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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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fortwährend annähernd gleich lang sind und von einem Wechsel der Jahreszeiten kaum die Rede sein kann, da die Sonne stets nahezu in der Ebene des Aequators bleibt; endlich, daß die Intensität des Lichtes und der Wärme, welche der Planet empfängt, nur den fünfundzwanzigsten Theil des Lichtes und der Wärme an der Erdoberfläche ausmacht, denn der Jupiter beschreibt eine Bahn, welche ihn im Minimum 113, im Maximum gar 124 Millionen Meilen von der Sonne entfernt hält.
    Es erübrigt noch von den vier Monden zu reden, welche bald über einem Horizont vereinigt, bald getrennt, die Jupiter-Nächte gewiß prachtvoll beleuchten.
    Von diesen vier Satelliten umkreist der eine den Jupiter etwa in derselben Entfernung wie der Mond die Erde. Ein zweiter ist ein wenig kleiner als unser Gestirn der Nacht. Alle vollenden ihre Revolution aber weit schneller als unser Mond; der erste binnen einem Tage, achtzehn Stunden und achtundzwanzig Minuten; der zweite binnen drei Tagen, dreizehn Stunden und vierzehn Minuten; der dritte braucht dazu sieben Tage, drei Stunden und dreiundvierzig Minuten; der vierte endlich sechzehn Tage, sechzehn Stunden und zweiunddreißig Minuten. Der letzte kreist in einer Entfernung von 279,000 Meilen von der Oberfläche um den Hauptplaneten.
    Bekanntlich gelang es zuerst durch die Beobachtung dieser Satelliten, deren Bewegung ganz zuverlässig bekannt war, die Geschwindigkeit des Lichtes zu bestimmen. Jene eignen sich gleichzeitig zur Bestimmung eines gesuchten Längengrades auf der Erde.
    »Man kann sich demnach den Jupiter, sagte Lieutenant Prokop eines Tages, als eine ungeheure Uhr vorstellen, dessen Satelliten die Zeiger bilden, und welche die Zeit mit größter Genauigkeit mißt.
    – Für meine Tasche wäre das Uehrchen freilich etwas zu groß, bemerkte Ben-Zouf.
    – Wenn unsere Uhren, setzte Lieutenant Prokop hinzu, höchstens drei Zeiger zu haben pflegen, so hat diese hier deren vier …
    – Und wir wollen Acht geben, daß sie nicht bald gar einen fünften erhält!« sagte Kapitän Servadac, anspielend auf die der Gallia drohende Gefahr, unter das Satellitensystem des Jupiter gezogen zu werden.
    Wie man leicht begreifen wird, bildete diese sich tagtäglich vergrößernde besondere Planetenwelt jetzt fast das einzige Thema der Unterhaltung zwischen Kapitän Servadac und seinen Gefährten. Sie vermochten ihre Augen nicht mehr von diesem Ziele abzuwenden, ihre Gedanken nicht mehr auf ein anderes Object zu richten.
    Eines Tages führte das Gespräch auf die Frage nach dem Alter der verschiedenen, um die Sonne kreisenden Planeten, welche Frage Lieutenant Prokop gar nicht besser beantworten konnte als durch Vorlesung einer einschlagenden Stelle aus Flammarion’s »Berichten aus der Unendlichkeit«, von denen er eine russische Uebersetzung besaß.
    »Die entferntesten (dieser Gestirne), lautete jene Quelle, sind die ehrwürdigsten und die in ihrer Entwicklung am meisten fortgeschrittenen. Neptun, 690 Millionen Meilen entfernt, hat sich zuerst aus der Nebelmasse der Sonne und sicher schon vor Milliarden von Jahrhunderten losgelöst. Jupiter, dieser Koloß in 114 Millionen Meilen von der Sonne, mag etwa siebzig Millionen Jahrhunderte alt sein. Uranus, der in einer mittleren Entfernung von 420 Millionen Meilen vom Attractionscentrum der Planetenwelt gravitirt, ist gewiß mehrere hundert Millionen Jahrhunderte alt. Mars wird etwa 1000 Millionen Jahre alt sein; sein Abstand von der Sonne beträgt 33. 6 Millionen Meilen. Die Erde, in einer Entfernung von etwas über 20 Millionen Meilen von der Sonne, ist deren glühendem Schooße wahrscheinlich vor 100 Millionen Jahren entsprossen. Seit etwa 50 Millionen Jahren mag sich die Venus losgerungen haben; der Halbmesser ihrer Bahn beträgt 15 1 / 2 Millionen Meilen. Der Merkur endlich wird nur 10 Millionen Jahre alt sein (Entfernung 8 1 / 2 Millionen Meilen) und entstammt derselben Mutter, während unser Mond seinen Ursprung unzweifelhaft von der Erde abzuleiten hat.«
     

    Lieutenant Prokop konnte gar nicht besser antworten, als durch Vorlesung … (S. 342.)
     
    Das war die neue Planetentheorie, welche Kapitän Servadac zu der Bemerkung veranlaßte, »es möchte Alles in Allem doch wohl vorzuziehen sein, vom Merkur gefangen zu werden, statt vom Jupiter. In jedem Falle diente man mindestens einem noch jüngeren Herrn, der gewiß leichter zu befriedigen sein werde«.
    Während der zweiten Hälfte des September näherten sich die Gallia und der Jupiter einander

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