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Reinen Herzens

Reinen Herzens

Titel: Reinen Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helena Reich
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sich – bis auf den Oberst, natürlich – freuten, dass am Ende alles gut gegangen war. David würde es überleben, wie üblich. »Ich hätte gerne ein Datum.«
    »Du planst doch nicht irgendeine Fete oder so einen Blödsinn?« Anděls sentimentale Anwandlungen waren wie weggeblasen. »Wozu brauchst du ein Datum?«
    »Krieg dich ein, nix plane ich, du kennst mich doch! Aber die anderen fragen bestimmt, da will ich nicht als Depp vom Dienst dastehen, der von nix was weiß.« Ota war ein miserabler Lügner, aber am Telefon konnte David ihm nicht ins Gesicht sehen, das steigerte seine Chancen, damit durchzukommen, beträchtlich.
    »Hm. Gut. Ich hatte schon Befürchtungen … Ein Datum. Hm. Tja …« Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Larissa beobachtete ihn halb amüsiert, halb nachdenklich, während sie Hermionas Kopf streichelte. Ota sprach so laut, dass es im ganzen Wagen zu verstehen war. Sie zwinkerte ihm keck zu. Dann sah er hinüber zu Agáta, die, wissend lächelnd wie ein menschgewordener Buddha, neben ihm auf dem Beifahrersitz saß und scheinbar völlig versunken in einer Yoga-Zeitschrift blätterte.
    »Ich … äh, ich weiß es noch nicht genau, Ota. Vielleicht nächste Woche, oder … mal sehen … ein bisschen Urlaub … du weißt schon …« Außer Magda wusste noch niemand von Hermiona. Das würde einschlagen wie eine Bombe. Er grinste bei dem Gedanken.
    »Okay, dann nächste Woche«, sagte Ota zufrieden. »Sagen wir Mittwoch. Dann fängt die Arbeitswoche nicht so plötzlich gleich nach dem Wochenende an. Ich verlasse mich drauf, Junge.«
    David seufzte resigniert. »Okay, nächste Woche. Meinetwegen Mittwoch. Nazdar , Ota.«
    »Sehr gut, das ist ein Wort – ein Mann, ein Wort. Ich sag ja immer, auf dich ist Verlass. Bis dann, Kumpel. Halt die Ohren steif.« Er legte auf.
    Larissa kicherte. »Ich wusste gar nicht, wie rührend Nebeský sein kann. Harte Schale, butterweicher Kern, wie?« Sie schwieg einen Augenblick. »Schön, dass du zurückkommst. Freut mich. Sehr.« Sie legte ihm eine Hand auf die rechte Schulter und drückte sie. »Fein. Ende gut, alles gut.«
    »Hmm. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende, nicht wahr.«
    »Wie?«
    »Ach, nichts weiter.« David starrte durch das offene Tor hinaus auf den gewundenen, verschneiten Feldweg, der noch unberührt von Spuren in der morgendlichen Sonne glitzernd vor ihnen lag. Ein Gedicht von Robert Frost kam ihm in den Sinn: »The Road not taken«, hieß es, ihm fiel nur der letzte Vers ein: Two roads diverged in a wood and I – I took the one less traveled by, and that has made all the difference. Die weniger befahrene Straße – eine prächtige Idee … aber welche war das, verdammt? Polizei oder Professur? Lehren oder tun? Adrenalin oder Melatonin? Magda oder Larissa? Halt. Nein. Diese Frage hatten sie geklärt. Einvernehmlich, wie zwei erwachsene, vernünftige Menschen. Punkt. Er warf einen Blick in den Rückspiegel. Punkt? Verdammt noch mal, dachte er irritiert, mach um Himmels willen diese verdammte Pandorabüchse nicht wieder auf, du Idiot, wo alles so schön in trockenen Tüchern ist.
    »Sie werden also zurückgehen, David?«, fragte Agáta und schlug die Zeitschrift zu.
    »Äh … Wie? Zurück? Ach so … Ich weiß es noch nicht.« Er starrte noch eine Weile wie gedankenverloren auf den Feldweg hinaus, dann wandte er sich zu Agáta um und lächelte zufrieden. »Wissen Sie, ich halte es da ganz mit Solo Lovec: ›Am Anfang eines jeden guten Buches steht ein Verbrechen – und an seinem Ende eine Lüge.‹«

Danksagung
    Neben all den Menschen, die mir in fachlichen Fragen bei diesem und meinen beiden anderen Büchern geholfen haben, gilt mein ganz besonderer Dank diesmal zwei Männern:
    Zunächst meinem guten Freund Jáchym Dvořák, dem mutigen tschechischen Verleger des Romans »Messerwerfer«, der mir erlaubte, mich großzügig aus diesem faszinierenden, fragmentarischen Text zu bedienen.
    Die Geschichte dieses Buches ist ebenso geheimnisumwoben wie sein Autor: Am 7. Oktober 2003 gelangte ein deutschsprachiges Manuskript mit der Post in den Prager Labyrint Verlag. Es fanden sich weder Absender noch Titel. Beigelegt war nur ein Blatt mit aufgeklebten Zeitungsbuchstaben, wie ein Erpresserbrief. » If you like it publish it. Solo Lovec «

    Jáchym legte den ihm unverständlichen Text einigen Übersetzern und Germanisten vor, die davon so beeindruckt und begeistert waren, dass er beschloss, diesen in Inhalt wie Form

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