Reise durch die Sonnenwelt
Welt zurückzuzahlen ist!«
Ohne es zu wissen, dachte hier Isaak Hakhabut ganz ähnlich zu verfahren, wie ehemals die alten Gallier. Diese liehen Geld aus auf in der anderen Welt zahlbare Schuldscheine. Für sie war diese andere Welt in der That die Ewigkeit. Für den Juden war es die Erdenwelt, nach welcher sie die wahrscheinliche, für ihn günstige, für seine Schuldner ungünstige Aussicht hatten, zurückversetzt zu werden.
Es erscheint nach dem Obengesagten als natürliche Folge, daß, ebenso wie Gallia und Erdkugel unverwandt auf einander zueilten, Isaak Hakhabut einen Schritt that gegen Kapitän Servadac, der wiederum ihm, dem Eigenthümer der Tartane, auf halbem Wege entgegenkam.
Die hierdurch nothwendig werdende Begegnung fand am 15. November in der Cabine der Hansa statt. Der pfiffige Jude hatte sich wohl gehütet, mit Anerbietungen hervorzutreten, da er recht gut wußte, daß man sich werde an ihn wenden müssen.
»Meister Isaak, sagte Kapitän Servadac, der auf sein Ziel ohne Umstände oder Winkelzüge loszugehen pflegte, wir brauchen Kaffee, Tabak, Oel und andere Artikel, welche die Hansa führt. Morgen werd’ ich mit Ben-Zouf kommen, um zu kaufen, was wir nöthig haben.
– Erbarmen! Erbarmen! schrie der Jude, dem dieser Ausruf mit oder ohne Ursache stets entfuhr.
– Ich sagte, wiederholte Kapitän Servadac, wir kommen dann nur, um zu ›kaufen‹, versteht Ihr? Kaufen heißt meiner Ansicht nach, eine Lieferung gegen einen bedungenen Preis beanspruchen. Ihr habt folglich nicht den geringsten Grund zu Euren beliebten Klageliedern.
– Ach, Herr Gouverneur, antwortete der Jude, dessen Stimme zitterte wie die eines armen Teufels, der sich ein Almosen erbettelt, ich verstehe schon.
Ich weiß, Sie werden einen armen Handelsmann, dessen ganzes Vermögen bedroht und in Frage gestellt ist, nicht berauben lassen.
– Nichts ist bedroht, Isaak, und ich wiederhole, daß man Euch nichts nehmen wird, ohne dafür zu zahlen.
– Ohne zu zahlen … und baar?
– Nur gegen baar.
– Sie sehen ein, Herr Gouverneur, fuhr Isaak Hakhabut fort, daß es mir unmöglich wäre, Credit zu geben …«
Kapitän Servadac ließ seiner Gewohnheit nach und um ihn von allen Seiten gründlich kennen zu lernen, den Juden reden. Dieser fühlte sich sicher und schwatzte weiter.
»Ich glaube … nein … ich denke … es giebt auf Warm-Land sehr ehrenwerthe Leute … ich meine, sehr zahlungsfähige … den Grafen Timascheff … den Herrn General-Gouverneur selbst …«
Hector Servadac spürte einige Lust, ihm mit einem Fußtritte beizustimmen.
»Sie sehen aber ein … fuhr Isaak Hakhabut in süßlichstem Tone fort, wenn ich dem Einen Credit gäbe, käme ich sehr in Verlegenheit, ihn einem Anderen zu verweigern. Das müßte zu ärgerlichen Auftritten führen … und deshalb, mein’ ich … ist es gerathener … gar Niemandem zu creditiren.
– Das ist ganz meine Ansicht, bekräftigte ihn Hector Servadac.
– O, faselte der Jude weiter, ich bin so erfreut und gerührt, zu sehen, daß der Herr Gouverneur billigt meine Gedanken. Das nenn’ ich verstehen zu handeln, wie es geschehen soll. Darf ich mich unterstehen, zu fragen den Herrn Gouverneur nach der Münzsorte, mit der Sie zahlen werden?
– Mit Gold, Silber und Kupfer, und wenn dieses Geld erschöpft ist, mit Bankbillets …
– Mit Papier! O weh! jammerte Isaak Hakhabut, das hab’ ich eben gefürchtet!
– Ihr habt kein Vertrauen zu den Staatsbanken von Frankreich, England oder Rußland?
– O, Herr Gouverneur! … Es giebt nur zweierlei gutes Metall, Gold und Silber, was einen reellen Werth hat.
– Ich hab’ Euch auch gesagt, Meister Isaak, antwortete Kapitän Servadac mit unveränderter Liebenswürdigkeit, daß Ihr zunächst mit coursfähigem Gold und Silber bezahlt werden sollt.
– Mit Gold! … Mit Gold! … rief der Jude. Das ist und bleibt doch das Hauptgeld auf Erden!
– Vor allem Anderen mit Gold, Meister Isaak, denn gerade Gold, russisches, englisches und französisches Gold giebt’s auf der Gallia am meisten.
– Gott der Gerechte, die schönen Golde!« murmelte der Jude, den seine Habgier jenes in der ganzen Welt so geschätzte Hauptwort gleich »in der Mehrzahl« zu gebrauchen trieb.
Kapitän Servadac wollte sich verabschieden.
»Also abgemacht, Meister Isaak, sagte er, auf morgen!«
Da kam Isaak Hakhabut nochmals auf ihn zu.
»Wird mir der Herr General-Gouverneur gestatten, noch eine Frage zu stellen?
– So beeilt Euch.
– Es wird
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