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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Timascheff ein, daß er bei seinen ersten Berechnungen keinerlei Fehler gemacht hat.
    – Er, Palmyrin Rosette und einen Rechenfehler machen! erwiderte Hector Servadac, daran glaube ich nimmermehr. Den Ruhm eines verdienstvollen Beobachters kann man ihm nicht abstreiten. Ich vertraue der Verläßlichkeit seiner ersten Berechnungen bezüglich der Gallia, wie ich für die Sicherheit der zweiten einstehen würde, wenn er uns erklärte, daß wir auf jede Hoffnung, einst zur Erde zurückzukehren, verzichten müßten.
    – Ganz schön, Herr Kapitän, meldete sich da Ben-Zouf, aber wollen Sie mir erlauben auszusprechen, was mich recht quält?
    – So sag’ uns, was Dich peinigt, Ben-Zouf.
    – Ihr Gelehrter verbringt die ganze Zeit in seinem Observatorium, nicht wahr? begann Ben-Zouf mit dem Tone eines Mannes, der seine Rede reiflich überlegt hat.
    – Ganz gewiß, antwortete Hector Servadac.
    – Und Tag und Nacht, fuhr Ben-Zouf fort, ist sein verwünschtes Fernrohr auf den Herrn Jupiter gerichtet, der uns verschlingen will.
    – Nun was weiter?
    – Sind Sie sich dessen sicher, Herr Kapitän, daß Ihr alter Lehrer jenen mit seinem Teufelsrohre nicht gar allmälig herbeilockt?
    – O, darüber bin ich ruhig! antwortete Kapitän Servadac laut auflachend.
    – Schon gut, Herr Kapitän, schon gut! sagte Ben-Zouf kopfschüttelnd, als glaube er nicht recht daran. Mir erscheint das gar nicht so ausgemacht wie Ihnen, und ich muß sehr an mich halten, um nicht …
    – Was denn? fragte Hector Servadac.
    – Um sein Unglücksinstrument nicht zu demoliren.
    – Wie? Du wolltest sein Fernrohr zertrümmern, Ben-Zouf!
    – In tausend Granatstückchen!
    – Versuch’ es nur, ich lasse Dich hängen!
    – Oho, gleich hängen!
    – Bin ich nicht General-Gouverneur der Gallia?
    – Ja wohl, Herr Kapitän!« antwortete der brave Ben-Zouf.
    Und sicherlich wäre er verurtheilt worden, er hätte sich gewiß selbst den Strick um den Hals befestigt, statt einen Augenblick lang »Seiner Excellenz Recht über Leben und Tod« in Zweifel zu ziehen.
    Am 1. October betrug die Entfernung zwischen Jupiter und Gallia nur noch 10. 8 Millionen Meilen. Der Planet stand von dem Kometen also etwa noch hundertachtzigmal so weit ab als die Erde von dem Monde bei dessen größter Entfernung. In gleicher Distanz wie der Mond von der Erde würde die Jupiterscheibe den Mond im Durchmesser dreiundvierzigmal, an Oberflächenausdehnung gegen zwölfhundertmal übertreffen. Den Beobachtern der Gallia stellte er sich also auch jetzt schon in sehr ansehnlicher Größe dar.
    Man unterschied z.B. sehr deutlich die verschiedenen, seinem Aequator parallel verlaufenden Streifen von grauer Farbe im Norden und im Süden, welche nahe den Polen abwechselnd hell und dunkel erscheinen, die Ränder des Gestirnes selbst aber in hellerem Lichte erscheinen lassen. Sehr erkennbare und ihrer Größe und Form nach wechselnde Flecken unterbrachen da und dort die Gleichmäßigkeit jener Streifungen.
    Sollten beide Erscheinungen wohl auf Störungen in der Jupiter-Atmosphäre zurückzuführen sein? Erklärte sich ihr Vorhandensein, ihre Natur, ihre Ortsveränderung vielleicht durch Anhäufungen von Dunstmassen, durch Bildung von Wolken, welche Luftströmungen, ähnlich unseren Passatwinden, dahinführten und in umgekehrter Richtung zur Drehung des Planeten um seine Achse verbreiteten? Hierüber wußte Palmyrin Rosette eben so wenig zu sagen wie seine Kollegen von der Erde, und wenn er einst nach der letzteren zurückkehrte, hatte er nicht einmal den schönen Trost, den Schleier eines der interessantesten Geheimnisse der Jupiterwelt gelüstet zu haben.
    In der zweiten Octoberwoche wurden die Befürchtungen lebhafter als je. Mit großer Geschwindigkeit näherte sich die Gallia dem gefährlichen Punkte. Graf Timascheff und Hector Servadac, welche sich sonst etwas reservirt, um nicht zu sagen kühl verhielten, brachte die gemeinschaftliche Gefahr einander näher, so daß sie fast unablässig ihre Gedanken austauschten. Wenn sie die Partie manchmal für verloren, die Rückkehr nach der Erde für unmöglich hielten, so verbreiteten sie sich im Gespräch über die Zukunft, die ihrer in der Sonnen-, vielleicht gar in der Fixsternenwelt harren möchte. Sie ergaben sich von vornherein in dieses Schicksal. Sie sahen sich versetzt in eine neue Menschheit und tranken aus dem Borne einer weiterblickenden Philosophie, welche die beschränkte Auffassung einer allein für die Menschen geschaffenen Welt

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