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Reckless - Lebendige Schatten

Reckless - Lebendige Schatten

Titel: Reckless - Lebendige Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Funke
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vor langer Zeit gegen die Onyx erbaut hatte. Kami’en nutzte sie inzwischen als Gefängnisse, weil sie besonders tief unter der Erde lagen.
    Die zerlumpten Verrückten waren die einzige Gefahr, der sie in den leeren Straßen begegneten, und die meisten ließen sich von dem Wassermann wie Tontauben abschießen. Es schien, als wäre der Zauber des Hexenschlächters in all den Jahrhunderten ebenso verwittert wie die Stadt, die er regiert hatte. Eaumbre verstörten die versteinerten Gesichter, die aus den Mauern blickten, doch Nerron ließen sie kalt – sie bewiesen nur, wie ähnlich die Weichhäuter seiner Art waren.
    Als sie die Treppe erreichten, die zum Schloss hinaufführte, fanden sie die Spuren von Reckless und der Füchsin wie Brandflecken auf den verschneiten Stufen. Der Schnee fiel immer dichter, winzige eisige Flocken, die Nerron wie Stiche auf der steinernen Haut spürte. Er hasste die Kälte und für einen Moment sehnte er sich so heftig nach dem warmen Schoß der Erde, dass ihm übel davon wurde. Der Wassermann dagegen rieb sich den Schnee wortlos in die trockene Haut, bevor er sich an den Aufstieg machte.
    Der Anblick, der sie am Ende der Treppe erwartete, bewies, dass die Geschichten über das Verlorene Schloss und sein Eisernes Tor nicht nur der Fantasie eines Dichters entsprungen waren. Die verkohlten und zerbissenen Toten ließen sie Wirklichkeit werden, aber Nerron konnte weder Reckless noch die Füchsin unter den Leichen entdecken.
    Wo waren sie? Die Spuren auf dem verschneiten Platz ließen nur eine Antwort zu: Sein Konkurrent war bereits im Schloss.
    Verflucht. Wie?
    Das Eisen begann, zu glühen, sobald Nerron sich dem Tor näherte. Eaumbre zerrte ihn zurück, als sich aus dem Metall ein Maul formte. Mäuler, Klauen. Das ganze Tor erwachte zum Leben. Gezackte Nacken wölbten sich, geschuppte Pranken, rot wie Lava, trieben Krallen aus Eisen.
    Der Wassermann fiel über die Toten, als er zurückstolperte.
    Aber Guismund hatte keinen Schatzjäger mit steinerner Haut erwartet. Zu seiner Zeit waren die Goyl über der Erde nur ein düsteres Märchen gewesen.
    Nerron trug gegen die Klauen eines der Echsenhemden, die Kami’en und Hentzau bei der Blutigen Hochzeit gerettet hatten, und die Jade-Machete, die er von einem Goylschmied eigens für das Eiserne Tor hatte schleifen lassen, fuhr durch die Hälse und Pranken, als gebäre Guismunds Tor nur Monster aus heißem Wachs. Nerron schlug und stach, bis seine Kleider steif von erkaltendem Eisen waren. Reckless war nicht unter den Toten, also gab es einen Weg hinein! Er spaltete einen Kopf, bevor das Maul sich um seinen Schädel schloss, schlug Pranken ab, die ein Dutzend nadelspitzer Krallen spreizten. Reckless war nicht unter den Toten. Es gab einen Weg!
    Die Arme wurden ihm schon schwer, als der Wassermann ihm endlich zu Hilfe kam. Die Hitze des Eisens verbrühte ihm die Haut, aber er schlug sich nicht schlecht. Bald standen sie bis zu den Knien in zerhauenem Metall. Das eigene Keuchen klang ihnen in den Ohren. Reckless ist nicht unter den Toten, Nerron! Verflucht, es gibt einen Weg. Und tatsächlich: Plötzlich blieb das Eisen Eisen und das Tor formte einen Fries aus Schädeln. Guismunds Wappen erschien auf dem immer noch glühenden Metall und ein kaum sichtbarer Spalt tat sich auf.
    Das heiße Eisen zu berühren, schmerzte trotz Nerrons steinerner Haut. Es schmerzte so sehr, dass er glaubte, seine Knochen schmelzen zu spüren. Aber Schmerz war etwas, das Goyl wesentlich weniger wichtig nahmen als Menschen und schließlich zwang Nerron die Finger in den Spalt. Die Öffnung, die er dem Eisen abrang, reichte kaum, sich hindurchzuzwängen. Der Wassermann stank nach verschmortem Fisch, bis er endlich neben ihm stand, und hinter ihnen schloss sich das Tor mit einem Geräusch, das wie der dumpfe Schlag einer Glocke klang.
    Die Kälte, die sie empfing, entlockte dem Wassermann ein erleichtertes Stöhnen, und selbst Nerron war dankbar für die Linderung, die sie seiner verbrannten Haut brachte. Er witterte den Hexenzauber in der Dunkelheit, die sie umfing, wie das Fell einer schwarzen Katze. Eaumbre sah ihn erschrocken an, als er die Stimmen hörte, aber Nerron lächelte. Ein Schrittzauber. Er hatte einen Schatzjäger gekannt, den das in einem verwunschenen Schloss den Verstand gekostet hatte, aber nichts hinterließ eine bessere Spur. Waren die Stimmen erst geweckt, hörte man sie viele Stunden. Man musste ihnen nur folgen.
    »Du bleibst hier und bewachst das

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