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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schicksal natürlich nicht wenig. Alles Werthvolle war aus ihrem Innern zwar herausgeschafft und nur der Rumpf, die Bemastung und die Maschine übrig geblieben; aber gerade dieser Schiffsrumpf konnte ja noch bestimmt sein, im Falle der Noth der ganzen kleinen Kolonie eine letzte Zufluchtsstätte zu bieten. Wenn derselbe nun mit Eintritt des Thauwetters in Folge des gar nicht abzuwendenden Sturzes in tausend Stücken zerbrach und die Bewohner der Gallia vielleicht gezwungen wären, Warm-Land zu verlassen, welches andere Schiff hätte ihnen es dann ersetzen können?
    Die Tartane gewiß nicht, denn diese war ja ebenso bedroht und ihr stand ohne Zweifel dasselbe Schicksal bevor. Die Hansa schien sogar weniger gut vom Eise unterstützt zu sein, denn sie neigte sich schon in einem sehr beunruhigenden Winkel zur Seite. Es wurde gefährlich, sie noch länger zu bewohnen. Der Jude verstand sich trotz Allem nicht dazu, seine Ladung zu verlassen, die er Tag und Nacht bewachen zu müssen glaubte. Er fühlte es recht wohl, daß sein Leben bedroht sei, sein Hab und Gut aber noch weit mehr, und er entblödete sich nicht, denselben »Ewigen«, den er bei jedem dritten Worte anrief, für alle die Prüfungen, die er auf ihn häufte, regelrecht zu verwünschen.
    Unter diesen Umständen sah sich Kapitän Servadac zu einem Entschlusse genöthigt, dem der Jude sich unterwerfen mußte. Wenn Isaak Hakhabut’s Leben auch für die anderen Mitglieder der Kolonie nicht gerade unentbehrlich schien, so hatten doch seine Waarenvorräthe einen unschätzbaren Werth. Jedenfalls mußten diese zunächst dem nahen Verderben entrissen werden. Kapitän Servadac versuchte auch zuerst, dem Juden Angst wegen seiner eigenen Person einzuflößen, erreichte damit aber so gut wie nichts. Der Jude wollte eben nicht ausziehen.
    »Das steht Euch zuletzt frei, hatte ihm Kapitän Servadac auf seine Weigerung geantwortet, Eure Waaren werden aber in eines der Magazine von Warm-Land geschafft werden.«
    Die Klagelieder, welche Isaak Hakhabut darum hören ließ, rührten trotz ihres jämmerlichen Tones doch Niemanden, und die angesagte Ausräumung fand im Laufe des 20. Decembers wirklich statt.
    Dem Juden war es ja erlaubt, sich im Nina-Baue häuslich einzurichten und ganz wie vorher seine Waaren zu bewachen, zu verkaufen und zu handeln nach bestimmtem Preise und Gewichte. Es wurde ihm nicht das Geringste in den Weg gelegt. Wahrlich, wenn sich Ben-Zouf überhaupt erlaubt hätte, seinen Kapitän zu tadeln, so wäre es darüber gewesen, daß man diesem erbärmlichen Kinde Israel’s gegenüber so viel Schonung beobachtete.
    Im Grunde stimmte Isaak Hakhabut dem Beschlusse des General-Gouverneurs eigentlich vollkommen zu. Er wahrte ja sein Interesse und brachte ihn selbst und seine Reichthümer in Sicherheit, und dazu hatte er für die Entladung der Tartane »nichts zu zahlen«, da sie gegen seinen Willen ausgeführt worden war.
    Mehrere Tage lang beschäftigte diese Arbeit die Russen und die Spanier. Warm gekleidet und den Kopf dicht verhüllt, widerstanden sie der niedrigen Temperatur ohne Beschwerden. Nur mußten sie sich hüten, metallene Gegenstände, welche sie transportirten, mit bloßen Händen anzufassen. Die Haut der Finger wäre unzweifelhaft ebenso daran hängen geblieben, als wären sie in rothglühendem Zustande gewesen – denn die Wirkung sehr heftiger Kälte gleicht derjenigen höherer Hitzegrade vollkommen. Die Arbeit verlief ohne Zwischenfall und die Ladung der Hansa wurde endlich in einer der weiten Galerien des Nina-Baues untergebracht.
    Lieutenant Prokop beruhigte sich nicht eher, als bis Alles in Ordnung war.
    Jetzt entschloß sich nun Isaak Hakhabut, da ihm jede Ursache fehlte, noch länger in der Tartane zu wohnen, auch die Galerie, welche seine Waaren barg, selbst zu beziehen; wir gestehen gern, daß er dadurch nur wenig belästigte. Man sah ihn sehr selten. Er schlief neben seinen Waaren und ernährte sich von ihnen. Eine Spirituslampe genügte seinen mehr als bescheidenen Küchenbedürfnissen. Die Bewohner des Nina-Baues unterhielten niemals besondere Beziehungen zu ihm, außer wenn es sich für sie darum handelte, zu kaufen und für ihn zu verkaufen. Eines aber war sicher daß das ganze Gold und Silber der kleinen Kolonie nach und nach in einen dreifach verschlossenen Schrank zusammenfloß, dessen Schlüssel Isaak Hakhabut niemals verließ.
    Der erste Januar des Erdenjahres nahte heran. Nach wenig Tagen war ein Jahr verflossen seit dem

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