Reden ist Silber, Kuessen ist Gold
um seinen Anwalt zum Lunch zu treffen. Normalerweise mochte er es nicht, mit einem Anwalt zu Mittag zu essen, aber in letzter Zeit blieb ihm keine andere Wahl. Anwälte gehörten im Moment zu seinem Leben.
Als er sich mit seinem Drink in der Hand zu einem leeren Tisch begab, sah er einen anderen Mann in der Ecke sitzen. Ihre Blicke trafen sich. Jed änderte die Richtung und ging auf ihn zu.
Garth Duncan stand auf, als Jed näher kam. Er sagte etwas zu der Person, die bei ihm saß, und traf Jed in der Mitte der Bar.
»Guten Tag«, sagte Garth und schaute sehr selbstbewusst aus. Ein kleines Lächeln umspielte seine Mundwinkel, als ob er ein Geheimnis hätte.
Wissen ist Macht, dachte Jed, ließ sich aber von seinem Bastard nicht einschüchtern.
»Du wirst nicht gewinnen«, sagte er. Kein Grund, seine Zeit mit dem Austausch von Nettigkeiten zu verplempern. »Ich spiele dieses Spiel schon länger, als du auf der Welt bist, und ich bin immer als Sieger hervorgegangen.«
Garth ließ das Lächeln durchbrechen. »Für einen alten Mann, der des Hochverrats angeklagt ist, schwingst du ganz schön große Reden. Es ist bereits vorbei, Jed. Du hast es nur noch nicht mitbekommen. Aber bitte, versuche, mich zu schlagen. Ich mag einen guten Kampf.«
Hinter dem Lächeln sah Jed Wut, Zorn und Entschlossenheit in den Augen seines Sohnes. War das seinetwegen, oder gab es einen anderen Grund dafür?
»Du hast die Grenze überschritten, als du meine Tochter verletzt hast«, sagte Jed. »Die Bohrinsel in die Luft zu jagen war ein großer Fehler.«
Garth studierte ihn. »Da stimme ich zu. Wer immer das getan hat, war ein Idiot, aber ich war es nicht.«
Jed wehrte ihn mit einer Kopfbewegung ab. »Du glaubst, ich bin blöd?«
»Das ist eine Frage, die ein anderes Mal beantwortet werden sollte«, erwiderte Garth. »Ich trage die Lorbeeren für alles, was ich getan habe, mit Stolz. Deine Töchter haben mir für mein Geld eine großartige Show geliefert. Du solltest stolz auf sie sein. Aber Izzy? Sie hat nichts, was mich interessiert, also habe ich sie in Ruhe gelassen. Mit der Explosion hatte ich nichts zu tun. Da musst du dich leider woanders umschauen.«
Was der Wahrheit entsprach, aber Jed wollte sie nicht anerkennen.
»Wieso sollte ich dir glauben?«
»Es interessiert mich nicht, ob du mir glaubst oder nicht, Jed. Tatsache ist, dass ich es nicht war.«
Jed beugte sich ein wenig vor und senkte die Stimme. »Ich werde dich fertigmachen, Junge.«
Garth sah eher amüsiert als eingeschüchtert aus. »Versuch es ruhig. Aber bedenke, dieses Mal spielst du weit außerhalb deiner Liga. Du weißt ja nicht einmal, was ich will, wie also willst du mich aufhalten?«
»Du willst alles. Genau wie ich.«
Der amüsierte Ausdruck auf Garths Gesicht schwand. »Ich bin nicht wie du. Du hast ein Vermögen geerbt und es vermehrt. Na und? Ich habe mit nichts angefangen und ein Imperium aufgebaut. Du bist verbraucht und unwichtig.«
»Warum versuchst du dann so verzweifelt, mich zu schlagen?«
Das Lächeln kehrte zurück. »Weil ich es kann.«
Skye zwang sich, sich auf ihr Ziel zu konzentrieren. Hier rauszukommen. Erin war auf der Cassidy-Ranch, was bedeutete, dass sie nicht in der Nähe von Jed war, und das war alles, was im Moment zählte. Mitch würde sie beschützen. Er mochte Skye zwar am liebsten vom Erdboden tilgen wollen, aber er würde eher sterben, als dass Erin etwas passierte. Darauf würde sie das Leben ihrer Tochter verwetten.
Denn Mitch war ein guter Mann. Der beste, den sie je kennengelernt hatte.
»Später«, sagte sie sich, als sie die Sachen ihrer Tochter in einen Koffer packte. Erins Bücher und Spielzeuge waren bereits im Auto verstaut. Sie schätzte, dass sie den ganzen Nachmittag hatte, bis ihr Vater zurückkommen würde, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
Endlich war ihr alles klar geworden. Sie würde um das kämpfen, was ihr wichtig war. Sie würde sich ihrem Vater stellen und danach versuchen, Mitch zurückzugewinnen. Aber erst einmal musste sie von Glory‘s Gate verschwinden.
Die Ironie der Situation entging ihr nicht. Ihr ganzes Leben hatte sie mit dem Versuch verbracht, sich dieser Mauern würdig zu zeigen. Hatte versucht, sich so zu fühlen, als würde sie wirklich hierher gehören. Wo sie in Wahrheit doch nur Jeds Liebe haben wollte. Etwas, das sie nie gefunden hatte. Vielleicht existierte sie gar nicht. So wie bei Pru.
Sie war seine Tochter, und das sollte ihm etwas bedeuten. Aber das tat es nicht, und
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