Reinen Herzens
waren nicht diese Sorte Treffen. Ich mache es kurz, Sie können sich das Filmchen ja selbst ansehen. Es ging um Schmuggel von allerlei Dingen, unter anderem sogenannte Moderatorkugeln, die man für Kugelhaufenreaktoren braucht. Ich bin vielleicht kein Engel, aber an solchen Geschäften habe ich mich nie beteiligt. Und ich würde mit Sicherheit nie einen Auftragskiller engagieren. Und zwar nicht, weil ich zu geizig wäre …«
»Hm.«
»Ich hatte es nicht immer leicht mit Ihrem Partner, Inspektor, das gebe ich gerne zu. Er ist so ein Unbestechlicher. Ein integrer Mann. Das ist zwar manchmal lästig, aber ich weiß es trotz allem zu schätzen. Es tut mir aufrichtig leid um ihn.«
»Wo wurden diese Bilder gemacht?«, fragte Benda, der sich bisher zurückgehalten hatte.
Kafka seufzte. »Das sind Fotos von einer Geburtstagsfeier eines Kollegen, der auch mein Klient ist. Er hat sie gemacht, deshalb ist er auch nicht drauf.«
»Und wer ist dieser Klient?«
Kafka schwieg nachdenklich. »Nun, Sie werden es ohnehin rauskriegen. Der Mann heißt Vilém Meinl. Seien Sie nett zu seiner Tochter, wenn sie es erfährt. Sie arbeitet erst seit ein paar Monaten für mich. Eine sehr gute, junge Anwältin, wird es weit bringen. Den Namen sollten Sie sich merken, Herr Inspektor: Skarlet Meinlová.«
Die drei starrten ihn wie vom Donner gerührt an.
»Sie glauben mir nicht, wie? Nun, er ist hier auf dem Band drauf, Herr Benda. Allerdings hat er das Treffen früh verlassen – nach kurzen, aber eindeutigen Anweisungen an einen meiner Partner. Ihr Kollege Jakub Lajtr ist kurz darauf gekommen und wurde von meinem Partner unterrichtet. Wer die Leute auf den Fotos sind, wissen Sie ja sicher schon. Sonst kann ich Ihnen bei der Identifizierung helfen.«
»Ich bitte darum«, sagte Nebeský.
Kafka nannte die Namen, die sie inzwischen kannten. Alle, bis auf einen. »Den hier, der nur angeschnitten auf dem Bild ist, stellte Lajtr damals als Felix Benda vor. Aber offensichtlich hat er sich den Namen nur ausgeliehen. Wissen Sie, wer der Mann ist?«
»Er nennt sich Martin Trojan«, erwiderte Benda, »wahlweise auch Viktor Sorokin – nur zwei von vielen seiner wechselnden Identitäten. Ein Auftragskiller.«
»Haben Sie ein Abspielgerät, Herr Kafka? Ich will mir das Band ansehen.« Nebeský konnte noch immer kaum fassen, was er gehört hatte.
Der Anwalt nickte, ging zu einem Schrank und legte das Band ein. Der Bildschirm begann zu flimmern, dann sahen sie Kafkas Büro …
Dreißig Minuten später saßen sie still vor dem wieder flimmernden Bildschirm. Kafka hatte die Wahrheit gesagt. Auch Skarlets Version des Gesprächs entsprach in weiten Teilen den Tatsachen, obwohl sie nur wenige Minuten am Ende gehört hatte. Nur dass die Männer den Tod von Eva Urbanová beschlossen hatten, nicht den von David Anděl. Wie die Sache wohl ausgegangen wäre, fragte sich Nebeský, wenn Skarlet nur Minuten früher gekommen und die Stimme ihres Vaters gehört hätte? Vielleicht … sinnlose Spekulationen.
»Die beiden sprachen auch von Nähmaschinen«, sagte Nebeský schließlich. »Was hat es damit auf sich? Ihre Frau war deswegen in Franzensbad.«
»Da muss ich Sie enttäuschen. Ich weiß es nicht. Sie sagte mir, sie habe einen Auftrag aus irgendeinem arabischen Staat bekommen. Der Kunde wollte so viele alte Singer-Nähmaschinen wie möglich haben. Was die Araber mit den alten Dingern wollen, kann ich mir nicht vorstellen. Aber das geht mich auch nichts an. Der Preis, den sie geboten haben, war ziemlich hoch, deshalb ist sie darauf eingegangen, obwohl es mit viel Herumreisen verbunden war. Mit diesem Geschäft hätte ihr Laden endlich schwarze Zahlen geschrieben. Sie hatte über zweihundert Stück beisammen. Der Kreis Karlsbad war der letzte auf ihrer Liste, sie hatte im wahrsten Sinne des Wortes die ganze Republik abgeklappert. Die Lieferung sollte eigentlich morgen oder übermorgen rausgehen. Das wird jetzt wohl warten müssen. Ich nehme an, ihre Aushilfe wird sich darum kümmern. Vermutlich weiß er Genaueres. Allerdings ist er gerade irgendwo unterwegs. Wenn ich mich recht erinnere, hat sogar er den Kunden angeschleppt, beziehungsweise dessen Kontaktperson hier. Wer die ist, weiß ich allerdings nicht sicher, ich fürchte, ich habe nicht immer aufmerksam zugehört, wenn meine Frau von ihren Geschäften sprach. Ich erinnere mich nur, dass es sich um eine Frau handelte. Irenas Aushilfe ist ein angehender Schriftsteller, glaube ich, ich habe ihn nur
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