgte ihr hastig. Sie marschierten über die feuchte Erde der Blumenbeete, duckten sich unter der Ligusterhecke hindurch und schlidderten den taunassen Hang zu der Wiese dahinter hinunter. Auf der Wiese stand hohes Gras, gemischt mit Unkraut und Wildblumen. In der Nähe gluckerte der Bach, von dem die Eichenfeen ihr Wasser holten.
    »Erste Lektion«, sagte Dorna. »Wie man draußen überlebt.« Sie legte die Hand über die Augen und blickte nach oben. »Immer wenn du die Eiche verlässt, musst du dich zuerst nach Raubtieren umsehen. Die meisten Vögel und Tiere beachten uns nicht weiter, aber Füchse fressen uns, wenn sie die Gelegenheit dazu bekommen.Dasselbe gilt für Katzen, Eulen und besonders Krähen.« Dorna senkte die Hand, drehte sich langsam um sich selbst und suchte die Wiese nach allen Richtungen ab. »Nimm dich vor allem vor einer großen, hässlichen Krähe in Acht – dem alten Wermut, wie wir ihn nennen. Er hat Fingerhut getötet, meine Vorgängerin als Jägerin, und ist seitdem ständig hinter uns Feen her.«
    Bryony blickte besorgt auf ihre leeren Hände. Sie hatte keine Waffe dabei. »Was tun wir, wenn wir ihm begegnen?«
    Dorna schnaubte. »Was für eine Frage! Natürlich verstecken wir uns. Wenn wir es schaffen, in der Eiche, sonst im nächsten Erdloch.«
    »Ach so.« Bryony war merkwürdig enttäuscht.
    »Die Luft ist rein«, sagte Dorna. »Folge mir.« Sie breitete ihre Flügel aus und hob ab.
    Bryony war noch nie geflogen, aber sie überlegte nicht lange. Blind sprang sie Dorna nach und vertraute auf ihren Instinkt. Sie wurde nicht enttäuscht. Sie schwankte ein bisschen, drohte eine Schrecksekunde lang abzustürzen und – flog. So geht das also, dachte sie erschrocken und berauscht zugleich. Ich fliege!
    Zunächst glitten sie im Tiefflug über das Gras und in gerader Linie auf den nahen Wald zu. Vor den ersten Bäumen bog Dorna ab. Bryony folgte ihrem Beispiel. Als ihre Lehrerin nach oben flog, tat sie dasselbe. Mit jedem Flügelschlag wuchs ihr Selbstbewusstsein.
    Dorna übte verschiedene einfache Manöver mit ihr, und Bryonys anfängliche Nervosität legte sich rasch. Sie merkte, wie schnell man beim Fliegen war und wie ein Zucken der Flügelspitze genügte, die Richtung zu ändern. Sie konnte im Sturzflug nach unten gehen, Purzelbäume schlagen und sogar in der Luft schweben wie die Libellen mit ihren ähnlichen Flügeln. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich danach gesehnt zu fliegen, doch nie und nimmer hätte sie gedacht, dass es so leicht sein würde.
    Bald genügte es ihr nicht mehr, Dorna zu folgen, und sie flog in Schlangenlinien über die Wiese. Aus der Ferne hörte sie Dorna etwas rufen. Richtig, sie musste auf die Krähen aufpassen. Mit einem raschen Blick vergewisserte sie sich, dass keine zu sehen waren, und stieg zum Himmel auf.
    Der Wind trug sie immer höher, und sie sah zum ersten Mal eine Reihe hoher Stangen am südlichen Rand der Wiese. Schwarze Kabel verbanden sie – sollte das eine Art Hindernis darstellen? Auf dem obersten Kabel saßen Spatzen wie Perlen aufgereiht. Neugierig flog sie näher.
    »Halt!«, ertönte ein Schrei, und Bryony drehte sich danach um. Dorna sauste durch die Luft auf sie zu. »Diese Drähte darfst du auf keinen Fall berühren!«, schrie sie aufgeregt. Sie packte Bryony am Arm und riss sie zurück. Vor Schreck vergaß Bryony zu fliegen und zog Dorna mit ihrem Gewicht nach unten. Sie landeten in gefährlicher Nähe zu einigen hohen Brennnesseln im Gras. Einen Moment lang waren sie so außer Atem, dass sie nicht sprechen konnten.
    »Fliege nie wieder ohne mich drauflos«, keuchte Dorna schließlich. Sie stand auf und klopfte sich den Dreck von den Kleidern. Bryony starrte benommen zu den Stangen über ihr hinauf.
    »Was sind das für Kabel?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht, zu was sie gut sind. Die Menschen haben sie gemacht. Ich weiß nur, dass sie voller Magie stecken. Wenn du sie berührst, bist du tot, noch bevor du auf dem Boden aufschlägst.«
    »Aber die Vögel …«
    Dorna explodierte. »Hast du einen Kopf aus Holz? Du bist kein Vogel! Genauso wenig wie Bilsa. Damals riss ein Sturm ein Kabel herunter. Bilsa ging nachsehen, berührte es und puff! Nichts blieb von ihr übrig, nicht mal ein Ei.«
    »Hast du gesehen, wie es passiert ist?«
    »Nein, aber Fingerhut, meine alte Lehrerin. Oder glaubst du, ich denke mir das alles nur

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