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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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sie wegen ihrer marsianischen Antisichtgeräte nicht optisch erblicken können. Unter meinem Schutzschirm konnte ich keine para-abnormen Wahrnehmungen erkennen. Das war der Nachteil dieser Abwehrfelder.
    Wohl aber konnte ich ihre Stimmen hören. Jemand, dessen Organ ich kannte, sprach mich an. Es war der ältere Mann, der beim ersten Hypergespräch neben Moroina gestanden hatte.
    »Willkommen, Professor Toterlay. Wenn ich noch Zweifel an Ihrer Identität gehegt hätte, wären sie nun beseitigt. Ihr – äh – Ihr Mitarbeiter leidet offensichtlich unter erheblicher Atemnot. Können wir helfen?«
    »Scher dich zum Teufel, Kerl!« fuhr ich ihn an, ohne den Blick zu wenden. »Ich weiß besser, was in solchen Situationen zu tun ist. Der Sauerstoff enthält alle anregenden Mittel, die er braucht. Kümmere dich um den leuchtenden Behälter auf der Transmitterplattform. Ich schenke ihn dir und deiner Groß-Koordinatorin. Na los, verschwinde schon! Dir ist doch wohl nicht wirklich an Quasimodos Wohlergehen gelegen, wie?«
    Ich wandte ruckartig den Kopf. Toterlay hatte solche Bewegungen geliebt und für ein großartiges Überraschungsmoment gehalten.
    Unter dem wilden Blick meiner blauen, von dichten Brauen überschatteten Toterlay-Augen wich er unwillkürlich einen Schritt zurück. Er beherrschte sich jedoch mustergültig.
    »Wie Sie wünschen, Sir. Wollten Sie sagen, in diesem Behälter befände sich eine Bakterienkultur?«
    Ich ließ mich in meiner Arbeit nicht stören. Hannibal erholte sich zusehends.
    »Stell dir vor, Bürschlein, so ist es wirklich! Marcus Owen Toterlay hat eine Originalkonserve höchstpersönlich mitgebracht und ist sogar bereit, sie kostenlos als Probeexemplar zur Verfügung zu stellen. Wie bin ich zu euch? Höre, Bube, was ich dir zu sagen habe! Ein Mann von meinem Format kann es sich erlauben, jenen, die unter Umständen seine aufrichtigen Verbündeten werden, eine kleine Gabe aus seinen reichen Vorräten abzugeben. Geh hin und überzeuge dich.«
    Er sah mich mit mühevoll verborgener Fassungslosigkeit an. Zweifel glomm in seinen großen, dunklen Augen auf.
    Das war genau der Effekt, den Anne Burner vorhergesagt hat te. Die Neos hatten mit allen Tricks gerechnet, nur nicht mit einer solchen Offenbarung. Sie waren wirklich überrascht. Mir konnte das auf keinen Fall schaden.
    Weiter hinten gingen zwei hochgewachsene Männer zögernd auf den Zylinder zu. Jetzt blieben sie wieder stehen und sahen fragend zu uns herüber.
    Ich entschloß mich zu einem »fröhlichen« Lachen. Es war aber nicht fröhlich, glauben Sie mir. Das hatte M. O. Toterlay nie gekonnt. Zu einem frohen Lachen gehören Herz und Gemüt. Beides hatte er nur im negativen Sinn besessen.
    »Was stört dich an dem Zylinder, Freundchen? Sein Gewicht? Er wiegt sechzig Kilogramm. Oder seine Größe? Die muß sein, denn der Inhalt sollte behütet werden. Na?«
    Er entschloß sich zu einem verzagten Lächeln.
    »Sir, ich möchte auf das Energiefeld hinweisen. Wir sehen es nicht, aber wir haben es angemessen.«
    »Ach so!« staunte ich, meine Rechte gegen den Oberschenkel schlagend. »Ach so! Du hast mit einer kleinen Bombe gerechnet, was? Donnerwetter, Bübchen, du bist groß, du bist tapfer. Toterlay hätte ja zu einem Trick greifen, die Schwäche des Kleinen vortäuschen und sich dadurch unauffällig von der Bombe entfernen können, wie? Marcus Owen Toterlay ist beeindruckt.«
    Mein Gelächter trieb ihm die Schamröte ins Gesicht. Vielleicht war es auch Zornesröte.
    Jedenfalls schrie er seine beiden Begleiter so unbeherrscht an, wie ich es bei Vertretern des Homo tyrannus noch nie gehört hat te.
    Endlich gingen sie zur Plattform hinauf, näherten sich dem Zylinder und griffen vorsichtig danach.
    Beim ersten Hautprickeln fuhren sie zurück. Doch dann geschah etwas, was ich mit höchster Aufmerksamkeit registrierte.
    Sie sahen sich triumphierend an! Hatten sie das Prickeln erwartet?
    Jawohl, so war es. Also kannten sie mindestens einen anderen Zylinder dieser Art. Von da an war mir klar, wie sie in den Besitz der ersten Todesschläfer-Kulturen gekommen waren. Jemand unter den Wissenschaftspriestern des Sehenden Calthur mußte wahrscheinlich bei einer unerlaubten Forschungsreise zufällig einen solchen Behälter entdeckt und später die Bedeutung seines Inhalts herausgefunden haben.
    »Identisch, Koordinator!« rief einer. Jubel klang in seiner Stimme mit. »Absolut identisch. Der Zylinder stimmt mit den Aufnahmen exakt überein.«
    Er wedelte

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