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Red Rabbit: Roman

Red Rabbit: Roman

Titel: Red Rabbit: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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registrierte Verärgerung in den Augen seines Vorgesetzten und beschloss, eine Erklärung hinzuzufügen. »Genosse Vorsitzender, einen geeigneten Attentäter zu finden wird nicht ganz einfach sein. Das lässt sich nicht mal eben mit einem kurzen Anruf erledigen. Strokow wird seine Wahl sehr gewissenhaft treffen. Menschen sind nun einmal nicht so berechenbar wie Maschinen, und das ist der wichtigste – und prekärste – Aspekt der Operation.«
    »Ja, da haben Sie wahrscheinlich Recht, Aleksei. Benachrichtigen Sie also Bubowoi, dass eine von Hand überbrachte Nachricht unterwegs ist.«
    »Jetzt gleich, Genosse Vorsitzender, oder nachdem sie unterschrieben und versandfertig gemacht ist?« Roschdestwenski stellte die Frage wie ein versierter Bürokrat und teilte seinem Vorgesetzten auf diese Weise mit, wie es am besten zu machen wäre.
    Dieser Oberst bringt es noch weit, dachte der Außenminister.
    »Natürlich Letzteres, Oberst. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn der Brief abgeschickt werden kann.«
    »Zu Befehl, Genosse Vorsitzender. Benötigen Sie mich noch?«
    »Nein, das wär’s fürs Erste«, erwiderte Andropow und entließ ihn.
    »Juri Wladimirowitsch, Sie haben einen vorzüglichen Adjutanten.«
    »Ja, und es gibt hier für mich noch viel zu lernen«, gab Andropow zu. »Er bringt mir jeden Tag etwas bei.«
    »Sie können sich glücklich schätzen, über so viele erfahrene Mitarbeiter zu verfügen.«
    »So ist es, Andrei Andreiewitsch. So ist es in der Tat.«
     
    In seinem nur wenige Schritte entfernten Büro setzte Roschdestwenski die kurze Nachricht an Bubowoi auf. Das Ganze ging im Grunde sehr schnell über die Bühne, dachte er, aber dem KGB-Chef
war es immer noch nicht schnell genug. Er wollte diesen Geistlichen unbedingt aus dem Weg haben. Das Politbüro schien eindeutig politische Erschütterungen zu befürchten, aber Roschdestwenski sah das nicht so. Der Papst war schließlich nur eine einzelne Person. Doch als guter Funktionär hatte der Oberst seinen Rat auf das zugeschnitten, was sein Vorgesetzter hören wollte, und ihm zugleich die Details beigebracht, die er wissen musste. Sein Posten war tatsächlich mit enormer Macht verbunden. Roschdestwenski wurde klar, dass er die Karrieren von Offizieren, die er nicht mochte, zerstören und Operationen in beträchtlichem Umfang beeinflussen konnte. Sollte ihn die CIA jemals zu rekrutieren versuchen, wäre er ein Mitarbeiter von großem Wert für sie. Aber Oberst Roschdestwenski war Patriot, und außerdem hatten die Amerikaner wahrscheinlich keine Ahnung, wer er war und was er tat. Die CIA war gefürchteter, als sie es verdiente. Eigentlich hatten die Amerikaner keine Ahnung von Spionage. Die Engländer schon, aber der KGB und seine Vorgängerorganisationen hatten sie in der Vergangenheit wiederholte Male mit Erfolg infiltrieren können. Zurzeit gelang das leider eher selten. Die jungen Cambridge-Kommunisten aus den dreißiger Jahren waren inzwischen alle alt und saßen entweder im Gefängnis oder bezogen ihre staatlichen Renten  – oder verbrachten ihren Lebensabend in Moskau, wie zum Beispiel Kim Philby, den sogar die Moskowiter für einen Säufer hielten. Wahrscheinlich soff er, weil er sein Land vermisste – den Ort, an dem er aufgewachsen war, die englischen Mahlzeiten, die Fußballspiele und die Zeitungen, die er ideologisch zwar ablehnte, was aber nicht hieß, dass er sie nicht trotzdem gern las. Es muss schrecklich sein, ein Überläufer zu sein, dachte Roschdestwenski.
     
    Was soll ich verlangen? fragte sich Zaitzew.
    Geld? Wahrscheinlich bezahlte die CIA Spione sehr gut – mit mehr Geld, als er je auszugeben in der Lage wäre. Unvorstellbarer Luxus. Ein Videorekorder! In Russland waren gerade die ersten erhältlich, hergestellt in Ungarn, nach westlichen Prototypen. Das größere Problem war, an Videos zu kommen – nach pornografischen herrschte besonders große Nachfrage. Einige seiner Kollegen beim KGB sprachen über solche Dinge. Zaitzew hatte noch nie so ein Video gesehen, aber er war natürlich neugierig. Die Sowjetunion
wurde von konservativen Männern regiert. Vielleicht waren die Politbüromitglieder einfach zu alt, um noch Spaß am Sex zu haben, und sahen deshalb keine Notwendigkeit, jüngere Bürger in den Genuss solcher Dinge kommen zu lassen.
    Zaitzew schüttelte den Kopf. Genug! Er musste sich überlegen, was er dem Amerikaner in der Metro sagen sollte. Das war eine Frage, auf der er zusammen mit seinem Mittagessen in der

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