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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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immer mehr. Am 1. dieses Monates hatte der Komet die Bahn des Planeten gekreuzt und am 1. des folgenden mußten die Gestirne in kürzester Distanz von einander stehen. Ein directer Stoß war zwar nicht zu fürchten, da die Ebenen der Jupiter-und Gallia-Bahnen nicht zusammenfielen, dennoch standen sie eine zur anderen nur schwach geneigt. Die Ebene, in welcher der Jupiter sich bewegt, steht in der That nur in einem Winkel von 1°19’ zur Ekliptik, und der Leser hat wohl nicht vergessen, daß die Ekliptik und die Bahn des Kometen seit dem Zusammenstoße mit der Erde nahezu in eine Ebene fielen.
    Im Laufe dieses halben Monates wäre der Jupiter, seitens eines minder interessirten Beobachters, als der Bewohner der Gallia, der höchsten Bewunderung sicher gewesen. Seine von den Sonnenstrahlen erleuchtete Scheibe warf ihr Licht mit einer gewissen Intensität auf die Gallia zurück. Alle Gegenstände erschienen in früher fast unbekannten Farbentönen. Wenn sich Nerina in Opposition zum Jupiter, also in Conjunction mit der Sonne befand, war sie in der Nacht kaum zu bemerken. Ununterbrochen in sein Observatorium festgebannt, das Fernrohr unverrückt nach dem prächtigen Gestirne gerichtet, schien Palmyrin Rosette bis in die letzten Geheimnisse der Jupiterwelt eindringen zu wollen.
     

    Die Satelliten des Planeten wurden für das unbewaffnete Auge sichtbar. (S 346.)
     
    Dieser Planet, den ein Astronom auf der Erde noch niemals näher als 90 Millionen Meilen vor Augen hatte, trat hier bis auf 7. 8 Millionen Meilen an den enthusiastischen Professor heran.
    Die Sonne dagegen erschien, bei der großen Entfernung, in welcher die Gallia jetzt dahinschwebte, nur noch als eine Scheibe von 5°46” Durchmesser.
    Einige Tage vor Erreichung des geringsten Zwischenraumes zwischen Jupiter und Gallia wurden die Satelliten des Planeten für das unbewaffnete Auge sichtbar. Wie bekannt, ist es ohne Fernrohr so gut wie unmöglich, von der Erde aus die Jupiter-Monde wahrzunehmen. Nichtsdestoweniger ist es constatirt, daß einige, mit ausnahmsweise scharfem Sehvermögen ausgestattete Personen diese Satelliten ohne Hilfe jedes optischen Instrumentes zu sehen vermochten. Die Annalen der Wissenschaften erwähnen als solche z.B. Möstlin, den Lehrer Kepler’s, einen sibirischen Jäger Namens Wrangel, und nach Boguslawski, dem Director der Sternwarte zu Breslau, noch einen Schneidermeister aus dieser Stadt. Die durchdringende Schärfe des Gesichts dieser wenigen Sterblichen zugegeben, so hätten sie zahlreiche Rivalen erhalten, wenn sie jetzt Warm-Land und die Zellen des Nina-Baues bewohnt hätten. Die beträchtlichen Nebenplaneten waren hier eben für Jedermanns Auge sichtbar. Man konnte sogar erkennen, daß der erste in mehr oder weniger lebhafter weißer Farbe, der zweite in blassem Blau, der dritte in gleichmäßigem Weiß und der vierte bald mehr orange, bald mehr röthlich erglänzte. Es sei hierbei auch bemerkt, daß dem Jupiter, in dieser Nähe gesehen, das bekannte Flimmern ganz abzugehen schien.
    Wenn Palmyrin Rosette den Planeten mit keinem anderen Interesse als dem des Astronomen betrachtete, so fürchteten seine Gefährten dagegen mindestens eine Verzögerung, wenn nicht gar eine so mächtige Anziehung, daß sie einen Sturz der Gallia veranlaßte. Die nächsten Tage verliefen indessen, ohne letzteren Verdacht zu rechtfertigen. Sollte der große Störenfried wirklich keine anderen, als die in der Berechnung schon vorausgesehenen Wirkungen auf den winzigen Kometen äußern? Wenn man ein directes Niederstürzen in Folge der dem Haarstern ertheilten Anfangsrichtung ausschließen durfte, würde dieser erste Impuls hinreichen, ihn innerhalb der Grenzen derjenigen Störungen zu erhalten, die ihm, der Rechnung nach, gestatten sollten, seine Revolution um die Sonne binnen zwei Jahren zu vollenden?
    Auf dieses Ziel richteten sich offenbar Palmyrin Rosette’s Beobachtungen, gewiß aber wäre gar nicht daran zu denken gewesen, ihm seine eigenen Geheimnisse zu entlocken.
    Dann und wann sprachen Hector Servadac und seine Freunde über dieses Thema.
    »Ei, was da, sagte dann Hector Servadac, wenn die Dauer des Gallia-Umlaufes sich veränderte, wenn unser Komet unvorhergesehene Störungen erlitte, so würde mein Ex-Lehrer seine Befriedigung darüber nicht zu unterdrücken vermögen. Er fühlte sich gewiß zu glücklich dabei, uns auszulachen, und deshalb werden wir auch ohne directe Anfrage stets wissen, woran wir sind.
    – Gott gebe, fügte Graf

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