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Reigen des Todes

Reigen des Todes

Titel: Reigen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Pantscherl?«
    »Blödsinn!«, knurrte dieser. »Die Steffi ist eine Jugendfreundin von mir. Außerdem kennst sie ja eh. Die war doch eine Zeit lang Sitzkassierin im Café Sperl.«
    »Ah, die fesche Kleine mit dem Riesenbusen«, mischte sich Korenyi ein, »an die erinnere ich mich gut. Die würde ich nicht von der Bettkante stoßen. Geh, zeig mir einmal das Brieferl, Popovic.« Aufmerksam studierte der Hauptmann den Brief.
    Popovic trank inzwischen seinen Kaffee aus, tötete seinen Zigarillo ab, stand auf und nahm Haltung an. »Herr Hauptmann, darf ich dich für heut Nachmittag und die kommende Nacht um eine Beurlaubung bitten?«
    Korenyi knabberte nachdenklich an seiner Zigarre, blies den Rauch weit von sich, sah Popovic grinsend an und sagte schließlich: »Willst zu dem Mädel, gell? Na dann fahr ab, du Schweinkerl!«

III.
    Laut Völker, laut, zu höchst erhabnen Ruhme,
    Auf dass es alle hören, vom Kleinkind bis zur Muhme.
    Sind sechzig Jahre doch nun hingefloh’n,
    seit Franz Josef kam auf Habsburgs Thron.
    Drum schmettert heut zum Himmelsdom empor
    Gleich Lerchentrillern euren Jubelchor.
    Und jeder bittend fromm die Hände falte:
    Heil Dir, Franz Josef, dass Dich Gott erhalte!
     
    »Was für ein gestelzter Unsinn! Eine Aneinanderreihung hohler Phrasen, die diese völlig unbegabte Blödistin zu holprigen Versen und gezwungenen Reimen zusammengeschustert hat«, murmelte Nikolaus Graf Collredi in seinen ausufernden Backenbart. Es schüttelte ihn vor Widerwillen. Seufzend trat er an ein Fenster seines Arbeitszimmers und starrte in das undefinierbare Grau des Wintertages hinaus. Dieses Weib hat wirklich keinen Geschmack und leider auch keine solide Bildung! Hätte sie doch nur in der Jugend ihren Ovid und Vergil ordentlich studiert! Dann müsste er, Markgraf Nikolaus Collredi, sich jetzt nicht mit diesem ›dichterischen‹ Machwerk herumschlagen. Immer wurden ihm die unangenehmsten Aufgaben bei Hof übertragen. Nun ja, er war halt einer der wenigen Freunde des Obersthofmeisters Fürst Montenuovo. Diesem Umstand verdankte er es, dass er in Bälde den Wiener Gemeinderat Leopold Tomola – wie kann man nur Tomola heißen? – empfangen würde. Gemeinsam mit diesem unbegabten Frauenzimmer – wie war ihr Name? Ach ja. Marie Sidonie Heimel-Purschke. Da Montenuovo offensichtlich keine Lust hatte, den beiden persönlich seine Unzufriedenheit mitzuteilen, hatte er diese Aufgabe seinem Freund Collredi übertragen. Und zwar ganz nebenbei, im Vorübergehen. »Geh Collredi, mein Lieber! Sei so gut und rede einmal mit den Leuten, die für das Festspiel bei der Kinderhuldigung zum sechzigsten Regierungsjubiläum Seiner Majestät zuständig sind. Weißt eh, mit dem verantwortlichen Wiener Gemeinderat und mit der sogenannten Dichterin. Sag ihnen, dass das Ganze leider unter dem Niveau eines der deutschen Dichtung kundigen Menschen ist. Leider haben wir nichts Besseres im Moment. Deshalb müssen wir diesen … diesen … diesen Ballawatsch trotzdem vor Seiner Majestät aufführen. Aber eines werden wir auf gar keinen Fall akzeptieren: Diesen unsäglichen Beginn! Hör dir das einmal an: Laut Völker, laut, zu höchst erhabnen Ruhme, auf dass es alle hören, vom Kleinkind bis zur Muhme … Nein, nein und nochmals nein! Wenn er schon den restlichen Blödsinn über sich wird ergehen lassen müssen, das werden wir den Ohren Seiner Allerhöchsten Majestät ersparen … Der Beginn wird geändert!«
     
    Und so kam es, dass Collredi heute um halb zwei Uhr Nachmittag eine Unterredung mit dem Gemeinderat und der Dichterin angesetzt hatte. Da er ein Frühaufsteher war, mühte er sich nun schon seit Stunden mit diesen unsäglichen Versen ab. Trotz eifrigem Nachschlagen bei Goethe, Heine und Novalis kam ihm keinerlei Idee, wie er das Problem von ›Ruhme‹ und ›Muhme‹ sprachlich elegant lösen könnte. Weiters war er mit Montenuovo einer Meinung, dass das Adjektiv ›erhaben‹ in einer Huldigung an Seine Apostolische Majestät nur auf ihn selbst angewendet werden dürfe.
     
    Es klopfte an der Tür seines Arbeitszimmers. Er schreckte aus seinen trübsinnigen Gedanken hoch, die ihm beim Hinausstarren in die winterliche Annagasse gekommen waren. Die hohe Tür wurde geöffnet und August, der Kammerdiener, betrat, auf einer Hand elegant das Tablett mit dem Mittagessen balancierend, das Zimmer. Er stellte es auf dem Schreibtisch ab und richtete an. Collredi bevorzugte (so wie Seine Allerhöchste Majestät) zu Mittag Tafelspitz im

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