Rebellion der Verlorenen
mit seinen Pranken aufstemmte.
Das Thernbee richtete sich auf den Hinterbeinen auf und streckte seinen langen Körper. Das Gitter war immer noch ungefähr einen Meter von seinen Tatzen entfernt.
Es zeigte Luke all seine Fluchtversuche, zeigte ihm, wie es versucht hatte, die Wachen anzugreifen, wie es versucht hatte, mit Holzstücken oder mit Sprüngen das Gitter zu lösen, aber ohne Erfolg.
Ich könnte es, dachte Luke.
Das Thernbee warf ihm wieder einen rätselhaften Blick zu. Seine Augen waren rund und blau und sehr sanft, und es hatte eine zarte rosa Nase; seine Zähne waren stumpf wie die von Pflanzenfressern.
Luke fragte sich, wie er auf den Gedanken gekommen war, daß dieses sanftmütige Wesen eine Gefahr darstellte.
Er stellte sich vor, wie er auf den Tatzen des Thernbee stand und sich durch die Gitterstangen zwängte und anschließend seinen Zellengenossen befreite.
Das große Wesen saß auf seinen Hinterbeinen, blickte auf das Gitter, sah dann Luke an und sandte ihm ein Bild, wie er sich durch die Gitterstangen zwängte und einfach wegging.
So etwas war schon mehrmals passiert. Das Wesen zeigte Luke ein paar andere Menschen, die dasselbe taten. In die Bilder mischte sich Traurigkeit und der Wille, nicht noch einmal Vertrauen zu schenken.
Luke überlegte einen Augenblick lang und ließ seine Erinnerungen dann in Bilder fließen, die ihn zeigten, wie er mit Yoda arbeitete, wie er den Jawas auf Palpatines Auge half und mit Anakin, Jacen und Jaina im Medizentrum redete. Er zeigte Beispiele seiner Arbeit mit Schülern verschiedener Spezies und soviel wie möglich von der Jedi-Philosophie. Das meiste davon schien ihm selbst übermäßig simplifiziert, da er sich um Anschaulichkeit bemühte, aber offenbar gelang es ihm, die Botschaft zu übermitteln.
Das Thernbee streckte die unverletzte linke Pranke aus.
Luke stieg, ohne zu zögern, darauf und kletterte nach oben; ein mühsames Unterfangen, weil er den linken Knöchel nicht belasten konnte. Die meiste Arbeit mußte er mit den Armen erledigen. Er erklomm die Oberseite der gewaltigen Pranke und griff nach einer Klaue, die etwa so lang wie sein Bein war. Er mußte sich mit beiden Armen festklammern. Das Thernbee stellte sich auf die Hinterbeine, streckte seinen langen Körper und langte nach dem Gitter. Luke richtete sich auf, stützte sich vorsichtig gegen die Klaue und schaffte es, das Metallgitter zu packen. Dann zog er sich daran in die Höhe.
Jenseits des Gitters war die Luft reiner. Der Gang war breit und sauber. Die Wände bestanden aus einem Material, das er noch nie zuvor gesehen hatte: eine graue, papierähnliche Substanz mit kleinen Mustern darauf. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Er blickte durch das Gitter nach unten.
Das Thernbee kauerte jetzt wieder auf dem Boden, seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. Luke sandte ihm ein Bild des Bodens über ihm. Dann suchte er die Ränder des Gitters ab, ob es dort irgendwo einen Halt gab.
»Eigentlich«, ertönte eine Stimme, »brauchen Sie bloß an dem Hebel zu ziehen. Dort drüben links.«
Luke sah unwillkürlich hin. Ein Hebel ragte aus den Bodenfliesen. Neben dem Hebel standen vier Wachen, die ihre Blaster auf ihn gerichtet hatten. Sie trugen Sturmtruppenuniformen. Der Mann, der gesprochen hatte, nahm jetzt seinen Helm ab. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Gang hinter Luke.
Luke drehte sich um. Sieben weitere Wachen hielten ihn von der anderen Seite in Schach. Ein Gefühl der Verzweiflung, so ausgeprägt, daß es ihn beinahe umwarf, überkam ihn. Das Gefühl ging von dem Thernbee aus. Luke wollte ihm ein Bild schicken und ihm zureden, daß es nicht aufgeben sollte, wußte aber nicht, wie er das anstellen sollte, außerdem hatte er jetzt keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren.
»Und was bringt Sie auf den Gedanken, daß ich den Hebel bewegen will?« fragte er statt dessen.
Der Sturmtruppler zuckte die Achseln. »Das Thernbee zu befreien würde hier ein ziemliches Durcheinander anrichten.«
Das würde es ganz bestimmt. Luke wünschte sich, früher darauf gekommen zu sein. Er hätte sich mit einem Satz auf den Hebel stürzen und ihn bewegen können, und sofort wären die Karten neu verteilt gewesen. Aber das hatte er nicht getan. Jetzt war er auf sich selbst gestellt.
»Ich denke, ich bin wieder Ihr Gefangener«, sagte er. »Was haben Sie mit mir vor?"
Niemand antwortete ihm. Luke lächelte. »Sind Sie je zuvor einem Jedi-Meister begegnet?«
Sie starrten ihn an. Er setzte seinen
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