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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Isaak Hakhabut? Hatte der egoistische Jude auch etwas empfunden von den Befürchtungen, die den Kapitän Servadac und seine Gefährten während der zwei letzten Monate quälten?
    Nein, ganz und gar nicht. Seitdem er das für ihn so günstige Anlehensgeschäft abschloß, hatte Isaak Hakhabut die Tartane nicht wieder verlassen. Schon am Tage nach Beendigung der Untersuchungen des Professors beeilte sich Ben-Zouf, ihm die Schnellwaage nebst den Silbermünzen zurückzustellen. Der Miethzins und die Interessen befanden sich ja vorher in seinen Händen. Er brauchte nur die ihm als Pfand überlassenen Papierrubel wieder herauszugeben, und damit hatten seine Beziehungen zu den Insassen des Nina-Baues ihre Ende erreicht.
    Bei diesem Zusammentreffen theilte ihm Ben-Zouf gleichzeitig mit, daß der ganze Grund und Boden der Gallia aus gutem Golde bestand, das freilich weder hier einen Werth besaß, noch nach der Rückkehr zur Erde seiner übergroßen Menge wegen einen solchen erhalten konnte.
    Der Jude glaubte natürlich nur, daß Ben-Zouf sich über ihn lustig machen wolle. Er schenkte seinen Geschichtchen jetzt wie früher keinen Glauben, sondern trachtete mehr als je darnach, allen Münzvorrath der Kolonie an sich zu bringen.
    Dem Nina-Bau widerfuhr also niemals die Ehre eines Besuches seitens des Juden Hakhabut.
    »Es ist doch erstaunlich, bemerkte Ben-Zouf wiederholt, wie leicht man sich daran gewöhnt, ihn niemals zu sehen!«
    Gerade jetzt dachte aber Isaak Hakhabut daran, mit den übrigen Bewohnern der Gallia einige Verbindungen anzuknüpfen. Einerseits begannen verschiedene seiner Waarenvorräthe zu verderben, andererseits lag ihm natürlich daran, sein ganzes Lager vor der Rückkehr nach der Erde in Geld umzusetzen. Auf der alten Erdkugel erzielten seine Waaren im günstigsten Falle höchstens den üblichen Marktpreis, auf der Gallia dagegen mußten sie, im Hinblick auf ihre Seltenheit und den dringenden Bedarf, eine sehr hohe Verwerthung finden, da – der Jude wußte das sehr gut – sich doch Jeder nur an ihn wenden konnte.
    Zu derselben Zeit begannen auch einige vor Allem nothwendige Artikel, wie Oel, Kaffee, Zucker, Tabak u. dgl. im Hauptmagazine zur Neige zu gehen. Ben-Zouf hatte seinem Kapitän davon Meldung gemacht. Dieser beschloß, getreu seinem, Isaak Hakhabut gegenüber bisher eingehaltenen Benehmen, die Waaren der Hansa gegen Baarzahlung einzutauschen.
    Diese Uebereinstimmung der Gedanken zwischen dem Verkäufer und den Käufern mußte es dem Juden erleichtern, frühere Beziehungen zu den Bewohnern von Warm-Land wieder aufzunehmen, resp. neue anzuknüpfen. In Folge des unausbleiblichen Steigens der Preise hoffte Isaak Hakhabut, binnen Kurzem alles Gold und Silber der Kolonie zusammengerafft zu haben.
    »Leider, sagte er, wenn er in seiner engen Cabine so für sich hin speculirte, übertrifft der Werth meiner Ladung weitaus den des Geldes, über welches die Leutchen da verfügen können. Wenn ich nun Alles im Kasten habe, womit sollen sie mir abkaufen den Rest meiner Waaren?«
    Diese Aussicht beunruhigte den Wucherer nicht wenig. Zum Glück erinnerte er sich noch rechtzeitig, daß er ja nicht allein Waarenhändler, sondern auch Gelddarleiher, oder richtiger Halsabschneider sei. Konnte er dieses einträgliche Geschäftchen, das auf der Erde in so hoher Blüthe stand, nicht auch auf der Gallia fortsetzen? Seine letzte Operation dieser Art war doch dazu angethan, ihn zu weiteren zu reizen.
     

    »Ich erwarte europäische Preise!« entgegnete einfach Kapitän Servadac. (S. 356.)
     
    Isaak Hakhabut – ein logischer Kopf – gelangte nun nach und nach zu folgenden Erwägungen:
    »Wenn die Leute kein Geld mehr haben, besitze ich immer noch Waaren, da diese gewiß ihren hohen Preis behalten. Wer hindert mich dann, ihnen Geld zu leihen, natürlich nur Denen, deren Unterschrift mir ›gut‹ scheint? Ei, wenn die Schuldscheine auch auf der Gallia ausgefertigt wurden, werden sie doch haben auf der Erde dieselbe Giltigkeit. Werden sie dann zur Verfallzeit nicht eingelöst, lass’ ich protestiren die Wechselchen, und die Gerichtsdiener werden besorgen das Uebrige. Der Ewige im Himmel verbietet ja den Menschen nicht, zu wuchern mit ihrem Pfunde. Im Gegentheil. Da ist nun ein Kapitän Servadac und vorzüglich ein Graf Timascheff, die mir zahlungsfähig aussehen und nicht geizen mit ein paar Procent Interessen. O, Du Herrgott Israel’s, werd’ ich doch nicht böse sein zu verleihen einiges Geld, das in der wirklichen

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