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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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Sie war die Herrscherin, das spürte ich.
    Hannibal meldete sich wieder auf telepathischer Ebene. Er stand dicht hinter mir.
    »Sie strahlt eine starke Impulsfront aus. Eine Mutantin, ganz eindeutig! Sie ist das Zufallsprodukt einer besonders gelungenen Bestrahlung. Ich möchte ferner behaupten, daß sie bereits aufgestockt ist. Lasse sie auf dich zukommen. Du mußt ja nicht immer das Wort ergreifen.«
    »Einverstanden. Was hältst du von Malbaths Aussagen?«
    »Wahrheitsgetreu. Anders können die Burschen gar nicht an die Bakterien herangekommen sein. Das Kurierboot wurde von den Denebern abgeschossen. Ich bin überzeugt, daß darin nicht nur eine Probe der neuen Konservierungszylinder war, sondern auch der Prototyp eines kleinen, transportablen Reizstrahlungssenders zur Aktivierung der Todesschläfer. Es kann durchaus sein, daß Saghons Biologen hier und da persönlich impfen und auch aktivieren wollten. Streng geheime Dinge hat sich ein Genie wie Saghon zuerst einmal zeigen und vorführen lassen. Vorher hätte er es nie für den Einsatz freigegeben. Das war für ihn zu wichtig. Der Krieg war schließlich schon verloren.«
    »Genau meine Meinung. Ich war stark abgelenkt. Hast du versucht, einen der Neos unter Kontrolle zu bekommen?«
    »Aussichtslos! Sie sind Mann für Mann para-immun. Wir werden überhaupt niemand testen können, der jemals die Todesschläfer in die Blutbahn bekommen hat.«
    »Vorausgesetzt, er wurde zusätzlich der Reizstrahlung ausgesetzt.«
    »Sicher! Wo willst du Calthurs finden, die bisher lediglich geimpft, nicht aber aktivierungsbestrahlt wurden? Hier?«
    »Abwarten. Solche Leute sind dort zu finden, wo der Reizsender steht. Hier scheint es nur fertige Exemplare zu geben.«
    »Gut gebrüllt, Löwe. Fertige Exemplare, ha! Die erste Gefühlsregung habe ich bei diesem Koordinator festgestellt. Er schrie seine Mitarbeiter an. Wie weit sind die Burschen tatsächlich aus der Reserve zu locken? Vorsicht, Moroina kommt. Nimm dich zusammen und übertreibe keinesfalls das Theater. Ich – Vorsicht, sie fällt über dich her. Das ist Suggestion, knallharte Suggestion. Deshalb kuscht hier jedermann. Die meisten haben einen Block zum Gehorsamsgebot.«
    Der Kleine unterbrach die Sendung.
    Ja, ich fühlte das Drängen und Rumoren in meinem Gehirn. Sie war eine sehr starke Mutantin; wahrscheinlich nur eine nachträglich herangezüchtete, aber das änderte nichts an ihren Qualitäten.
    Wie hätte sich Toterlay jetzt verhalten? So getan, als würde er die Wogen des parapsychischen Zwanges nicht spüren? Nein, das erschien mir grundverkehrt.
    Das Grinsen auf meinem Gesicht gefror. Ich brauchte mich nicht anzustrengen. Sie kam langsam auf mich zu. Ihre Augen schienen von innen heraus zu lodern.
    Ich vernahm ihren Befehl, aber ich brauchte ihn nicht zu befolgen. War das die Kraftprobe, die über Erfolg oder Mißerfolg unserer Mission entschied? Wahrscheinlich ja!
    Ich wollte zur Kontaktplatte des Schutzschirmprojektors greifen, unterließ es aber, weil sie das zweifellos als Zeichen der Schwäche ausgelegt hätte. Toterlay konnte sich alles erlauben – nur keine Ängstlichkeit.
    Ich lockerte meine angriffsbereite Haltung und suchte ihren Blick. Jedermann wich ihm aus, ich tat das Gegenteil. Das wurde allgemein bemerkt. Es kam auf Nuancen an.
    Auch mein Grinsen wirkte nicht mehr gekünstelt. Schließlich stieß ich ein Geräusch aus, das man – wenn man wollte – als »an erkennendes Knurren« definieren konnte.
    »Ah, das Püppchen in der weißen Robe«, sagte ich spöttisch. »Sehr mächtig, weil sehr begabt, was? Schalte deine flammenden Augen ab, Luderchen. Du strengst dich umsonst an. Deine parasuggestiven Gaben werde ich, der Denker, für unsere gemeinsamen Zwecke einsetzen können. Spare also deine Kräfte. Bei mir wirkt das nicht.«
    Ich konnte mich in ihr Seelenleben hineinversetzen. Die Bemerkungen mußten ihr einen moralischen Tiefschlag versetzen. Ich lachte sie einfach aus, während andere Leute in Ehrfurcht und Respekt erstarrten.
    Ihr schönes Gesicht verzerrte sich. Es wurde von Anstrengung gezeichnet. Die Augen wurden noch zwingender, aber das nutzte ihr nichts. Sie konnte weder meine noch Hannibals Psi-Blockade durchbrechen.
    Schließlich mußte sie von herbeispringenden Neos gestützt werden. Ihre Augen wurden stumpf.
    »Du hast dich verausgabt, Ladylein«, sprach ich sie in beinahe väterlichem Ton an. Auch diese Tonart hatte Toterlay beherrscht. Dann hatte er den Anschein von

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