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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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war ein Landfleck der Gegensätzlichkeiten. Denn entweder
herrschte Totenstille, oder es tosten Stürme über sie hinweg. Eine Wolke
schnarrender Heuschrecken näherte sich ihnen. Ihr Anblick berührte etwas in
Saha. Es hatte etwas mit ihrem früheren Leben zu tun. Aber ihr fiel beim besten
Willen nicht ein, was.
    Als sie den Bergen am Horizont näherkamen – endlich näherkamen –, wurde die Landschaft wieder grüner. Die ersten Saguaros – die
ersten Säulenkakteen – erhoben sich in den Himmel. Hellgrün mit vertikalen
Dornenreihen, verkörperten sie auf eindrucksvolle Weise die beiden Wesenszüge
dieser Landschaft. Als es regnete, registrierte Saha erstaunt, dass sich die
Saguaros wie Akkordeons ausdehnten. Ihre Spitzen waren weiß vor neuer Dornen.
Dazwischen blitzten große, helle Blüten, die blutrote Früchte trugen. Die
Kakteen waren die besten Wasserspeicher, wie Saha und ihre Freunde
feststellten. Und nicht nur sie.
    Ein Wesen kam unendlich langsam auf eine der Saguaros
zugekrochen. Es trug einen magischen – mit einem Waffelmuster verzierten –
Schild auf dem Rücken. Wenn ihm Gefahr von den Falken aus der Luft drohte, die
spielerisch aus den Wolken abtauchten, zog es blitzschnell den Kopf unter den
natürlichen Schild.
    Dahsani war mit nur wenigen Schritten bei dem riesigen Tier, das
auf vier stark bekrallten Beinen auf sie zu kroch und sie misstrauisch beäugte.
    „Wer bist duuuu denn?”, wollte das Stachelschwein lauthals
wissen.
    „Mein Name ist Methusalem”, erklang eine Fistelstimme unter dem
Schild, die so gar nicht zu der imposanten Größe des Tieres passte. „Der Name
passt wie die Faust aufs Auge”, flüsterte Barb Saha zu. „Der siehst wirklich
uralt aus!”
    „Bin ich auch”, erwiderte Methusalem lässig und kein bisschen
beleidigt. „Immerhin bin ich hundertsechzig Jahre alt.”
    „Ach, du dickes Ei”, entfuhr es Shash. „Ich fasse es nicht. Was
bist du? Wer bist du?”
    Methusalem sah den Bären an, als sei dieser nicht bei Trost. „Na,
ich bin eine Riesenschildkröte. Du bist wohl nicht von dieser Welt?” Die
scherzhafte, leicht ironische Frage traf den Punkt genau.
    Shash grinste breit. „Du hast völlig Recht, alter Junge. Wir sind
tatsächlich nicht von dieser Welt. Genau genommen sind einige von uns aus der
Ersten Welt und ...”
    „Ihr seid was?” Methusalems Augen quollen förmlich über. Sein
Blick wanderte umher. Blieb an Saha hängen, wanderte weiter zu Barb und dann zu
Ishtar. „Sie sind MENSCHEN.” Seine Stimme klang ungläubig. „Wie kommen die
hierher? Ich dachte, die erste Rasse wäre völlig ausgerottet worden.”
    „Ist sie auch.” Uhura hüpfte herbei. „Sie sind auch nur fast
Menschen. Sie haben sich noch nicht völlig gewandelt. Ihnen fehlt noch der
göttliche Funke.”
    „Das ist ja ein Ding.” Methusalem ruckte einige Male mit dem
Kopf. Für ihn wohl der Temperamentsausbruch schlechthin. Er blinzelte mit seinen
listigen Augen. „Aber ich muss jetzt weiter, wenn die Saguaros Früchte tragen,
bin ich nicht zu bremsen.” Sprach‘s und kroch in dem ihm eigenen Schneckentempo
weiter.
    Saha blickte Uhura an. „Was war denn das für ein irrer Typ?”,
fragte sie.
    Die Eule neigte den Kopf zur Seite. „Seine Rasse ist schon über
dreihundertfünfundzwanzig Millionen Jahre alt. Er gehört zu den sanftesten
Urviechern der Geschichte. Hat keine Feinde und kommt mit jedermann aus.
Riesenschildkröten schlafen bis zu sechzehn Stunden am Tag ...”
    „Vielleicht werden sie deshalb so alt”, rief Dahsani dazwischen.
„Denn sie überanstrengen sich ja anscheinend nicht.”
    Kasur zischelte amüsiert. „Das ist nicht von der Hand zu weisen.
Methusalems Rasse ist in allem ein wenig langsam.” Sie verzog amüsiert das
Gesicht, das ihr erstmalig eine heitere Note verlieh. Die Strenge wich aus
ihren Zügen. „Sie machen erst mit fünfzig Jahren das erste Mal Liebe ...”
    „Waaaas?”, brüllte Dahsani und kugelte sich vor Lachen. Er wälzte
sich auf dem Boden und hielt sich den Bauch. „Und was machen sie die ersten
neunundvierzig Jahre? Blümchen sammeln?”
    Barb und Saha kicherten albern. Kasur schlängelte sich um einen
Stein und legte den Kopf darauf. Für den flüchtigen Betrachter sah es so aus,
als döse sie vor sich hin. Doch dann sprach sie weiter: „Bei Methusalems Volk
müsst ihr in anderem Zeitmaß denken. Immerhin werden sie bis zu zweihundert
Jahre ... da ist man mit fünfzig noch ein Teenager. Jedenfalls sind sie die
geborenen

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