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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. J. Anderson
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aus?«
    Dorna klang bitter, und Bryonys Wangen brannten. »Nein«, sagte sie, »ich habe mich nur gefragt, woher du es weißt.«
    »Baldriana führt darüber Buch«, sagte Dorna. »Jedes Mal, wenn eine von uns stirbt, schreibt sie den Namen und die Todesursache hinein. Wenn du nicht der nächste Eintrag sein willst, folge mir lieber, wenn ich dich rufe. Aber gleich beim ersten Mal, hast du gehört?«
    Bryony nickte. Sie stand auf und zuckte zusammen. Der ganze Körper tat ihr weh, vor allem die Flügelmuskeln.
    Dorna blickte wieder zum Himmel hinauf. »Wir waren lange genug draußen«, sagte sie. »Lass uns zurückkehren, bevor die Krähen auf uns aufmerksam werden.« Sie marschierte durch das Gras voran.
    Bryony eilte neben sie. »Hast du je gegen eine gekämpft?«, fragte sie. »Eine Krähe, meine ich.«
    »Wenn ich das hätte, könnte ich mich jetzt nicht mit dir unterhalten«, erwiderte Dorna.
    »Und was machst du, wenn du einem Menschen begegnest?«
    »Gar nichts«, sagte Dorna kurz. »Und dasselbe gilt für dich, wenn du auch nur halb so viel Verstand wie ein Kaninchen hast. Wenn die Menschen im Garten herumstümpern oder mit ihrem lärmenden Gefährt den Rasen mähen, verstecken wir uns, bis sie weg sind.« Sie musterte Bryony scharf. »Oder hast du eine bessere Idee?«
    Bryony schüttelte den Kopf.
    »Das habe ich auch nicht vermutet. Wenn du jetzt bereit bist, deine Flügel vernünftig zu benützen, statt nur mit ihnen herumzualbern, dann lass uns nach Hause fliegen.«
     
    Ab da verbrachte Bryony jeden Tag mit Dorna und erlernte nach und nach das Handwerk der Jägerin. Nahtlos gingen die Wochen ineinander über. Auf Geheiß ihrer Lehrerin rannte, kletterte und flog sie durch die Eichenwelt. Sie lernte ihre Gefahren kennen, zugleich wuchs ihr Mut. Das Fliegen bereitete ihr nach wie vor am meisten Spaß, aber auch der andere Unterricht gefiel ihr immer besser. Sie war stolz auf ihre zunehmende Kraft und Geschicklichkeit und fand die Jagd aufregend. Ihre neuen Fähigkeiten verliehen ihr mehr Respekt bei den anderen Feen. Sie konnte mit ihnen gleichberechtigt Tauschhandel betreiben und dadurch etwa richtige Kerzen und ganze Seifenstücke erwerben. Sie musste sich nicht mehr mit Stummeln und Resten begnügen, die sie sich durch Hausarbeiten verdiente.
    An Tagen, an denen sie wegen schlechten Wetters oder der Anwesenheit von Menschen im Garten nicht ausfliegen konnten, zeigte Dorna Bryony, wie man Waffen herstellte und sie gebrauchte. Mit ihrem ersten selbstgebauten Bogen schoss Bryony auf Zielscheiben, bis sie von zehn Mal acht Mal in die Mitte traf. Anschließend übte sie mit Mäusen, Fröschen und fliegenden Insekten weiter. Sie bekam Hornhaut an den Fingern und harte Muskeln und schärfte ihre Sinne.
    Dorna zeigte ihr, wie man ein geschossenes Tier rasch ausnahm und zerlegte, bevor die Krähen darauf aufmerksam wurden. Sie zeigte ihr die besten Verstecke der Eichenwelt und den geheimen Tunnel, der unter der Hecke hindurch in die Eiche führte und den nur die Jägerinnen und Sammlerinnen kannten. Bryony hörte ihr aufmerksam zu, lernte und setzte die neuen Fertigkeiten ein. Sie glaubte inzwischen fest daran, dass die Königin mit ihrem magischen Blick recht gehabt hatte: Von allen Aufgaben der Eichenwelt war es ihr, Bryony, bestimmt, die Aufgabe der Jägerin zu übernehmen.
    Als Bryony und Dorna eines Sommerabends schwerbeladen mit Eichhörnchenfleisch von der Jagd heimkehrten, sah Bryony auf der Krone eines nahen Baums einen schwarzen Schatten. Dort saß eine große Krähe. Ihre gelben Augen waren hungrig auf die beiden Feen gerichtet.
    »Das ist er«, zischte Dorna. »Der alte Wermut. Lauf!«
    Sie und Bryony eilten auf die schützende Hecke zu, doch die Krähe stieß von oben auf sie herab und versperrte ihnen krächzend den Weg. Ein schwarzer Flügel warf Bryony um. Als sie sich wieder aufrappelte, drückte die Krähe Dorna mit ihren geschuppten Krallen auf den Boden und stach kreischend mit dem Schnabel auf sie ein. Anschließend legte sie den Kopf in den Nacken und schluckte. Bryony wurde übel. Doch dann sah sie, dass Dorna ihren Ranzen vor sich geschoben hatte und die Krähe nur das Fleisch fraß, das sie erbeutet hatten.
    Zeit zum Nachdenken blieb nicht, sie musste sofort handeln. Sie ließ ihren Ranzen fallen, riss das Knochenmesser aus dem Gürtel, stürzte sich auf die Krähe und sprang rittlings auf ihren Rücken. Ein Gestank nach Staub und blutigem Fleisch schlug ihr entgegen und machte sie ganz

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