Rebellion der Verlorenen
war. Manchmal fehlte ihm jener Teil seines Wesens mehr, als er sich eingestehen mochte.
Han schob seinen Stuhl zurück, bis er an die Wand stieß. Er trug einen Blaster an der Hüfte; kein vernünftiger Mann betrat eine Spelunke wie diese ohne Schutz, das hatte er gelernt, noch ehe er laufen konnte. Außerdem wußte er wirklich nicht, was Jarril zu seinem Besuch veranlaßt hatte.
»Du bist sicherlich nicht bloß deshalb nach Coruscant gekommen, um mich auf einen Drink einzuladen«, begann Han. Daß der Jarril, an den er sich erinnerte, nie einen anderen zu etwas eingeladen hätte, behielt er für sich. An seinem alten Kumpan hatte sich eine ganze Menge geändert, darunter auch die Qualität seiner Kleidung. Früher hatte Jarril seine Hemden so lange getragen, bis sie sich auflösten. Das Hemd, das er heute trug, war aus waschecht gefärbter grüner Gaberwolle - ein ungewöhnlich häßliches Kleidungsstück, aber ganz offensichtlich eine Neuerwerbung.
»Nein, das bin ich nicht«, nickte Jarril. Er leerte sein Glas mit einem Zug, hustete, wischte sich den Mund und grinste. Seine Zähne leuchteten einen Augenblick lang grün, ehe er die Flüssigkeit von ihnen leckte. »Ich wollte dich auf eine Chance hinweisen, dir einen Tip geben.«
Unglaublich. Eine Chance. Für Han Solo, den Helden der Allianz, der zugleich Ehemann, Vater und Familienoberhaupt war. »Ich habe Chancen genug«, sagte Han und fragte sich im gleichen Augenblick, um welche Chance es sich wohl handelte.
»Sicher, klar.« Jarril wischte sich eine Haarsträhne aus der zerfurchten Stirn. »Ich muß zugeben, du bist viel länger sauber geblieben, als ich geglaubt hätte. Ich habe damals gedacht, du sitzt nach sechs Monaten mit der Prinzessin wieder mit Chewie zusammen im Falken und setzt Kurs auf irgendein unbekanntes Ziel.«
»Hier gibt es genug für mich zu tun«, sagte Han,
»Zu tun vielleicht«, räumte Jarril ein. »Aber wenn du mich fragst, läßt du deine Talente verkümmern. Du und Chewie, ihr beiden wart die besten Piraten, die ich je gekannt habe.«
Han griff an seinen Blaster und tastete nach dem Abzug. »So lange bin ich aber auch noch nicht draußen, Jarril, daß ich mich so leicht reinlegen lasse. Was willst du?«
Jarril beugte sich über den Tisch. Sein Atem roch nach Pfefferminze, Bier und Schokolade. »Dort draußen ist Geld zu holen, mehr Geld, als wir uns je erträumt haben.«
»Ich weiß nicht«, entgegnete Han. »Ich kann mir eine ganze Menge erträumen.«
»Das kann ich auch.« Jarril sprach mit so leiser Stimme, daß Han ihn bei dem Lärm der Band kaum hören konnte. »Und ich habe so viel, daß ich gar nicht alles ausgeben kann.«
»Gratuliere«, sagte Han. »Soll ich darauf trinken?«
»Es Interessiert dich also nicht, wie?« fragte Jarril. Sein Blick war seltsam eindringlich.
»Vielleicht hätte es mich vor ein paar Jahren interessiert, Jarril, aber ich habe jetzt einen Lebensinhalt gefunden.«
»Und was für ein Leben«, sagte Jarril. »Den ganzen Tag herumsitzen und auf die Kinder aufpassen, während deine bessere Hälfte ihr ganz persönliches Imperium führt.«
Han beugte sich vor, und seine Hand packte mit einer geübten blitzschnellen Bewegung Jarrils Hemdkragen. »Paß auf, was du sagst, Kumpel!«
Jarril schnitt eine Grimasse, ein mißglückter Versuch, zu lächeln. Seine Augen wanderten von Hans Gesicht zu seiner versteckten Hand und dann wieder zurück. Gut. Han hatte nichts verlernt. »War nicht böse gemeint, Solo«, versicherte Jarril. »Ich habe das nur so gesagt, weißt du?«
Hans Hand schloß sich fester um Jarrils Hemd. » Was willst du?«
»Ich brauche Hilfe, Han.«
Han ließ Jarril los. Der plumpste auf seinen Sitz zurück und griff nach seinem zweiten Glas, schüttete das widerwärtig grüne Zeug hinunter und wischte sich den Mund ab. Han wartete, immer noch den Finger am Abzug. Schmuggler baten untereinander nie um Hilfe. Manchmal tricksten sie ihre Freunde aus und verschafften sich auf diese Weise einen Vorteil, aber um Hilfe baten sie nie. Und Jarril hatte gerade versucht, ihn auszutricksen. Allerdings ohne Erfolg.
Jarril fuhr sich wieder mit der Zunge über die Zähne und nahm sich von einem vorüberziehende» Servodroiden ein neues Glas.
»Ein bißchen schnell, wenn ich bitten darf«, sagte Han. »Meine kleine Frau erwartet mich zu Hause, und das Essen muß auf dem Tisch stehen, wenn sie kommt.« Er kippte mit seinem Stuhl nach hinten, so daß er auf zwei Beinen stand, und lehnte den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher